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Schilddrüse - Kleines Organ mit großer Wirkung

Die Schilddrüse ist ein hormonproduzierendes Organ, das den gesamten Stoffwechsel und Energiehaushalt des Menschen reguliert. Die kleine Drüse benötigt vor allem Jod, um ihre Funktion ausüben zu können. Doch was heißt das genau? Wofür brauchen wir die Schilddrüse? Welche Fehlfunktionen gibt es im Zusammenhang mit der Schilddrüse? Diese und weitere Fragen beantworten wir Ihnen hier.

 

Woman showing painted thyroid gland on her neck. Enlarged butterfly-shaped thyroid gland, isolated on white background,Woman showing painted thyroid gland on her neck. Enlarged butter

Was ist die Schilddrüse?

Die Schilddrüse (Thyreoidea) ist nicht viel größer als ein Schmetterling und doch trägt sie mit einem Gewicht von etwa zehn bis 20 Gramm maßgeblich zu unserem Wohlbefinden bei. Sie liegt unterhalb des Kehlkopfes an der Luftröhre und produziert Hormone, die für den menschlichen Organismus unentbehrlich sind. Wenn die Schilddrüse Probleme bereitet, schlägt sich dies auf den gesamten Organismus nieder. Sowohl ein zu wenig (Unterfunktion) als auch ein zu viel (Überfunktion) an Schilddrüsenhormonen kann zu ernsthaften Störungen von wichtigen Körperfunktionen führen.

Welche Aufgaben hat die Schilddrüse?

Unsere Schilddrüse produziert Schilddrüsenhormone, welche vielfältige Aufgaben haben und lebenswichtig sind. Bezüglich der hormonellen Steuerung wird die Schilddrüse auch häufig als Motor des Körpers bezeichnet. Zu den Aufgaben gehören zum Beispiel die Regulierung des Wärme- und Kältehaushalts, Einfluss auf das Herz- Kreislaufsystem, Beeinflussung des Wachstums beziehungsweise Schlaf- und Wachrhythmus und vieles mehr.

Warum spielt Jod für die Schilddrüse eine Rolle?

Um Schilddrüsenhormone überhaupt produzieren zu können, braucht die Schilddrüse das Spurenelement Jod. In fast allen Lebensmitteln ist Jod enthalten, daher empfiehlt sich eine abwechslungsreiche Ernährung, um den täglichen Bedarf von 150 bis 200 Milligramm je nach Alter und gesundheitlichem Zustand zu decken. Besonders viel Jod enthält der Seefisch, aber auch Jodsalz zum Würzen und Kochen hilft, den täglichen Bedarf zu decken.

Die Hormone in der Schilddrüse 

Die Schilddrüse produziert die beiden wichtigsten Hormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin). Beide beeinflussen den Grundumsatz und regeln viele Funktionen des Körpers. Um die Hormone herstellen zu können, benötigt die Schilddrüse Jod, das sich im Blut befindet. Die beiden Hormone werden in der Schilddrüse gespeichert und bei Bedarf an das Blut abgegeben.

Der Regelkreis der Schilddrüse

Eine wichtige Rolle zur Herstellung und Steuerung der Schilddrüsenhormone spielt das Hormon TSH, das in der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) produziert wird. TSH wirkt schilddrüsenstimulierend. Sind zu wenig Schilddrüsenhormone im Körper vorhanden, so steigert die Hirnanhangsdrüse den Arbeitsbefehl für die Bildung des TSH. Dadurch werden die Schilddrüsenzellen zur Aufnahme von Jod und zur Bildung der Hormone T3 und T4 angeregt. Über den Blutkreislauf erfüllen die beiden Hormone dann ihre wichtigen Funktionen. Sind zu viele Schilddrüsenhormone im Körper, zum Beispiel bei einer Überfunktion, produziert die Hirnanhangsdrüse weniger TSH.

Fehlfunktionen und Erkrankungen der Schilddrüse

Es wird wie vorab beschrieben vor allem zwischen Fehlfunktionen (Über- und Unterfunktion) unterschieden. Zudem stehen Veränderungen in Größe und Beschaffenheit (Vergrößerungen, Knoten, Tumore) der Schilddrüse im Fokus der Untersuchung. Häufig bestehen Überschneidungen und Mischformen. Darüber hinaus gibt es Autoimmunerkrankungen (Fehlsteuerung des Immunsystems) der Schilddrüse.

Überfunktion der Schilddrüse

Bei einer zu hohen Ausschüttung von Schilddrüsenhormonen wird von einer Überfunktion der Schilddrüse gesprochen. Für Betroffene äußert sich das durch innere Unruhe, Nervosität, Schwitzen, einen roten Kopf, einen schnelleren Herzschlag und häufig auch Gewichtsabnahmen. Durch diese ständige Anspannung im Körper kommt es häufig auch zum Gefühl totaler Erschöpfung.

