Was ist das RS-Virus?
Das Respiratorische Synzytial-Virus, kurz RSV oder RS-Virus, ist ein weltweit verbreiteter Erreger von akuten Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege. Der Erreger stammt aus der Familie der Paramyxoviren, zu denen auch die Masern- und Mumpserreger zählen. Die RS-Viren können bei Menschen jeden Alters Infektionen auslösen und werden per Tröpfchen- oder Schmierinfektion übertragen.
Die Inkubationszeit beträgt drei bis sechs Tage. Nach einer Infektion entsteht jedoch keine langfristige Immunität, sodass erneute Infektionen häufig sind. In Mitteleuropa treten RSV-Infektionen meistens von Oktober bis Dezember sowie von März bis Mai auf.
Was lösen die RS-Viren aus?
Das RS-Virus befällt die Atemwege. Diese Infekte verlaufen bei älteren Kindern oder Erwachsenen meist asymptomatisch, also ohne erkennbare Symptome, oder wie eine normale Erkältung.
Bei Säuglingen ist die Infektion mit dem RS-Virus jedoch die häufigste Ursache für die Behandlung einer Atemwegserkrankung im Krankenhaus. Insbesondere bei Säuglingen unter sechs Monaten oder Kindern mit Vorerkrankungen (ehemalige Frühgeborene, Kinder mit Asthma oder angeborenen Herzfehlern, mit vermehrter Lungendurchblutung oder einer zu geringen Versorgung des Blutes mit Sauerstoff, der „Blausucht“, sowie Kinder mit Immunschwäche), kann die Erkrankung schwerer verlaufen oder die Grunderkrankung negativ beeinflussen.
Bei jungen Säuglingen (erstes Lebenshalbjahr) werden insbesondere die kleinsten Atemwege, die sogenannten Bronchiolen, von den RS-Viren befallen. Diese Kinder benötigen häufig eine Überwachung der Sauerstoffsättigung, da die Erkrankung zu Atempausen führen kann. Auch zusätzlicher Sauerstoff kann nötig sein, da der Gasaustausch gestört ist.
Ältere Säuglinge (zweites Lebenshalbjahr) erkranken durch das RS-Virus häufiger auch an einer Bronchitis, hier verengen sich die etwas größeren Bronchien. Diese sogenannte obstruktive (verengende) Bronchitis behindert die Ausatmung. Betroffene Kinder benötigen unter Umständen ebenfalls zusätzlich Sauerstoff.
Mit Beginn des zweiten Lebensjahrs haben die meisten Kinder bereits eine RS-Infektion durchgemacht. Reinfektionen mit dem RS-Virus treten lebenslang und beinahe jährlich auf – die Erkrankten zeigen dann aber nur wenige bis keine Symptome.
Was sind Symptome einer RSV-Infektion bei kleinen und großen Säuglingen?
Die Kinder sind sehr häufig schlapp und trinken zu wenig. Bei größeren Säuglingen ist manchmal eine angestrengte Ausatmung wahrnehmbar.
Folgende Symptome können bei kleinen und großen Säuglingen zählen:
- Schnelles, angestrengtes Atmen
- Kraftlosigkeit
- Blasse Hautfarbe
- Trinkschwach
- Atempause
- Erhöhte Temperatur oder Fieber
- Kühle Finger und Hände
RSV-Bronchiolitis bei Kleinkindern
Der Verdacht auf eine Bronchiolitis kann häufig schon nach dem Abhören gestellt werden. Die behandelnde Ärztin oder der Arzt hört dabei ein typisches „Knister-Rasseln“, die sogenannten „Crackels“. Zur Sicherung der Diagnose wird ein Rachenabstrich genommen und ein PCR-Test gemacht. Dieser erfolgt meist als Schnelltest, sodass das Ergebnis innerhalb kurzer Zeit verfügbar ist.
Manchmal ist es nötig, ein Röntgenbild der Lunge zu machen, um die Diagnose abzusichern beziehungsweise eine andere Erkrankung auszuschließen.
Wie sieht die Behandlung von RSV aus?
Ähnlich wie bei der Grippe oder anderen Erkältungskrankheiten werden nur die Symptome behandelt.
Die symptomatische Therapie besteht unter anderem aus:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr
- Fiebersenkende Maßnahmen
- Nasenspülungen
- Gegebenenfalls Sauerstoffzufuhr
Atemunterstützende Maßnahmen
Bei kleinen Säuglingen hilft es, die Nase mit Kochsalzlösung zu spülen. Sogenannte adstringierende Nasentropfen sollten bei Säuglingen jedoch nicht eingesetzt werden. Inhalationen mit Medikamenten, welche die Bronchien erweitern sowie Cortison sind nur in Einzelfällen medizinisch sinnvoll, da sie meistens nicht hilfreich sind. Ihr Einsatz sollte immer nur in Rücksprache mit der Kinderärztin oder dem Kinderarzt erfolgen.
