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Was machen Stomatherapeut:innen?

Ein künstlicher Darmausgang, auch Stoma genannt, ist für viele ein Tabuthema. Dabei leben in Deutschland über 160.000 Menschen mit einem Stoma. Stomatherapeutin Marion Schöneberg erklärt, was in einer Stomatherapie passiert.

Stomatherapeutin Marion Schönberg Wundmanagement

Was ist ein Stoma?

„Bei einem Stoma handelt sich um einen künstlichen Darmausgang, der im linken oder rechten Mittelbauch angelegt wird“, erklärt Marion Schöneberg, Wundmanagerin und Pflegeexpertin für Stoma und Kontinenz im Helios Klinikum Niederberg. Das Stoma ist an die Bauchhaut angenäht und tritt aus der Bauchdecke heraus. Über einen speziellen, luftdurchlässigen Beutel wird der Darminhalt durch einen Filter geruchlos aufgefangen.

 

Es gibt drei Arten der Stomaanlagen:

  • Ileostoma: Dünndarmausgang
  • Colostoma: Dickdarmausgang
  • Urostoma: Blasenausgang

Ein Stoma ist ein großer Einschnitt in das Leben des Patienten. Daher ist es wichtig, dass sie nach einem solchen Eingriff von geschultem Personal betreut werden.

 

Welches Ziel hat eine Stomatherapie?

Gerade in der Anfangszeit ist der Umgang mit einem Stoma ungewohnt und kann im Alltag einschränken. In der Stomatherapie erlernen Patienti:nnen sowie Angehörige, unter einer schrittweisen Anleitung, den Umgang mit ihrem Stoma. Ziel ist, eine selbstbestimmte und selbstständige Lebensführung.

„Die Stomatherapeuten beantworten zudem Fragen rund um Ernährung, Versorgungsmaterialien, Komplikationen und stehen bei psychosozialen Problemen zur Verfügung“, so Marion Schöneberg. „Im weiteren Verlauf erklären wir die Handhabung der Beutelsysteme und worauf im Umgang mit einem Stoma zu achten ist“, ergänzt die Expertin.

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Helios Klinikum Niederberg

Stabstelle Wund- und Sturzmanagement

Patientinnen und Patienten mit einem Stoma können ein normales Leben führen. In einigen Lebensbereichen, gilt es auf wichtige Aspekte zu achten.

Die Aufgaben von Stomatherapeut:innen sind vielfältig

Stomatherapeut:innen sind vor und nach der Operation für die Patient:innen da. Marion Schöneberg erklärt, dass Einfühlungsvermögen eine wichtige Eigenschaft für ihre tägliche Arbeit sei. Empathie könne einer/einem unsicheren Patient:in dabei helfen, im Umgang mit der neuen Lebenssituation sicherer zu werden.

Die konkreten Aufgaben von Stomatherapeut:innen umfassen:

 

Vor der Operation:

  • Aufklärung der/des Patient:in und Informationen über Risiken und die geplante Stomaanlage mit dem/der zuständigen Operateur:in
  • Erste Aufklärung zu Akzeptanz und Aussehen eines Stomas
  • Erste Beratung über Versorgungsmöglichkeiten und Verhalten im Alltag
  • Informationen über den Ablauf nach der Operation
  • Durchführung der Stomamarkierung nach Rücksprache mit Chirurg:innen oder Urolog:innen

Nach der Operation:

