Wenn Schlucken zum Problem wird
Wir schlucken pro Tag mehr als 1.000 Mal. Insgesamt sind 50 Muskeln daran beteiligt. Schon geringe Störungen in deren Zusammenspiel können zu großen Problemen beim Essen und Trinken führen. Verschlucken kann auch lebensgefährlich sein. Dysphagie lautet der Fachbegriff für Schluckstörungen.
Betroffene Personen haben Schwierigkeiten, feste Nahrung oder Flüssigkeiten zu schlucken. Mehr als fünf Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Schluckstörungen. Stärker ausgeprägte Schluckstörungen führen zu Komplikationen wie Gewichtsverlust, das Einatmen von Speiseanteilen (Aspiration) oder das Steckenbleiben von Essensbestandteilen in der Speiseröhre. Bei rasch zunehmenden Schluckstörungen muss immer an eine Tumorerkrankung gedacht werden. Eine zeitnahe Abklärung ist dann dringend angeraten. Um Schluckstörungen optimal behandeln zu können, muss zunächst die Ursache geklärt werden.
Was sind Symptome einer Schluckstörung?
Diese Anzeichen weisen auf eine Schluckstörung hin:
- häufiges Räuspern
- Fremdkörpergefühl im Hals (Essen und/oder Trinken „bleibt in der Kehle stecken“)
- häufiges Verschlucken (auch Speichel)
- Husten nach Essen und Trinken
- Aufstoßen
- unklare Infekte/Fieber
- Nahrungsreste im Mund
- ungewollter Gewichtsverlust
- belegte Stimme nach dem Schlucken
- gurgelnde Atmung
Welche Ursachen gibt es für eine Schluckstörung?
Die Ursachen für Schluckstörungen können vielfältig sein. So kann es sich beispielsweise um Tumore handeln.
Eine Schlückstörung kann aber auch nach und bei vielen neurologischen Erkrankungen auftreten, wie zum Beispiel:
- Schlaganfall
- Morbus Parkinson
- Neuromuskuläre Erkrankungen, zum Beispiel Amyotrophe Lateralsklerose (ALS)
- Demenz
- Erkrankungen der peripheren Nerven mit Beteiligung der Hirnnerven
- Schädelhirntrauma
Aber auch andere Erkrankungen können das Schlucken erschweren. Im Folgenden finden Sie eine Beschreibung der häufigsten und bekanntesten Funktionsstörungen.
Wie werden Schluckstörungen diagnostiziert und behandelt?
Zur apparativen (gerätegestützten) Diagnostik und zur Therapiekontrolle erfolgt eine Schluckendoskopie (Fiberoptic Endoscopic Evaluation of Swallowing, kurz FEES). Hierbei wird ein dünnes, flexibles Endoskop durch die Nase eingeführt, wodurch eine Beurteilung des Rachen- und Kehlkopfraumes vor und nach dem Schlucken ermöglicht wird. So kann eingeschätzt werden, wie sicher Nahrung und Flüssigkeiten unterschiedlicher Konsistenz geschluckt werden können.
Während der Untersuchung bietet sich auch die Möglichkeit, verschiedene schlucktherapeutische Kompensationstechniken (z.B. bestimmte Haltungsänderungen wie Kopfdrehen) auf ihre Sicherheit und Effektivität hin zu prüfen. Dadurch können wir Therapieempfehlungen geben, die größtmöglichen Erfolg versprechen.
Nach einer umfassenden Eingangsdiagnostik wird ein individueller Therapieplan erstellt.
Achalasie
Die Achalsie ist eine Erkrankung der Speiseröhre bei der es zu einer Beweglichkeitsstörung der Speiseröhre kommt und die das Schlucken von fester Nahrung und Flüssigkeiten erschwert. Bei etwa zwei Drittel der Patient:innen mit Achalasie kommt es auch zu einem Aufstoßen von Nahrungsmitteln. Auch können Sodbrennen und Brustschmerzen bei einer Achalasie auftreten.
Bei einer Achalasie besteht ein erhöhter Druck und eine verringerte Entspannung des Schließmuskelapparats während des Schluckaktes, sodass der Speisebrei nur deutlich erschwert von der Speiseröhre in den Magen gelangen kann. Die Ursache dieser Krankheit ist nicht bekannt.
Weitere, seltene Funktionsstörungen sind der Ösophagusspasmus (Bewegungsstörung der Speiseröhre), der hypertensive Ösophagus („Nussknacker-Speiseröhre“) und der hyperkontraktile Ösophagus („Presslufthammer-Speiseröhre“).