Unterfunktion der Schilddrüse

Bei einer Unterfunktion der Schilddrüse wird von einer mangelhaften Hormonproduktion der Schilddrüse gesprochen, welche sich auf alle Stoffwechselprozesse des Körpers auswirken kann. Bei einer langanhaltenden Unterfunktion berichten Betroffene von einer verringerten Leistungsfähigkeit, Müdigkeit, spröden Haaren beziehungsweise von Gewichtszunahme.

Was ist ein Kropf?

Zu einer der häufigsten Schilddrüsenerkrankungen zählt die krankhafte Vergrößerung der Schilddrüse: Struma (Kropf). Als Folge der Vergrößerung können der Halsumfang zunehmen und Knoten entstehen. Engt die Struma Luft- und Speiseröhre ein, kann sie das Atmen und das Schlucken behindern.

Knoten in der Schilddrüse?

Schilddrüsenerkrankungen können in jedem Lebensalter auftreten. Beinahe jeder dritte Erwachsene in Deutschland hat mindestens eine krankhafte Schilddrüsenveränderung. Knoten sind eine Veränderung des Organs, welche häufig durch Jodmangel entstehen. 95 Prozent erweisen sich als kalte Knoten. Diese produzieren keine Schilddrüsenhormone und können so zu einer Unterfunktion führen.

Nur fünf Prozent der Knoten sind heiße Knoten, welche zu einer Überfunktion der Schilddrüse führen und somit mehr Hormone bilden. Von den kalten Knoten sind maximal ein bis zwei Prozent bösartig als Schilddrüsenkrebs.

Was bedeutet autoimmun?

Als autoimmun bezeichnet man eine überschießende Reaktion des Immunsystems gegen körpereigenes Gewebe. Das Immunsystem nimmt körpereigenes Gewebe als einen Fremdkörper wahr und will es bekämpfen. Dadurch kommt es zu schweren Entzündungsreaktionen, die zu Schäden der betroffenen Organe führen.

Frauen erkranken häufiger als Männer: Auf sieben erkrankte Frauen kommt ein erkrankter Mann. Meist tritt die Erkrankung zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf, seltener bei Kindern oder in höherem Alter. In einigen Familien kommt der Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung, die eine Schilddrüsenüberfunktion auslöst). gehäuft vor. In Phasen der hormonellen Umstellung wie der Pubertät, nach einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren wird die Erkrankung begünstigt.

Es können auch Kinder erkranken. Der Schweregrad und der Verlauf der Erkrankung sind sehr unterschiedlich. In einigen Fällen treten wenige Beschwerden auf und durch die Gabe schilddrüsenhemmender Medikamente wird in den meisten Fällen eine vollständige oder vorübergehende Heilung erzielt.

Jedoch kann die Erkrankung jederzeit wieder auftreten. Hierbei spielen ursächlich genetische, immunologische und Umwelteinflüsse eine entscheidende Rolle. Daneben wird auch der Einfluss von psychischem Stress als Auslöser der Erkrankung diskutiert.

Was ist die Hashimoto-Thyreoiditis?

Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Entzündung der Schilddrüse, welche durch Antikörper hervorgerufen wird. Es handelt sich ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper Antikörper gegen die eigene Schilddrüse bildet. Durch die Zerstörung der Schilddrüse kommt es zu einer Unterfunktion bis hin zu der Notwendigkeit, einer regelmäßigen Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Es gibt verschiedene Verläufe und unterschiedliche Behandlungsansätze.

Was sind Adenome der Nebenschilddrüsen?

Die Nebenschilddrüsen sind vier linsengroße Organe, die sich an der Rückseite der Schilddrüse befinden. Bei der Schilddrüse und der Nebenschilddrüse handelt es sich um unabhängige Organe, die „zufällig“ nebeneinanderliegen. Die Nebenschilddrüsen produzieren ein Hormon, das für den Kalziumhaushalt und für den Knochenstoffwechsel verantwortlich ist.

Funktionsstörungen der Nebenschilddrüsen durch Vergrößerung („Adenome“) führen zu extremen hormonellen Veränderungen an anderen Organen. Derartige Vergrößerungen werden operativ entfernt. In der Regel ist es möglich, die Operationen mit patientenfreundlichen, minimal-invasiven Verfahren durchzuführen.

Wie wird die Schilddrüse untersucht?

