Dr. Michael Wiedemann, Leiter Helios-Herz-Rhythmus-Zentrum Berlin/Brandenburg, hat die Antworten, wie verlässlich die Mini-Computer am Handgelenk wirklich sind.
Was bringt die Smartwatch Herzpatienten?
Die Smartwatch stellt eine 24-Stunden Diagnostik von Herzrhythmusstörungen in hoher Qualität dar. Sie erkennt periodisch auftretende Herzrhythmusstörungen, wie Vorhofflimmern, Extrasystolen, Tachykardien und bradykarde Herzrhythmusstörungen nach einer Katheterablation.
Wie funktioniert die Herzüberwachung mit Smartwatch?
Die Smartwatch funktioniert wie ein 1-Kanal-EKG. Die Daten können über einen Drucker ausgedruckt oder digital gespeichert werden. Ein 1-Kanal-EKG misst dabei mehr als nur den Puls – sie zeichnet den Herzrhythmus, sowohl den normalen Herzrhythmus aber eben auch Herzrhythmusstörungen auf.
Wichtig: Die Smartwatch kann keinen Herzinfarkt feststellen, dazu reicht diese Art EKG nicht aus.
Wie sicher sind die Ergebnisse der Smartwatch?
Die EKGs haben in der Regel eine hohe Aufzeichnungsqualität, sodass eine sichere Beurteilung durch einen Experten oder eine Expertin fast immer möglich ist.
Kann die Smartwatch ihre Träger auch verunsichern?
Ja und nein. Träger:innen können subjektive Symptome als Herzrhythmusstörung erkennen oder ausschließen. Aber: fehlende EKG-Kenntnisse können schnell zu Fehlinterpretationen führen und dann verunsichern. Die Beurteilung des EKGs sollte daher immer zusammen mit dem Hausarzt oder der Kardiologin erfolgen.
Wie sinnvoll sind Smartwatches mit Funktionen wie EKG, Puls, Blutdruck wirklich?
Für die Diagnostik ist es ein interessantes zusätzliches Tool, das Ärzt:innen öfters nutzen sollten. Denn: Langzeit-EKGs laufen nur auf eine festgesetzte Zeit, 24h, 48h oder 7 Tage.
Die Smartwatch hingehen läuft immer, wenn der Akku geladen ist. Bei sportlichen Aktivitäten kann zudem die Belastung überwacht und gesteuert werden.
Ersetzt die Smartwatch regelmäßige Arztbesuche?
Nein! Eine Smartwatch ist kein Ersatz für einen Besuch in der hausärztlichen Praxis. Denn sie kann keine zusätzlichen Hinweise und Informationen zum Gesundheitszustand geben.
Smartwatch und Fitnesstracker: Gibt es Unterschiede, wenn man seine Herzgesundheit kontrollieren möchte?
Für die ärztliche Diagnostik ist eine Smartwatch mit EKG-Funktion erforderlich. Wer nur seine Werte beim Sport kontrollieren möchte, kann einen Fitnesstracker nutzen.
Eine Ausnahme gilt für Sportler:innen, die Herzrhythmusprobleme haben. Hier empfehlen Experten ebenfalls eine Smartwatch mit EKG.
Wer sollte eine Smartwatch mit EKG-Funktion nutzen?
Besonders für Patienten mit seltener, aber symptomatisch auftretenden Herzrhythmusstörungen ist eine Smartwatch ratsam. Sie kann auch zur unterstützenden Nachsorge, neben Langzeit EKGs sowie bei Patienten mit Schwindelzuständen sinnvoll sein.