Diagnostik
Die richtige und komplexe Diagnostik ist der entscheidende Schritt zu einer wirksamen Behandlung der Achalsie. Im ärztlichen Gespräch erklären wir unseren Patient:innen die Untersuchungen, die apparativ (mithilfe von Apparaten) durchgeführt werden. Meist werden mehrere diagnostische Maßnahmen notwendig, um die exakte Diagnose zu stellen und ein Tumorleiden auszuschließen.
- Endoskopie (Spiegelung): diese liefert oft die wesentlichen Informationen über die Ursache einer Schluckstörung (Dysphagie) im Bereich der Speiseröhre. Die Spiegelung selbst wird meist mit einer sogenannten kurzzeitigen Sedierung („Schlafspritze“) durchgeführt. Häufig werden im Rahmen der Endoskopie auch Gewebeproben entnommen.
- Manometrie: Neben der Endoskopie (Spiegelung) ist die sogenannte hochauflösende Manometrie die entscheidende Maßnahme. Hierbei wird die Stärke und Koordination der Muskeln in der Speiseröhre sowie die Funktion des Schließmuskels zwischen der Speiseröhre und dem Magen gemessen. Hierzu wird ein sehr dünner Schlauch durch die Nase und in den Magen geführt.
- Gelegentlich wird zusätzlich eine Röntgenuntersuchung der Speiseröhre durchgeführt, um weitere Informationen für die Diagnosestellung zu gewinnen.
Therapieformen
Entsprechend der gestellten Diagnose und der individuellen Situation bieten wir verschiedene therapeutische Maßnahmen an. Weder zur Behandlung einer Achalasie noch bei anderen Motilitätsstörungen sind Medikamente wirksam.
- Pneumatische Dilatation: Mittels eines endoskopisch eingeführten Dehnungsballons werden die unteren Abschnitte der Speiseröhre mit dem Schließmuskelapparat gedehnt.
- Perorale endoskopische Myotomie (POEM): Hierdurch wird mit dem Endoskop ein Tunnel zwischen den Schichten der Speiseröhrenwand geschaffen, um von dort aus gezielt die Ringmuskulatur des Schließmuskels zu erreichen, welche dann durchtrennt wird. Die Methode ist neben der Behandlung der Achalasie insbesondere auch für die Therapie anderer Motilitätsstörungen geeignet.
- Laparoskopische Myotomie der Speiseröhre: Die Durchtrennung des Schließmuskels wird mittels einer minimal invasiven Operation („Schlüssellochtechnik“) durchgeführt, um den Druck des unteren Schließmuskels der Speiseröhre zu senken und das Schlucken zu erleichtern. Zusätzlich zur Durchtrennung wird zur Aufrechterhaltung der Barriere der Magen um den Schließmuskelbereich gelegt.
- Botox-Injektionen zur Lähmung des Schließmuskels. Diese einfachste Therapieform hat jedoch nur eine zeitlich begrenzte Wirkung und wird daher nur in individuellen Patientensituationen eingesetzt.
Barrett-Ösophagus
Wiederholter Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre kann dazu führen, dass Zellen der Speiseröhre in einen abnormalen Zustand übergehen (Metaplasie). In der Speiseröhre nennt man den Ersatz der normalerweise vorhandenen Zellen durch die veränderten Zellen Barrett-Ösophagus.
Obwohl dieser Barrett-Ösophagus eine Krebsvorstufe ist, entwickelt sich Speiseröhrenkrebs nur bei etwa einem Prozent aller Menschen mit Barrett-Ösophagus. Die Entwicklung zu einem Speiseröhrenkrebs findet über Zwischenschritte (sogenannte Dysplasien) statt. Wenn dieses sehr frühe Krebsstadium rechtzeitig erkannt wird, können mittels endoskopischer Methoden die Areale mit abnormalen Zellen entfernt werden, sodass gesunde, normale Zellen nachwachsen können und die Struktur und Funktion der Speiseröhre erhalten werden kann.
Liegt jedoch eine fortgeschrittene Tumorerkrankung vor, werden weitere diagnostische und therapeutische Maßnahmen notwendig. Die Behandlung wird dann in einem interdisziplinären Viszeralonkologischen Zentrum erfolgen. Falls eine Operation im Krankheitsverlauf notwendig ist, können unsere erfahrenen Chirurg:innen einen minimal-invasiven Eingriff anbieten.
Diagnostik
Mittels Endoskopie (Spiegelung) und der damit verbundenen Entnahme von Schleimhautproben aus der Speiseröhre kann die Diagnose gestellt werden. Die Spiegelung selbst wird meist mit einer sogenannten Sedierung („Schlafspritze“) durchgeführt.
