„Blutvergiftung“ oft nicht erkannt
Weil die Sepsis als solche bei einigen Patient:innen schwer zu erkennen ist, setzen sich Mediziner:innen für eine größere Aufklärung ein. Prof. Dr. Jens Nürnberger, Chefarzt der Klinik für Nephrologie und Dr. Kristina Biedermann, Regionalleiterin Krankenhaushygiene der Helios Region Nord, berichten, warum es so schwierig aber wichtig ist, eine Sepsis früh zu diagnostizieren.
Ein septischer Schock ist ein Begriff, den zwar viele schon gehört haben, aber wenige Menschen können sich etwas darunter vorstellen. Das hängt damit zusammen, dass die Sepsis für Laien nur schwer definiert werden kann.
Dr. Biedermann: „Eine Sepsis wird meist von einem umschriebenen Entzündungsherd ausgelöst, der überall im Gesamtorganismus Beschwerden zur Folge hat. Eine Organinfektion ist lokal begrenzt und damit meist schneller auffind- und therapierbar.“
Oft keine spezifischen Symptome
Die Patient:innen mit einer Sepsis fühlen sich krank, haben oft Fieber, Kopfschmerzen oder Übelkeit – die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Ältere Menschen fallen mitunter nur durch einen plötzlichen Verwirrtheitszustand auf.
Damit Mediziner:innen präzise Anhaltspunkte haben, wann eine Sepsis vorliegt, gibt es festgelegte Merkmale, die im sogenannten SOFA-Score ermittelt werden (SOFA ist die Abkürzung für Sepsis-related organ failure assessment score.) Dies sind feste Kennziffern für sechs Organe beziehungsweise Körperfunktionen wie Atmung, Nervensystem, Herz- Kreislauf-System, Leber, Gerinnung und Niere. Je nachdem, wie hoch die Werte sind, kann das Risiko einer Sepsis eingeschätzt werden.
Wie entsteht die Sepsis?
Die Ursache für eine Sepsis liegt in einer fehlerhaften Reaktion des Immunsystems. Die häufigsten Gründe sind große offene Wunden nach Verbrennungen oder schwere Erkrankungen wie eine Pankreatitis oder eine Lungenentzündung. Bakterien geraten ins Blut und attackieren weitere Organe. Das Immunsystem reagiert auf Hochtouren, produziert dabei aber Stoffe, die den eigenen Körper angreifen.
„Für eine erfolgreiche Behandlung muss die Sepsis sehr früh erkannt werden“, erklärt Prof. Nürnberger. Der Einsatz von Antibiotika könne die Entzündung eindämmen. „Greift der Körper die Organe an, müssen diese von außen unterstützt werden, etwa mit einer Dialyse“, erläutert der Chefarzt.
Sepsis kann zum Tod führen
Die Sepsis darf nicht unterschätzt werden, Patient:innen benötigen häufig eine Intensivbetreuung. Je später die Sepsis entdeckt wird, umso größer ist das Risiko für schwerwiegende Folgen wie Organversagen, chronische Schmerzen, Amputationen oder ein tödliches Ende.