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Schlafstörungen: So klappt es mit der Nachtruhe

Einschlafprobleme und Schlaflosigkeit kennen Sie nur zu gut? Wir erklären Ihnen mögliche Ursachen von Schlafproblemen und verraten Ihnen, wann der Besuch in der hausärztlichen Praxis sinnvoll ist.

Wochenbettdepression

Ab und an ist schlechter Schlaf normal

Gelegentlich schlecht zu schlafen, ist nicht ungewöhnlich. Bei vielen Menschen führt schon die Verbesserung der Schlafhygiene zu einem deutlich erholsameren Schlaf.

Viele Schlafprobleme lassen sich auch auf störende Faktoren von außen zurückführen oder liegen schlichtweg in einer falschen Ernährung, zu viel Stress oder zu wenig Bewegung begründet.

Die Schlafmedizin listet rund 90 Schlafstörungen, die nicht auf äußere Faktoren, vorübergehende Ausnahmesituationen oder andere Erkrankungen zurückzuführen sind.

Symptome einer Schlafstörung

  • Schlafbeschwerden
  • verlängerte Einschlafzeit
  • häufiges nächtliches Aufwachen
  • flacher, unruhiger Schlaf
  • nicht erholsamer Schlaf
  • nächtliche Atemstillstände und Schnarchen
  • Müdigkeit am Tag
  • plötzliche Schlafanfälle am Tag
  • Abgeschlagenheit
  • Konzentrations- und Leistungsschwäche
  • Nervosität, Gereiztheit
  • Kopfschmerzen
  • Muskelschmerzen

Ursachen einer Schlafstörung

  • Schlafapnoe-Syndrom (krankhafte Atemstillstände)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa nach einem Schlaganfall
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch, Schlafmittel
  • Atemregulationsstörung bei Lungenerkrankungen
  • Chronischer Stress
  • Unregelmäßige Schlafzeiten
  • Narkolepsie (Schlaf- und Sturzattacken am Tag)
  • Angststörungen, Depressionen

Ist eine Schlafstörung harmlos oder gefährlich?

Allgemein gilt: Nachtprobleme sind Tagprobleme. Wirkliche Schlafstörungen manifestieren sich in irgendeiner Form im Tagesgeschehen, etwa wenn man nach einer durchwachten Nacht am nächsten Tag nicht arbeitsfähig ist. Zeigen sich solche Probleme am Tag nicht, liegt in der Regel auch keine Schlafstörung vor.

Deutliche Hinweise auf eine tiefersitzende Erkrankung können vorliegen, wenn wochenlange Schlafstörungen dazu führen, dass Betroffene zum Beispiel:

  • nicht leistungsfähig sind,
  • unter Depressionen leiden,
  • sich schlecht konzentrieren können,
  • häufiger in Sekundenschlaf verfallen,
  • unter erhöhtem Blutdruck leiden, ohne die Ursachen zu kennen.

Wen bei Schlafstörungen aufsuchen?

Oft sind sich Betroffene selbst gar nicht bewusst, dass hinter ihrer Müdigkeit schwerwiegendere Probleme stecken. Gerade Männer gehen häufig nur ins Schlaflabor, weil die Partnerin oder der Partner sie auf Störungen oder Aussetzer in der Atmung hinweist. Ein unregelmäßiges Schnarchen, bei dem auf stille Aussetzer ein explosionsartig lautes Schnarchen folgt, könnte beispielsweise auf ein gefährliches Schlafapnoe-Syndrom hinweisen.

Wer solche Anzeichen bei sich oder der Partnerin/dem Partner feststellt, sollte zunächst die hausärztliche Praxis aufsuchen. Diese kann an einen Lungenarzt/eine Lungenärztin oder HNO-Arzt/HNO-Ärztin überweisen, die ein sogenanntes ambulantes Screening machen. Patient:innen bekommen dabei mit einem Gurt eine Art Kästchen umgeschnallt.

Mit daran befestigten Sensoren wird gemessen, ob sie schnarchen, Atemaussetzer vorliegen oder ein Sauerstoffmangel vorherrscht. Ist dieser erste Befund positiv, wird in der Regel ein Termin im Schlaflabor empfohlen, um der Sache weiter nachzugehen.

Übrigens: Schlafmediziner:innen können mit gezielten Fragen schon viel herausfinden. Etwa ob eine Störung eher in der ersten oder eher in der zweiten Nachthälfte auftritt. Im ersten Fall kommt sie eher aus dem Tiefschlaf, im zweiten eher aus dem REM-Schlaf.

Das Schlaflabor: individuelles Schlafprofil

Im Schlaflabor schlafen Patient:innen eine Nacht unter Beobachtung. Dabei werden sie mit diversen Messgeräten verkabelt und detailliert untersucht – von Hirnströmen (EEG), Augenbewegungen (EOG) und Muskelspannung (EMG) über die Atmung an Mund und Brustkorb bis hin zu Puls, Sauerstoffgehalt im Blut (Pulsoxymetrie) und CO2-Gehalt (Kapnografie). Zusätzlich unterstützten Video- und Tonbandaufnahmen das Profil.