Die neueste Generation von Endoskopen liefert hochauflösende Bilder, die gegebenenfalls in Verbindung mit elektronischen oder direkten Färbetechniken und optischer Vergrößerung Details der Schleimhaut der Speiseröhre erkennen lassen, welche typisch für Krebsveränderungen sein können. Die Analyse der Bildinformationen erlaubt die Steuerung der Therapie, insbesondere der endoskopischen Entfernung der betroffenen Schleimhautareale.
Therapieformen
Entsprechend der gestellten Diagnose und der individuellen Situation bieten wir verschiedene therapeutische Maßnahmen an:
- Endoskopische Mukosaresektion (EMR) und endoskopisch submukosale Dissektion (ESD): Unsere Expert:innen sind seit vielen Jahren auf die endoskopische Entfernung von frühen Tumoren und deren Vorstufen in der Speiseröhre spezialisiert. Mittels dieser Methoden können Areale mit krankhaften Zellen in der Schleimhaut entfernt werden. Die technisch aufwändigere ESD hat den Vorteil, dass das abnorme Gewebe in einem Stück entfernt wird, um so ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen. Die Methode kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn die Größe des zu entfernenden Gewebes über etwa einen Zentimeter misst. Üblicherweise heilt die Abtragungsstelle unter der Gabe von säureunterdrückenden Medikamenten mit Bildung von normaler Schleimhaut ab.
- Radiofrequenzablation (RFA) und andere thermische Verfahren: Nach Durchführung einer endoskopischen Resektion mittels ESD oder EMR sollte verbliebenes Barrett-Gewebe, welches keine Zeichen einer bösartigen Entwicklung aufweist, mittels eines thermischen Verfahrens entfernt werden. Die RFA wird mithilfe eines Katheters durchgeführt, welcher über das Endoskop in die Speiseröhre eingeführt wird. Dabei wird kurzfristig Hitze erzeugt, welche die oberflächlichen Zellschichten zerstört. Neues, gesundes Gewebe wächst im Rahmen des Heilungsprozesses nach, um das Barrett-Gewebe zu ersetzen.
Gastroösophageale Refluxerkrankung
Es ist normal, ab und zu nach dem Essen einen gastroösophagealen Reflux (saurer Rückfluss aus dem Magen in die Speiseröhre) zu erleben. Für die meisten Menschen ist dieser saure Reflux eine milde Form von Sodbrennen. Im Vergleich dazu ist die gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) mit einer Einschränkung der Lebensqualität oder Komplikationen verbunden.
Ursächlich hierfür ist eine verminderte Schließmuskelfunktion zwischen Speiseröhre und Magen. Hierdurch kann vermehrt Magensäure, aber gegebenenfalls auch Essenbestandteile und Galle vom Magen in die Speiseröhre gelangen.
Die Folge können Beschwerden wie Sodbrennen, saures Aufstoßen etc. sowie entzündliche Veränderungen an der Speiseröhre sein. Die Folgen des Rückflusses in die Speiseröhre kann die Ausbildung einer Einengung (Peptische Stenose) sowie die Ausbildung einer Barrett-Schleimhaut sein.
Diagnostik
Die richtige Diagnose ist der erste Schritt zu einer wirksamen Behandlung.
- Endoskopie (Spiegelung)
- Impedanz-pH-Metrie: Dieser Test misst die Häufigkeit und Dauer des Rückflusses von Mageninhalt (sauer und nicht sauer) in die Speiseröhre. Bei diesem Test wird ein sehr dünner Schlauch (Katheter) durch die Nase und die Speiseröhre bis in den Magen geführt. Der Katheter ist an einen Monitor angeschlossen. Nach Anlage des Katheters sollten sie ihre normalen Alltagsgewohnheiten ausführen.
- Manometrie der Speiseröhre: Hierbei wird die Stärke und Koordination der Muskeln in der Speiseröhre sowie die Funktion des Schließmuskels zwischen der Speiseröhre und dem Magen gemessen. Hierzu wird ein sehr dünner Schlauch durch die Nase und in den Magen geführt und an ein Messsystem angeschlossen.
- Röntgen: Unter Verwendung von Kontrastmittel können wesentliche Informationen zur Funktion der Speiseröhre und zum Nachweis eines Zwerchfellbruchs erhoben werden.
Therapie
Je nach Ursache der Einengung der Speiseröhre wird eine der individuellen Erkrankung angepasste Therapie einleitet. In der ambulanten Medizin sind Empfehlungen zu diätetischen Maßnahmen wie Vermeidung auslösender Speisen, Verzicht auf Rauchen sowie die abgestufte medikamentöse Therapie wesentliche Bausteine zur Symptomfreiheit.
