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Schlaflabor: Schlafproblemen auf der Spur

Wer unter Schlafstörungen leidet, kann seinen Schlaf in einem Schlaflabor gründlich untersuchen und eine Diagnose ermitteln lassen. Wir verraten Ihnen, warum sich ein bis zwei Nächte im Schlaflabor positiv auf Ihren Schlaf auswirken können.

Ärztin befragt Senior als Patient in der Anamnese

Wann kann das Schlaflabor helfen?

„Natürlich müssen Sie nicht ins Schlaflabor kommen, wenn Sie mal zwei, drei Tage am Stück schlecht schlafen“, sagt Dr. Andre Barleben, Oberarzt im pneumologischen Schlaflabor der Helios Kliniken Schwerin. Oft habe schlechter Schlaf einfach mit der falschen Schlafhygiene zu tun, etwa mit warmen Temperaturen im Sommer. „Wenn Sie sich in einer warmen Sommernacht dann noch einen späten Grillimbiss und alkoholische Getränke genehmigen, ist ein unruhigerer Schlaf nichts Ungewöhnliches“, so der Schlafmediziner.

Doch die Schlafmedizin kennt zahlreiche Schlafstörungen, die tieferliegende Ursachen haben als eine ungünstige Schlafumgebung oder eine vorübergehende Ausnahmesituation.

Einige dieser Schlafprobleme können auf andere Erkrankungen zurückgeführt werden. „Störungen, die in Richtung Depression oder Burn-out gehen und mit starker Erschöpfung verbunden sind, werden in der Regel von Neurologen oder Psychiatern behandelt“, sagt Dr. Barleben.

„Zu uns kommen zumeist Menschen mit somatischen Schlafstörungen, die also organisch bedingt sind. Sie litten tagsüber oft an starker Müdigkeit und Schläfrigkeit, so als würden sie gleich einschlafen. Diese Gruppe ist bei uns im Schlaflabor gut aufgehoben.“

Bedarf an Schlaflaboren wurde unterschätzt

In den 1990er Jahren ging man von einem geringen Bedarf an Schlaflaboren aus. Dr. Barleben: „Damals ging man davon aus, dass etwa zwei bis vier Prozent der Menschen unter Schlafstörungen leiden.“.  Angaben der Deutsche Stiftung Schlaf zufolge, liegt Schlafapnoe bei rund vier bis fünf Prozent der Bevölkerung vor.

Schlafapnoe-Patient:innen mit gefährlichen Atemaussetzern sind typische Gäste im Schlaflabor. „Die Betroffenen schnarchen so, dass sich der Hals verschließt und keine frische Luft mehr in die Lunge strömt“, sagt Dr. Barleben. Es folgt eine Weckreaktion durch den abfallenden Sauerstoffgehalt im Blut. „Diese Weckreaktion stört den Schlaf“, verdeutlicht der Schlafmediziner. „Der Schlaf bleibt im flachen Zustand, Traum- und Tiefschlafphasen kommen zu kurz.“ Die Folge: Der Schlaf ist nicht erholsam.

Die Betroffenen – überwiegend Männer – fühlen sich zwar häufig müde, Maßnahmen ergreifen aber immer noch zu wenige, wie Dr. Barleben berichtet: „Oft müssen sie von ihren Partnerinnen oder Partnern, die die Atemaussetzer in der Nacht mitbekommen, zum Arztbesuch regelrecht verdonnert werden.“

Helios Kliniken Schwerin

Oberarzt Schlaflabor

Zu uns kommen zumeist Menschen mit somatischen Schlafstörungen, die also organisch bedingt sind. Sie litten tagsüber oft an starker Müdigkeit und Schläfrigkeit, so als würden sie gleich einschlafen. Diese Gruppe ist bei uns im Schlaflabor gut aufgehoben.

Wann ins Schlaflabor?

Liefert der Blick der Hausärztin oder des Hausarztes auf die gesundheitliche Vorgeschichte keine Hinweise auf eine anderweitige Schlafstörung, wird eine Voruntersuchung angeregt. „In diesem Fall nimmt der Patient ein kleines Gerät mit nach Hause. Das zeichnet auf, ob im Schlaf etwas passiert, was den Schlaf stört.“ Werden Auffälligkeiten festgestellt, erfolgt die Überweisung ins Schlaflabor.

So verläuft eine Nacht im Schlaflabor

1. Die Voruntersuchung

Patient:innen, die die Nacht im Schlaflabor verbringen, kommen tagsüber zur Voruntersuchung. In stationär arbeitenden Schlaflaboren bleiben die Schlafpatienten oft gleich da.

In ambulanten Schlaflaboren gehen sie nach der Voruntersuchung oft noch einmal nach Hause und kommen abends zum Schlafen wieder.

2. Die Verkabelung

Am Abend zwischen 21.00 und 22.00 Uhr werden die Schlafpatient:innen verkabelt: je nach Bedarf unter anderem mit Brustgürtel, Bauchgürtel, Sauerstoffsensor, Schnarch-Mikrofon und allen möglichen Elektroden am Kopf.