  • Tägliche Stoma- und Hautinspektion sowie Ausscheidungskontrolle
  • Versorgung des Stomas durch die Stomatherapeut:innen und geschultes Pflegepersonal
  • Vorbeugen und Erkennen von Komplikationen
  • Behandlung bei Komplikationen nach Anweisungen durch die/den Ärzt:in
  • Gezielte Auswahl und Anpassung der individuellen Stomaversorgung, unter Berücksichtigung von Hautverträglichkeit, Kleidungsgewohnheiten, Platzierung des Stomas, und vieles mehr
  • Beratung, Betreuung und Anleitung von Patient:innen und Angehörigen zur selbstständigen, individuellen Stoma- und, falls nötig, Fistelversorgung
  • Spezielle Gesundheitsberatung bezüglich der Lebensqualität, wie dem Auseinandersetzen mit der Grunderkrankung, Selbstversorgung, Ernährung, Sexualität, Freizeit und Beruf,
  • Schulung von Akzeptanz einer Stomaanlange
  • Psychosoziale Betreuung unter Einbeziehung der Vertrauenspersonen und Berücksichtigung der persönlichen Bedürfnisse des sozialen Umfeldes und jeweiligen Kulturkreises
  • Zusammenarbeit mit Psychoonkolog:innen, Sozialdienst und Physiotherapeut:innen
  • Erstellen eines Stomapasses, um die ideale und kontinuierliche Versorgung über den stationären Aufenthalt hinaus sicherzustellen
  • Kontaktvermittlung zu Selbsthilfegruppen, wie der Deutschen ILCO
  • Informationen über Entwicklungen und Erkenntnisse der Versorgungshilfsmittel in der Stoma-, Kontinenz-, Fistel- und Wundversorgung
  • Leistungsbezogene Administration, Dokumentation im Rahmen des Pflegeprozesses

Bei der Entlassung:

  • Entlassungsmanagement planen und durchführen
  • Organisation der weiteren Betreuung durch eine/n Nachsorger:in
  • Ausstellung des Stomapasses
  • Erstellen eines Überleitungsbogens für den Pflegedienst, das Heim oder die Reha
  • Mitgabe einer Übergangsversorgung von circa zwei Tagen

 

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Vier Fragen an Stomatherapeutin Marion Schöneberg 

 

Tragen nur Erwachsene ein Stoma?

Nein, es gibt es auch Kinder, die bereits einen künstlichen Darmausgang haben. Menschen jeden Alters können Betroffen sein. Allerdings werden die meisten Stoma-Operationen in Folge von Darmkrebs bei Patienten ab dem 50. Lebensjahr durchgeführt.

 

Worauf müssen Betroffene und Angehörige bei der Pflege und beim Wechsel des Stomabeutels achten?

Wichtig ist ein regelmäßiger Wechsel der Versorgung. Allerdings sollten nur Personen die Platte und den Beutel wechseln, die vorher eine Anleitung erhalten haben. So lassen sich Hautkomplikationen vermeiden.

 

Mit welchen Einschränkungen müssen Betroffene im Alltag rechnen?

Patientinnen und Patienten mit einem Stoma können ein normales Leben führen. In einigen Lebensbereichen, gilt es auf wichtige Aspekte zu achten.

Sport: Betroffene sollten auf Sportarten mit Bauchmuskeltraining verzichten. Zudem sollten Patientinnen und Patienten mit einem Stoma auch nicht zu schwer heben. In der Stomatherapie können sich Betroffene über geeignete Sportarten erkundigen.

Ernährung: Generell gibt es keine Einschränkungen. Bestimmte Lebensmittel können jedoch zu Verdauungsbeschwerden führen. Betroffene sollten auf fettarme und schonend zubereitete Ernährung achten. Blähende und stopfende Nahrungsmittel sollten gemieden werden.

Freizeitgestaltung und Reisen: Auch mit Stoma können Betroffene Ausflüge unternehmen und auf Reisen gehen. Wichtig ist nur, alles für die Stomaversorgung einzupacken. Für Autofahrten gibt es spezielle Gurthalter, sodass der Anschnallgurt nicht auf den Stomabeutel drückt.

Intimität und Sexualität: Ein Stoma ist kein Hindernis. Auch hier sollten die Bauchmuskeln nicht überanstrengt werden. Es kommt häufig vor, dass Stomaträgerinnen und Stomaträger unter Sexualstörungen leiden. Ein Gespräch mit der Partnerin oder dem Partner sowie dem Stomatherapeuten können hilfreich sein.

 

Wo können sich Betroffene nach ihrem Krankenhausaufenthalt beraten lassen?

Wenn Betroffene Rat oder Unterstützung benötigen, können sie sich an ein auf Stoma-Patienten ausgelegtes Sanitätshaus wenden. Dort arbeiten ambulante Stomatherapeuten, die mit Rat und Tat zur Seite stehen. Jede/r Betroffene hat die Möglichkeit bei der Materialanforderung regelmäßig einen Stomatherapeuten zu kontaktieren und nach einer Beratung zu fragen. Betroffene mit Pflegestufe erhalten tägliche Hilfe durch einen Pflegedienst.

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