Sollten Eltern den Eindruck haben, dass das Kind Atemnot hat beziehungsweise angestrengt atmet, sollte unbedingt eine Vorstellung bei der Kinderärztin oder dem Kinderarzt erfolgen. Diese/r kann dann über das weitere Vorgehen entscheiden und gegebenenfalls eine Krankenhauseinweisung veranlassen. Je nach Zustand der Patientin/des Patienten ist die Gabe von Sauerstoff über eine Nasenbrille erforderlich. In schwereren Fällen kann – ebenfalls in Rücksprache mit der Kinderärztin/dem Kinderarzt – eine Inhalation mit Adrenalin und/oder konzentriertem Kochsalz sinnvoll sein. Wichtig ist, zu beobachten, ob es zu einer Besserung der Symptome kommt.
Größere Säuglinge können in Einzelfällen von Inhalationen profitieren, die bronchienerweiternd wirken, wenn eine Verengung nachgewiesen wurde. Dies sollte jedoch ebenfalls nur nach ärztlicher Rücksprache erfolgen.
Flüssigkeitszufuhr
Säuglinge verlieren durch die vermehrte Atemarbeit mehr Flüssigkeit und trinken aber oft zu wenig. Schwer erkrankte Kinder bekommen daher Flüssigkeit über einen Venenzugang.
Reduktion von Stress
Auch Ruhe ist wichtig, damit sich die Kinder erholen. So sollten sie zur krankheitsbedingten vermehrten Atemarbeit nicht noch weiterem Stress ausgesetzt sein.
Selten Antibiotikagabe
Eine vorbeugende Gabe von Antibiotika ist nicht Teil der Therapie, da sie gegen das RS-Virus nicht wirksam sind. Sie kommen nur bei komplizierten Verläufen mit hohem Fieber, hohen Entzündungswerten und zusätzlicher bakterieller Infektion zum Einsatz.
Krankheitsverlauf und Prognose
Die meisten Kinder überstehen die RSV-Infektion innerhalb weniger Tage. In manchen Fällen ist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Dieser kann wenige Tage, manchmal auch etwas länger dauern. Fast alle erkrankten Kinder werden wieder vollständig gesund.
Wann sollten Eltern mit ihrem Kind ins Krankenhaus?
Sobald Eltern den Eindruck haben, dass ihr Kind Atemnot hat beziehungsweise die Atmung erschwert ist und es längere Pausen beim Luftholen macht, sollten sie unbedingt Kinderärzt:innen aufsuchen. Bei schweren Fällen können diese ins Krankenhaus überweisen.
Bei Kindern mit Vorerkrankungen und Frühgeborenen sollten bereits erste Warnzeichen, wie Husten und Fieber, prinzipiell ärztlich abgeklärt werden.
Wie kann man dem RS-Virus vorbeugen?
Den besten Schutz gegen eine RSV-Infektion bieten normale Hygieneregeln. Allerdings lässt sich auch damit nicht immer eine Ansteckung verhindern. Erkrankte Kleinkinder mit Erkältungssymptomen sollten sich von kleinen Säuglingen und vorerkrankten Kindern am besten fernhalten. Schwangere und ungeborene Kinder sind nicht gesondert gefährdet.
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt allen Neugeborenen und Säuglingen eine RSV-Prophylaxe mit dem monoklonalen Antikörper Nirsevimab (Beyfortus) als Einmaldosis.
Besonders gefährdete Kinder bekommen möglicherweise im ersten Lebensjahr während der RSV-Saison monatlich eine passive Impfung, die einen schweren Verlauf der Erkrankung, also einen Krankenhausaufenthalt, verhindern kann. Allerdings sind hierzu fünf bis sechs Immunisierungen erforderlich, was jeweils eine kleine Spritze bedeutet, sodass hier strenge Indikationen gelten. Bei der passiven Impfung werden die Antikörper direkt gespritzt. Das hat den Nachteil, dass der Körper diese nicht nachbauen kann, sobald er sie abgebaut hat.
Insbesondere für Frühgeborene oder Neugeborene mit angeborenen Herzfehlern oder chronischen Lungenerkrankungen wird die passive RVS-Immun-Prophylaxe empfohlen.
Leider gibt es bisher keine aktive Impfung gegen RSV. Bei der aktiven Impfung wird ein Antigen oder die Information für ein Antigen geimpft, welches im Körper selbstständig Antikörper produziert.