Was ist Tetanus?
Tetanus ist eine Erkrankung des zentralen Nervensystems, die vom Bakterium Clostridium tetani ausgelöst wird. Bei der oft tödlich verlaufenden Infektion schädigen die von den Bakterien gebildeten Giftstoffe (Toxine) die muskelsteuernden Nervenzellen. Dies führt häufig zu starker unwillkürlicher Verkrampfung der Muskulatur, weshalb die Erkrankung auch Wundstarrkrampf genannt wird. Typisch sind die Kieferklemme („Trismus“), die Verkrampfung der Gesichtsmuskulatur und ein extremes Überstrecken der Wirbelsäule. Durch die Beteiligung der Schluck- und Atemmuskulatur können lebensbedrohliche Zustände entstehen.
Übertragungswege und Ansteckung
Der Tetanus-Erreger kommt vor allem im Erdreich vor und wird beispielsweise bei Gartenarbeiten übertragen. Aber auch Straßenstaub, Holz (z. B. über Splitter) sowie der Kot von Pferden, Rindern oder anderen Tieren sind mögliche Infektionsquellen.
Eintrittspforte in den Körper sind Wunden. Bereits kleine Verletzungen reichen aus, um sich zu infizieren. Da der Erreger sich aber nur unter Abschluss von Sauerstoff (anaerob) vermehren kann, sind besonders Verletzungen betroffen, bei denen der Erreger durch Fremdkörper in die Tiefe eingebracht wird. Wenn der Erreger sich in der Wunde vermehrt, bildet er auch die krankmachenden Toxine.
In Ländern mit schlechter hygienischer Versorgung ist einer der häufigsten Infektionswege für Neugeborene bis heute unreines Medizinbesteck beim Durchtrennen der Nabelschnur (neonataler Tetanus). Vielfach verläuft die Neugeborenen-Tetanusinfektion tödlich. Zudem besteht dort für nicht- oder unzureichend geimpfte Schwangere ein hohes Risiko für eine Infektion in der Schwangerschaft oder unter der Geburt (maternaler Tetanus).
Inkubationszeit und Krankheitsverlauf
Die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch der Krankheit (Inkubationszeit) beträgt bei Tetanus zwischen wenigen Tagen und rund drei Wochen. Selten ist die Zeitspanne größer. Je kürzer die Inkubationszeit, desto schwerer ist in der Regel der Krankheitsverlauf.
Unspezifische Symptome wie Abgeschlagenheit, Schwindel und Kopfschmerz können die ersten Anzeichen der Erkrankung sein. Schnell kommen die typischen Muskelkrämpfe im Gesicht sowie starke krampfbedingte Kieferschmerzen hinzu. Die Betroffenen haben ein starres Grinsen. Im Krankheitsverlauf erstrecken sich die Krämpfe dann auf weitere Körperpartien.
Besteht der Verdacht auf eine Tetanuserkrankung, wird Tetanus-Immunglobulin eingesetzt, um noch nicht gebundenes Toxin schnellstmöglich unschädlich zu machen. Zusätzlich wird versucht, die Bakterien durch eine entsprechende Wundbehandlung und Antibiotika an der Vermehrung zu hindern. Jedoch: Auch in Ländern mit guter medizinischer Behandlung wie Deutschland führt der Krampf von Brustmuskulatur und Kehlkopf in bis zu 20 bis 25 Prozent aller Infektionen zum Tod durch Luftnot oder einen Herzinfarkt.
Warum ist die Tetanus Impfung wichtig?
Einzig wirksamer Schutz gegen Tetanus ist die Impfung. Sie ist allgemein empfohlen und sollte konsequent aufgefrischt werden. In Deutschland wird die Impfung bei Babys bis zum 11. Lebensmonat in drei Terminen durchgeführt (Grundimmunisierung). Im Alter zwischen fünf und sechs Jahren sowie zwischen neun und 16 Jahren folgt jeweils eine Auffrischung. Erwachsene sollten den Impfschutz alle zehn Jahre auffrischen lassen.
„Durch die Tetanusimpfung ist die Anzahl der Erkrankungen in Deutschland in den letzten Jahrzehnten deutlich zurückgegangen, so dass Tetanus bei uns fast eine Rarität ist. Man fragt sich fast, ob es Tetanus überhaupt noch gibt, aber die Antwort ist „Ja“: Der Erreger begegnet uns fast überall und kann eine schwere Erkrankung auslösen. Damit ist die Impfung der einfachste und sicherste Weg, sich zu schützen“, sagt Dr. Felix Giebel, Chefarzt der Abteilung für Krankenhaushygiene im Helios Universitätsklinikum Wuppertal.
Wirkung der Tetanus-Impfung
Die Tetanus-Impfung gehört zu den von der STIKO empfohlenen Standardimpfungen. Die STIKO ist die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut und wird vom Bundesgesundheitsministerium berufen.
Wichtig: Die Impfung schützt nicht vor dem Tetanusbazillus, jedoch vor Tetanospasmin, dem vom Bakterium gebildeten starken Nervengift, das entlang der Nervenbahnen bis ins Gehirn transportiert wird und dort seine Wirkung entfaltet.
