Lagerungsschwindel
Der benigne paroxysmale Lagerungsschwindel (BPLS) ist gekennzeichnet durch einen plötzlich einsetzenden starken Drehschwindel, der bei Lageänderung auftritt und für einige Sekunden anhält. Häufig besteht außerdem Übelkeit und Erbrechen.
Ursache sind kleine, sich im Gleichgewichtsorgan befindende Kristalle, die sich lösen und dieses bei Bewegung reizen. Hierdurch entsteht Schwindel.
Der BPLS ist ein gutartiger Schwindel und kann durch einfache Gleichgewichtsübungen, sogenannten Befreiungsmanöver, behandelt werden.
Neuritis vestibularis
Die Neuritis vestibularis ist gekennzeichnet durch einen plötzlich auftretenden und über Tage anhaltenden starken Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Ursächlich ist vermutlich eine einseitige Entzündung der Gleichgewichtsnerven. Dadurch kommt es zu einem Ausfall des betroffenen Gleichgewichtsorgans.
Therapeutisch kann bei stark betroffenen Patient:innen neben einer symptomatischen Therapie auch eine Cortisontherapie erfolgen. Diese soll die entzündlich bedingte Schwellung der Nerven reduzieren. Hierdurch kann die Regeneration der Nerven beschleunigt werden.
Zusätzlich sind eine frühzeitige Mobilisation und ein Gleichgewichtstraining empfehlenswert. Meist erholt sich der Nerv und der Schwindel lässt vollständig nach. Bei wenigen Betroffenen kommt es nicht zur Erholung des Gleichgewichtsorgans. Der Schwindel lässt hier jedoch in der Regel ebenfalls nach, da das gegenseitige Gleichgewichtsorgan durch ein gezieltes Schwindeltraining lernt es zu kompensieren.
Bilaterale Vestibulopathie
Bei einer bilateralen Vestibulopathie bestehen ein bewegungsabhängiger Schwankschwindel sowie eine Gangunsicherheit, die in Dunkelheit und auf unebenem Boden zunehmen. Weiterhin kann es zu unscharfem Sehen bei Bewegung kommen. Zurückzuführen sind die Beschwerden auf einen beidseitigen Ausfall des Gleichgewichtsorgans.
Ursächlich hierfür können beispielsweise Hör- und Gleichgewichtsorgan-schädigende Antibiotika sein, ein Morbus Méniere, eine Hirnhautentzündung, Autoimmunerkrankungen sowie neurologische Syndrome. In den meisten Fällen bleibt die Ursache allerdings unklar.
Therapeutisch muss neben einer symptomatischen Therapie frühzeitig ein intensives aktives Gleichgewichtstraining erfolgen.
Vestibularisparoxysmie durch Gefäß-Nerven-Konflikt
Die Vestibularisparoxysmie ist charakterisiert durch plötzlich auftretende Drehschwindelattacken, die Sekunden bis Minuten anhalten und bis zu einhundert Mal am Tag auftreten können. Selten kommt es zu einer Hörminderung oder Tinnitus.
Ursache der Beschwerden ist ein krankhafter Gefäß-Nerven-Kontakt, der zu einer Reizung des Gleichgewichtsnervens führt. Dieser kann mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) radiologisch nachgewiesen werden.
Attacken können teilweise durch Kopflageänderung ausgelöst werden. Zur Behandlung hat sich die Gabe von Antiepileptika bewährt.
Vestibuläre Migräne
Bei der Vestibulären Migräne handelt es sich um spontan wiederkehrende und für Minuten bis Stunden anhaltende Dreh- und Schwankschwindelanfälle, die bei Patient:innen mit vorbekannter Migräne auftreten.
Kopfschmerzen müssen nicht zwingend simultan auftreten, sondern können sich ebenso vor oder nach den Schwindelanfällen zeigen. Außerdem kann auch eine Licht- oder Lärmempfindlichkeit bestehen.
Der auftretende Schwindel sollte hierbei symptomatisch behandelt werden sowie die medikamentöse Therapie der Migräne erfolgen.
Phobischer Schwankschwindel
Der phobische Schwankschwindel zeichnet sich durch ein wiederkehrendes Schwindelgefühl mit subjektiver Stand- und Gangunsicherheit aus. Die Patient:innen berichten von einer Fallangst, zu einem Sturz kommt es aber nie. Es besteht außerdem Angst sowie teilweise Herzrasen und Schweißausbrüche. Für Außenstehende ist keine Stand- und Gangunsicherheit sichtbar.
Ausgelöst werden die Attacken durch typische Situationen wie Menschenansammlungen oder weite Plätze. Alle Untersuchungsbefunde zeigen sich unauffällig. Da es sich um einen psychogenen Mechanismus handelt, stehen zur Behandlung Verhaltenstherapien und Medikamente wie Antidepressiva zur Verfügung.
Psychogener/somatoformer Schwindel
Der somatoforme Schwindel ist durch einen diffusen (unklaren) Schwindel charakterisiert. Er kann in primär und sekundär somatoform eingeteilt werden. Während beim primär somatoformen Schwindel nie Störungen des Gleichgewichtsorgans bestanden haben, zeichnet sich der sekundär somatoforme Schwindel durch eine zuvor vorhandene Erkrankung des Gleichgewichtsorgans aus.
Es können diverse Begleitsymptome wie beispielsweise Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche auftreten.
Therapeutisch kommen je nach Bild der Störung und psychischen Begleitsymptomen verschiedene verhaltenstherapeutische Ansätze infrage. Bei hohem Leidensdruck kann ergänzend auch eine medikamentöse Therapie mittels Psychopharmaka erfolgen.