Was zeigen die Messungen im Schlaflabor?

Die auf diese Weise gewonnenen Daten ergeben ein aussagekräftiges Schlafprofil der Patientin oder des Patienten. Es setzt sich aus Schlafqualität, Atmung und weiteren festgestellten Störungen zusammen. An den Messungen können die Schlafmediziner:innen unter anderem ablesen:

  • Wie lange brauchte die Person, um einzuschlafen?
  • Wie viel Tiefschlaf und wie viel REM-Schlaf ist zu verzeichnen?
  • Wie viele Schlafzyklen und Wachphasen gab es in der Nacht?
  • Funktioniert das Herz in der Nacht genauso gut wie am Tag?
  • Gab es etwa Rhythmusstörungen oder Aussetzer (Asystolie)?
  • Wie funktioniert die Atmung in der Nacht?
  • Gab es sonstige Besonderheiten?
  • Lag die Muskelanspannung im erwarteten Bereich?

Eine der Kenngrößen ist die Zahl der sogenannten Arousal. Dabei handelt es sich um eine kurze, unbewusste Aktivierung der Gehirnströmung, etwa durch Geräusche von außen oder auch durch eigenes Schnarchen sowie Atemaussetzer. Bei jedem Arousal werden Stresshormone wie Adrenalin oder Cortisol ausgeschüttet. Je mehr dieser Stresshormone ausgeschüttet werden, desto weniger erholsam ist der Nachtschlaf.

Die festgestellten Auffälligkeiten und Abweichungen erlauben anschließend sehr genaue Aussagen über die mögliche Diagnose.

 

Krankheitsbilder bei Schlafstörungen

Es gibt eine Vielzahl an Krankheitsbildern, die aus Schlafstörungen resultieren können. Ein Überblick:

Schlafapnoe

Störungen in der Atmung sind weit verbreitet und es gibt viele verschiedene Arten. Häufig wird etwa das Schlafapnoe-Syndrom diagnostiziert: Apnoe bedeutet Atemaussetzer im Schlaf. Eine Schlafapnoe begünstigt Folgeerkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie Bluthochdruck, Schlaganfall und Herzinfarkt sowie chronische Erkrankungen wie Diabetes.

Solche Störungen werden oft mit einer Beatmungstherapie mithilfe eines CPAP-Geräts beziehungsweise einer CPAP-Maske behandelt (CPAP: Continuous Positive Airway Pressure). Die Maske baut einen Luftdruck auf, den Patient:innen ausatmen müssen. Dabei werden die Atemwege offengehalten, sodass sie nicht mehr kollabieren können. Netter Nebeneffekt: Auch das Schnarchen verschwindet auf diese Weise.

Weitere Behandlungsmöglichkeiten sind unter anderem feste Schienen, die den Unterkiefer nach vorne verlagern, um die Atemwege zu erweitern. Für Menschen, die nur in Rückenlage schnarchen, gibt es spezielle Westen oder Bandagen, die verhindern, dass sie in Rückenlage liegen. Denkbar sind auch operative Maßnahmen.

Ein relativ neuer Eingriff sind Zungengrund-Schrittmacher. Dabei handelt es sich um einen modifizierten Schrittmacher in der Art eines Herzschrittmachers. Beim Atemzug strafft dieser den Zungengrund, sodass die Atemwege frei werden.

Bei Ursachen wie Übergewicht oder Alkoholkonsum setzt die Behandlung bei den Ursachen selbst an, sprich: beim Abnehmen oder Reduzieren des Konsums.

Restless-Legs-Syndrom (RLS)

Frauen leiden unter diesem Problem häufiger als Männer. Die Betroffenen haben Missempfindungen in den Beinen. Durch das Bewegen der Beine werden die Beschwerden zwar gemindert. Das Gefühl ist aber oft so ungemütlich, dass das Einschlafen verzögert oder sogar verhindert wird.

Man unterscheidet zwischen zwei Arten des Restless-Legs-Syndroms:

  1. Das primäre Restless-Legs-Syndrom tritt im Alter oder aufgrund einer genetischen Veranlagung auf.
  2. Bei der zweiten Form ist das Restless-Legs-Syndrom auf sekundäre Ursachen zurückzuführen, etwa auf einen Eisenmangel oder Probleme bei der Eisenaufnahme.

Exploding-Head-Syndrom (EHS)

Betroffene dieser relativ neuen Diagnose beschreiben die Symptome oft, als finde beim Schlafen eine „Explosion im Kopf“ statt, mit einem lauten Knall.