Menschen, die eine Grundimmunisierung gegen Tetanus haben, deren Auffrischung jedoch länger als zehn Jahre zurückliegt, haben oft noch einen gewissen Impfschutz. Die reduzierte Schutzwirkung („Teilimmunität“) kann dazu beitragen, dass bei einer Infektion mit Clostridium tetani ein sogenannter lokaler Tetanus auftritt. In diesem Fällen ist der Muskelkrampf auf die Wundregion begrenzt. Meist verläuft ein lokaler Tetanus milder als ein generalisierter Tetanus, der den ganzen Körper betrifft, und hat eine gute Prognose.
Im Notfall: Impfung bei Verletzungen
Bei Verletzungen ohne bekannten Tetanus-Impfstatus oder wenn die letzte Impfung mehr als zehn Jahre zurückliegt, wird Ihnen der behandelnde Arzt eine Tetanusimpfung empfehlen. Bei zeitnaher Impfung kann so eine Tetanuserkrankung im Allgemeinen verhindert werden.
Kombi-Impfung: Welche gibt es, wann werden sie geimpft?
Die Tetanusimpfung ist in Deutschland nur in Form einer Kombi-Impfung erhältlich. Folgende Kombinationsimpfstoffe sind laut Paul-Ehrlich-Institut verfügbar:
- Kombi-Impfstoff Tetanus und Diphtherie
- 3-fach-Impfung Tetanus, Diphtherie und Pertussis (Keuchhusten)
- 4-fach-Impfung Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis (Kinderlähmung)
- 6-fach-Impfung Tetanus, Diphtherie, Pertussis, Poliomyelitis, Haemophilus influenzae Typ b (Hib) und Hepatitis B
Impfempfehlung und Impfstoffe
Im Rahmen der Grundimmunisierung im ersten Lebensjahr wird die Verwendung eines 6-fach-Impfstoffes empfohlen. Die erste Auffrischung im Vorschulalter erfolgt mit einem 3-Fach-Impftoff, die zweite in der Jugend mit einem 4-fach-Impfstoff, da hier auch der Impfschutz gegen Kinderlähmung aufgefrischt wird. Im Erwachsenenalter erfolgt die Auffrischung in der Regel mit einem 3-fach- oder einem 4-fach-Impfstoff.
„Aktuell scheinen ältere Menschen bei den Erkrankungen in Europa überrepräsentiert zu sein, ein wichtiger Hinweis darauf, dass die Auffrischimpfung auch im Alter wichtig ist“, sagt Dr. Felix Giebel, der die Fachgruppe Infektiologie bei Helios leitet.
Tetanus-Impfung: Nebenwirkungen und Reaktionen
Wie jede Impfung kann auch die Tetanus-Impfung zu Nebenwirkungen führen. Diese sind in der Regel jedoch meist schwach und klingen nach wenigen Tagen wieder ab.
Häufige Impfreaktionen können sein:
- Rötung, Schwellung oder Schmerzen an der Einstichstelle (sogenannte lokale Reaktion)
- Fieber
- Frösteln
- Allgemeines Krankheitsgefühl mit beispielsweise Kopf- und Gliederschmerzen
- Muskelschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden
Zu den seltenen (weniger als 1 von 1.000 Geimpften) Nebenwirkungen gehören allergische Reaktionen der Haut und/oder Atemwege. Bei einer Impfung von Säuglingen und Kleinkindern sind in Einzelfällen (weniger als 1 von 10.000 Geimpften) auch Fieberkrämpfe möglich.
Ebenso sind in Einzelfällen Erkrankungen des Nervensystems beschrieben worden.
Was tun bei Nebenwirkungen?
Treten lokale Reaktionen auf, kann die Einstichstelle gekühlt werden. Bei Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl ist es möglich, kurzzeitig leichte Fieber- und Schmerzmittel beispielsweise mit dem Wirkstoff Ibuprofen einzunehmen.
Wichtig: Nehmen Sie die Fieber- oder Schmerzmittel tatsächlich nur bei Bedarf und nicht vorbeugend vor einer Impfung ein, da dies möglicherweise den gewünschten Impfeffekt geringer ausfallen lässt.
Häufige Fragen und Antworten (FAQ)
1. Wie oft muss man gegen Tetanus geimpft werden?
Die Grundimmunisierung gegen Tetanus umfasst bei Babys drei Impfungen bis zum 11. Monat. Im Vorschulalter und in der Jugend erfolgt jeweils eine Auffrischungsimpfung. Im Erwachsenenalter sollte die Impfung alle zehn Jahre aufgefrischt werden.
2. Hat man nach zehn Jahren noch Tetanusschutz?
Häufig besteht auch nach zehn Jahren noch ein gewisser Tetanusschutz, dieser kann aber reduziert sein.
3. Was passiert, wenn man Tetanus nicht auffrischt?
Abhängig davon, ob noch ein reduzierter Impfschutz vorhanden ist, kann es bei einer Infektion mit Tetanusbakterien zu einer lokalen (auf den Wundbereich begrenzt) oder einer generalisierten (den gesamten Körper betreffenden) Tetanuserkrankung kommen.
Weitere Informationen Tetanus-Impfung finden Sie finden Sie auf den Seiten des Robert Koch-Instituts oder der Nationalen Lenkungsgruppe Impfen (NaLI).