„Durch die Messgeräte schlafen viele natürlich etwas unruhiger. Wir sehen an den Messdaten, dass sie zum Beispiel häufiger aufwachen oder länger im Flachschlaf bleiben. Trotzdem sind die Messungen fast immer aussagekräftig.“

Nur ganz selten können Patient:innen gar nicht schlafen. Dann wird die erste Nacht als „Adaptationsnacht“ gewertet und eine weitere „Diagnostiknacht“ folgt. Meistens aber profitieren die Schlafmediziner:innen von der Aufregung vor dem Krankenhausaufenthalt. „Wenn die Patient:innen deswegen in der Nacht zuvor zu Hause schlecht schlafen, schlafen sie bei uns umso besser“, erklärt Dr. Barleben

Die ganze Nacht über ist ein Team von Funktionsdiagnostiker:innen vor Ort, das die verkabelten Patient:innen betreut. Über einen Klingelknopf können die Patient:innen einen Mitarbeitenden herbeirufen, etwa um die Kabel für einen nächtlichen Toilettengang zu entfernen.

3. Die Aufzeichnung

Die Aufzeichnung der Messdaten läuft in der Regel acht Stunden lang – von 22.00 Uhr abends bis 6.00 Uhr morgens. Sechs Stunden davon werden im Schnitt ausgewertet.

Je nach Ergebnis der Voruntersuchung werden eine ganze Reihe von Werten überwacht, um ein aussagekräftiges Schlafprofil zu erhalten, unter anderem:

  • Atmung an Mund und Nase
  • Augenbewegungen im EOG (Elektrookulografie)
  • Hirnströme im EEG (Elektroenzephalogramm)
  • Muskelspannung im EMG (Elektromyografie)
  • Herzrhythmus im EKG (Elektrokardiogramm)
  • Sauerstoffgehalt im Blut

Hinzu können Video- und Tonbandaufnahmen kommen, mit denen Schlafmediziner:innen das Schnarchen und das Liegeverhalten beobachten.

4. Die Auswertung

Für die Auswertung der gesammelten Messergebnisse am nächsten Morgen werden im besten Fall 15 bis 20 Minuten, manchmal bis zu 45 Minuten benötigt.

Die aufgezeichneten Werte verraten viel über das Schlafverhalten der Patient:innen, zum Beispiel:

  • Wann befinden sich die Patient:innen in welchem Schlafstadium?
  • Was passiert im Tiefschlaf, im Traumschlaf und im Flachschlaf?
  • In welcher Lage schlafen die Patient:innen – eher auf dem Rücken oder eher auf der Seite?

Wir suchen im individuellen Schlafprofil gezielt nach bestimmten Mustern und Unregelmäßigkeiten, die uns Hinweise für die Diagnose liefern, etwa Atemaussetzer beim Schnarchen.

5. Die Diagnose und Beratung

Meistens können wir anhand der entdeckten Auffälligkeiten und Muster eine recht genaue erste Diagnose vornehmen – und am nächsten Tag direkt in die Beratung gehen.

Im Beratungsgespräch werden die Weichen für die weitere Behandlung gestellt. Dr. Barleben: „Wenn wir etwa ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom feststellen, dann besprechen wir mit dem Betroffenen auch gleich konkrete Maßnahmen.“

Bei kleineren Störungen hängt das weitere Vorgehen auch vom individuellen Leidensdruck ab: Wie sehr leiden die Patient:innen unter der Störung? Sind sie durch die Müdigkeit stark im Alltag beeinträchtigt? Fühlen sich Partnerin oder Partner gestört?

6. Mögliche Therapiemaßnahmen nach der Nacht im Schlaflabor

Eine CPAP-Terapie – für die Atemwege

Eine klassische Behandlung von nächtlichen Atemstörungen, wie einer Apnoe, ist die sogenannte „CPAP“-Therapie (CPAP = Continuous Positive Airway Pressure).

Dabei tragen Betroffene nachts eine spezielle Maske, welche die Atemwege offenhält. „Die meisten Menschen kommen gut mit den Masken zurecht“, sagt Barleben.

Ein Zungengrund-Schrittmacher

Besonders Menschen mit Klaustrophobie können in seltenen Fällen Probleme mit dem Tragen der Maske haben. Für diese Menschen kann ein Zungengrund-Schrittmacher das Mittel der Wahl sein.

„Der Schrittmacher funktioniert ähnlich wie ein Herzschrittmacher“, erklärt Dr. Barleben. „Beim Einatmen wird die Zungengrundmuskulatur angespannt, um den Schlund zu öffnen – um so eine ungehinderte Atmung zu ermöglichen.“

Eine Unterkiefer-Protrusionsschiene

In weniger schweren Fällen kann eine sogenannte „Unterkiefer-Protrusionsschiene“ zum Einsatz kommen. Die Schiene schiebt den Unterkiefer nach vorne, um den Schlund zu erweitern und so das Atmen zu erleichtern.

Dr. Barleben: „Solche Schienen tragen häufig jüngere Männer, die ihr Schnarchen loswerden, aber aus Eitelkeit auf die Maske verzichten wollen.“

RLV – die Rückenlagevermeidung

Wenn die Schlafstörung selbst ungefährlich ist und das Vermeiden des Schnarchens im Vordergrund steht, können auch Maßnahmen zur Vermeidung der Rückenlage fruchten. „Viele Menschen schnarchen nur dann, wenn sie auf dem Rücken schlafen“, sagt der Schlafmediziner.

Es gibt inzwischen eine ganze Reihe von Produkten, die verhindern sollen, dass man nachts in Rückenlage gerät – von speziellen T-Shirts über Schlafwesten und Gurten bis hin zu Rucksäcken.

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