Nuklearmedizinische Untersuchungen an der Schilddrüse werden mit Szintigraphie durchgeführt - einem Verfahren, bei dem durch die Injektion von leicht radioaktiven Stoffen bestimmte Vorgänge im Körper sichtbar gemacht werden. Das verwendete Mittel Technetium markiert dabei den Jodstoffwechsel der Schilddrüse und stellt diesen im funktionierenden Gewebe genau dar. Über- und Unterfunktionen oder die Aktivität von Knoten in der Schilddrüse werden so präzise nachgewiesen. Die Szintigraphie hilft den Ärzt:innen auch, mögliche Tumore exakt zu bestimmen.  

Was ist eine Radiojodtherapie?

Die Radiojodtherapie ist seit rund 40 Jahren eine wirkungsvolle und nebenwirkungsfreie Behandlungsmethode. Mit ihr werden gezielt überaktive Schilddrüsenanteile behandelt und normal funktionierende Anteile geschont. Zum Einsatz kommt dabei eine radioaktive Form des normalen Jods, das als Bestandteil der Nahrung bekannt ist. Das radioaktive Jod wird in Form einer kleinen Kapsel eingenommen. So gelangt es in die Blutbahn von den überaktiven Anteilen der Schilddrüse.

In über 90 Prozent aller Fälle kann mit einer einzigen Therapie die Überfunktion der Schilddrüse geheilt werden. Es gibt keine Nebenwirkungen. 

Wann ist eine Schilddrüsen-Operation nötig?

Es gibt klare Leitlinien, wann eine Schilddrüse operiert werden sollte. Indikatoren wie Beschwerden, Kinderwunsch, Einschränkungen anderer lebenswichtigen Funktionen (Atmung, Herz) können für eine Operation ausschlaggebend sein. Am Ende handelt es sich immer um eine individuelle Entscheidung zwischen Patient:in und dem behandelnden Fachpersonal.

Häufige Fragen zur Schilddrüsenoperation

Immer wieder tauchen Fragen im Zusammenhang mit der Schilddrüsenbehandlung auf. Die häufigsten Fragen beantwortet unser Schilddrüsenexperte Prof. Dr. Peter Lamesch, Chefarzt der Klinik für Chirurgie der Helios Klinik Schkeuditz:

Muss ich Angst vor der Narkose haben?

Prof. Dr. Peter Lamesch: Es ist unser Ziel, Patienten so zu informieren, dass sie sich von der Qualität der anästhesiologischen Betreuung überzeugen können, über den Ablauf aufgeklärt sind und der Narkose beruhigt und ohne Sorgen entgegensehen können. Denn letztlich steht die Patientensicherheit für uns an allererster Stelle.

Bei circa der Hälfte der Patienten kommt es unmittelbar nach der Operation zu Übelkeit und Erbrechen, was sich medikamentös in der Regel gut behandeln lässt. Kopfschmerzen und Schluckstörungen können in den ersten beiden Tagen nach der Operation auftreten.

Wie hoch ist das Risiko, dass ich nach der Operation heiser bin?

Prof. Dr. Lamesch: Bei einem Ersteingriff liegt das Risiko einer dauerhaften Heiserkeit wegen einer Stimmbandlähmung bei 0,5 bis ein Prozent. Bei Wiederholungseingriffen kann das Risiko höher sein. Das hängt beispielsweise von der Größe der Schilddrüse und dem Vorliegen von Verwachsungen ab.

Wie lange muss ich im Krankenhaus bleiben?

Prof. Dr. Lamesch: In den meisten Fällen können die Patienten zwei bis drei Tage nach der Operation entlassen werden. Die Wunde wird durch Hautkleber verschlossen, sodass kein Faden entfernt werden muss. Eine Drainage wird nur in Ausnahmefällen gelegt.

Ich nehme blutverdünnende Medikamente (ASS, Falithrom) ein. Muss ich das vor der Operation absetzen?

Prof. Dr. Lamesch: Über die Verordnungsweise dieser Medikamente vor und während des Klinikaufenthalts werden unsere Operateure und Anästhesisten mit Ihnen sprechen und entscheiden.

Wie groß ist die Narbe? Sieht man die Narbe nach der Operation?

Prof. Dr. Lamesch: Die Wunde ist im Durchschnitt fünf Zentimeter lang, bei minimalinvasiven Eingriffen zwei Zentimeter. Die Länge des Schnittes richtet sich nach dem Befund und sollte auch adäquat lang sein, um ein möglichst sicheres Entfernen der erkrankten Schilddrüse zu gewährleisten. Durch schonende Wund- und Narbenbehandlung während und nach der Operation ist in den meisten Fällen die Narbe nach Ablauf eines Jahres unauffällig. Bei einem Teil der Patienten kann es postoperativ (nach Operation) zu Schwellungen und Verwachsungen kommen, die sich meistens jedoch auch zurückbilden.

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