Bei komplexen Formen der Refluxerkrankung, wie massiver Reflux von Mageninhalt oder Unverträglichkeit von Medikamenten, können nach eingehender Diagnostik folgende endoskopische oder operative Verfahren zur Anwendung kommen:
- Endoskopie: Bei säurebedingten Einengungen der Speiseröhre wird eine Dehnung der Speiseröhre üblicherweise über biegsame Stäbe durchgeführt. Die Behandlung kann mehrfach notwendig sein. Zusätzlich ist immer eine intensive säureunterdrückende Therapie mit Medikamenten notwendig.
- Anti-Reflux-Mukosaresektion (ARMS): in ausgewählten Fällen wie Unverträglichkeit von Medikamenten kann im Bereich des Mageneingangs mittels Endoskopie Schleimhaut entfernt werden. Durch die narbige Abheilung kommt es zur verstärkten Barriere, womit der Reflux verhindert wird.
- Laparoskopische Fundoplicatio: Diese Operation kann Patient:innen angeboten werden, welche insbesondere unter einem großvolumigen Reflux leiden , die medikamentöse Therapie nicht vertragen oder ablehnen. Auch eine sogenannte paraösophageale Hernie kann eine Indikation sein. Die Anti-Reflux-Operation wird durch kleine Schnitte (Schlüssellochtechnik) durchgeführt. Dabei wird operativ eine Barriere zwischen Speiseröhre und Magen geschaffen, indem der obere Magenanteil um die Speiseröhre gewickelt wird. Diese Operation wird als Fundoplikatio bezeichnet.
Divertikel
Divertikel sind Aussackungen der Speiseröhrenwand. Jenseits von angeborenen, meist nicht behandlungsbedürftigen Divertikeln, können erworbene Divertikel zu wesentlichen Schluckstörungen führen.
Solche Divertikel entstehen durch die Aussackung der Schleimhaut durch eine Muskellücke. Das am Eingang der Speiseröhre gelegene Zenker-Divertikel kommt insbesondere bei älteren Patient:innen vor. Wesentliches Symptom ist, dass der Schluckakt zunehmend schwieriger wird.
Diagnostik
Die richtige Diagnostik ist der entscheidende Schritt zu einer wirksamen Behandlung. Im ärztlichen Gespräch erklären wir unseren Patient:innen die Untersuchungen, die apparativ durchgeführt werden.
Meist werden mehrere diagnostische Maßnahmen notwendig sein, um die exakte Diagnose zu stellen und ein Tumorleiden auszuschließen.
- Endoskopie (Spiegelung)
- Röntgenuntersuchung der Speiseröhre: Hiermit lassen sich Ausdehnung und Lage eines Divertikels der Speiseröhre bestimmen.
Therapie
Medikamente sind zur Behandlung von Divertikeln nicht wirksam.
- Endoskopische Mukomyotomie: Unsere Expert:innen sind seit vielen Jahren vertraut mit der endoskopischen Behandlung von Speiseröhren-Divertikeln wie dem Zenker-Divertikel. Dabei wird die Wand zwischen Speiseröhre und dem Divertikel mittels feiner Schneideinstrumente so durchtrennt, dass eine gemeinsame Lichtung der Speiseröhre wiederhergestellt ist. Die Behandlung ist in der Regel sehr effektiv und wird mit einer Schlafspritze durchgeführt.
Entzündliche Erkrankungen
Nicht durch Magensäure verursachte, chronische entzündliche Erkrankungen wie die Eosinophile Ösophagitis (allergieähnliche Reaktion der Speiseröhre), die intramurale Pseudodivertikulose (chronische Speiseröhrenentzündung) sowie andere seltene Formen (zum Beispiel bestimmte mit Hauterkrankungen verbundene Entzündungen) können zu Schluckstörungen durch eine Einengung der Speiseröhre führen.
Diagnostik
Die Diagnostik ist der entscheidende Schritt zu einer wirksamen Behandlung. Im ärztlichen Gespräch erklären wir unseren Patient:innen die Untersuchungen, die apparativ durchgeführt werden. Meist werden mehrere diagnostische Maßnahmen notwendig, um die exakte Diagnose zu stellen und ein Tumorleiden auszuschließen.
- Endoskopie (Spiegelung)
- Röntgenuntersuchung der Speiseröhre: Hiermit lassen sich Ausdehnung und Lage einer Einengung der Speiseröhre bestimmen.
Therapie
Je nach Ursache der Einengung der Speiseröhre wird eine der individuellen Erkrankung angepasste Therapie einleitet.
- Medikamente: Je nach Krankheitsursache werden entsprechende Medikamente eingesetzt, welche beispielsweise die Bildung von Magensäure unterdrücken. In der Regel sind diese zumindest nur über einen begrenzten Zeitraum einzunehmen.
- Endoskopie: Es wird versucht, operativ eine Wiederherstellung des Verschlussmechanismus zu erreichen um somit die Beschwerden zu lindern.