Die Betroffenen leiden zwar nicht unter Kopfschmerzen oder dergleichen, dafür aber unter einem riesigen Schrecken, der ihnen in die Glieder fährt. Lange Zeit wurden die Patient:innen gründlich untersucht, unter anderem mit MRT-Untersuchungen und mehr – ohne Erfolg. Der genaue Hintergrund ist bis heute unbekannt. Von außen ist diese „Explosion“ nicht nachweisbar, nur die Aufregung danach ist im EEG als Arousal festzustellen.

Schlafwandeln

Das Schlafwandeln im Kindesalter wird mittlerweile als gängige Erscheinung gewertet. Bei den meisten Menschen nimmt es beim Älterwerden ab.

Aus diesem Grund gibt es keine monosymptomatische Therapie, etwa mit Medikamenten. Eltern sollten aber dafür sorgen, dass es keine Selbst- und keine Fremdgefährdung geben kann, indem sie etwa Fenster verschlossen halten und das Kinderbett sichern.

Tritt das Schlafwandeln im Erwachsenenalter noch auf, handelt es sich um eine Erkrankung, die diagnostiziert und behandelt werden sollte. Das Schlafwandeln ist eine Arousal-Störung, die direkt aus dem Tiefschlaf kommt: Betroffene befinden sich in der Tiefschlafphase, jedoch nimmt die Muskelanspannung bei ihnen nicht ab.

REM-Schlafverhaltensstörung

Schlafwandeln kann abgegrenzt werden von einer Epilepsie und von einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung: Tritt die Aktivität in der ersten Nachthälfte auf, handelt es sich zumeist um ein Schlafwandeln. Tritt sie hingegen in der zweiten Hälfte auf, ist eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung wahrscheinlicher.

Normalerweise besteht in der REM-Schlafphase eine motorische Entkoppelung: Die Trauminhalte werden zwar bewusst erlebt, aber der Körper ist wie gelähmt. Bei einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung ist die Entkoppelung bei den Betroffenen jedoch aufgehoben. Wer im Traum um sich schlägt, schlägt wirklich. Im besten Fall aufs Kopfkissen, im schlimmsten Fall auf die Partnerin oder den Partner im Bett.

Narkolepsie – die Schlafkrankheit

Narkolepsie, im Volksmund auch „Schlafkrankheit“ genannt, ist eine sehr seltene Störung der Schlaf-Wach-Regulation. Betroffene sind unfähig, sich wachzuhalten – und schlafen zum Beispiel mitten im Gespräch ein. Nicht nur wegen der immensen Gefahren im Alltag, etwa im Straßenverkehr, schränkt diese Krankheit die Lebensqualität dieser Betroffenen massiv ein.

Hintergrund: Die Schlaf-Wach-Regulation wird durch eine bestimmte Menge von Orexin-produzierenden Zellen vorgenommen: den Nucleus suprachiasmaticus. Wenn dieser Zellhaufen kein Orexin mehr produziert, ist die Schlaf-Wach-Regulation gestört. Betroffene schlafen dann einfach ein, vorwiegend in emotionaler Erregung, also bei Freude, Aufregung oder Ärger.

Zähneknirschen – ein weit verbreitetes Phänomen

Zahlreiche Menschen leiden beispielsweise aufgrund von Stress unter nächtlichem Zähneknirschen, dem sogenannten Bruxismus. Viele von ihnen wissen noch nicht einmal, dass sie betroffen sind.

Die Zahnärztin/der Zahnarzt kann jedoch die Folgen an den Zähnen schnell erkennen und eine sogenannte Knirscherschiene verschreiben. Sie schützt die Zähne. Gegen die Ursachen helfen aber nur Entspannungsübungen und Stressreduktion durch Yoga, Autogenes Training, Qiqong Muskelentspannung nach Jacobson oder andere Anwendungen.

Schlafstörungen: Gefahr fürs Autofahren?

Die Gefahr, am Steuer einzuschlafen, ist besonders in den frühen Morgenstunden zwischen vier und sieben Uhr sehr hoch. Bei längeren Fahrten sollte deshalb unbedingt alle zwei Stunden eine kurze Pause eingelegt werden. Wenn Müdigkeit aufkommt, kann auch ein kurzes Nickerchen auf einem Parkplatz in Verbindung mit einem koffeinhaltigen Getränk helfen. Die Fahrpausen sollte man zudem nutzen, um sich zu bewegen, denn kleine Übungen oder eine kurze Spazierrunde halten das Herz-Kreislaufsystem in Schwung.

Besonders betroffen von einem erhöhten Unfallrisiko im Zusammenhang mit Müdigkeit sind auch Schichtarbeiter:innen – bei ihnen kommt der sogenannte Sekundenschlaf häufiger vor – , Berufskraftfahrer:innen und Menschen, die regelmäßig bestimmte Medikamente, etwa Antidepressiva, einnehmen.

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