Wie äußert sich Venenleiden?
Zwischen 50 und 80 Prozent der erwachsenen Bevölkerung weist krankhaft veränderte Venen unterschiedlich starker Ausprägung auf. Venenleiden können sich auf ganz unterschiedliche Weise bemerkbar machen – mal durch geschwollene Beine, Besenreiser oder auch Krampfadern.
„Laufen und Liegen statt Sitzen und Stehen lautet die Devise, aber nicht nur im Winter, sondern das ganze Jahr über“, sagt Dr. med. Gabriele Kischel-Augart, Chefärztin der Klinik für Gefäßchirurgie im Helios Klinikum Niederberg.
Wer hat ein erhöhtes Risiko?
„Übergewicht und Rauchen sowie hormonelle Veränderungen, etwa in der Schwangerschaft sowie durch die Einnahme der Verhütungspille oder von Hormonersatzpräparaten in den Wechseljahren, stellen weitere Risikofaktoren für ein Venenleiden oder für Krampfadern dar“, erklärt Olivier Böhm, Chefarzt der endovaskulären und vaskulären Gefäßchirurgie in der Helios St. Marienberg Klinik Helmstedt.
Zu den Risikopersonen zählen zudem Menschen, die bereits einmal eine Thrombose oder einen Gefäßverschluss hatten, an einer schweren Krankheit – etwa einer Herzschwäche – leiden, kürzlich operiert wurden oder gerade einen Gips tragen.
Welchen Einfluss haben die Temperaturen auf Venenleiden?
Hohe Temperaturen im Sommer bedingen, dass sich die Venen weiten und die Beschwerden zunehmen. „Wegbereiter dafür sind undichte Venenklappen, die zu einem Rückstrom von Blut in die Beine führen. Die Venenwände geben dem Blutstau in den Beinen nach und erweitern sich“, erläutert Gabriele Kischel-Augart.
Die Folge sind sichtbare Ausweitungen und Aussackungen der Venen, also: Krampfadern. Der Blutabfluss wird immer schlechter, der Druck in den Beinvenen erhöht sich, die Krampfadern werden schlimmer – ein Teufelskreis, wenn nichts unternommen wird. Eine rechtzeitige Behandlung verhindert die Probleme des Krampfaderleidens.
Die Winterkälte hilft den gestressten Venen, indem die kühlen Außentemperaturen die Venenwände verengen und das Blut schneller fließen kann. Wer zudem dann noch im Winter Sport macht, tut seinen Venen etwas richtig Gutes: Bei jedem Schritt arbeiten die Muskeln und aktivieren die Venentätigkeit. So kommt der Bluttransport aus den Beinen entgegen der Schwerkraft zum Herzen so richtig in Schwung.
Wer unter schweren Beinen leidet, sollte deshalb nicht nur im Winter auf heiße Bäder und Saunagänge verzichten. Auch medizinische Kompressionsstrümpfe können die Beine entlasten. „Der Kompressionsdruck der Strümpfe ist so dosiert, dass die Klappen in den Venen schließen und das Blut wieder in Richtung Herz gepumpt wird“ erklärt Dr. Kischel-Augart.
Neun Tipps, um Venenleiden zu vermeiden
- Treiben Sie regelmäßig Sport, wie Gehen, Schwimmen oder Radfahren. Das kräftigt die Muskelpumpe.
- Lagern Sie Ihre Beine so oft wie möglich hoch.
- Schlagen Sie nicht die Beine übereinander, denn das drückt eventuell die Venen in der Kniekehle ab und kann somit die Blutzirkulation hemmen.
- Tragen Sie bequemes Schuhwerk, da hohe Absätze negativ auf die Venenfunktion wirken.
- Meiden Sie extreme Hitze wie Sonne oder Sauna.
- Achten Sie auf Ihr Gewicht.
- Wechselduschen und kaltes Wasser verbessern die Blutzirkulation.
- Beachten Sie folgende Regel: Sitzen und Stehen ist schlecht, Laufen und Liegen besser.
- Achten Sie besonders in der Schwangerschaft auf Ihre Beinvenen. Zeigen sich erste Hinweise auf Krampfadern, empfiehlt es sich, Kompressionstrümpfe zu tragen.
Wie kann ich Krampfadern vorbeugen?
Venenleiden oder Krampfadern können genetisch veranlagt sein. Olivier Böhm: „Es ist wichtig bestimmte Bewegungen aktiv auszuführen. Generell helfen Ausdauersportarten, wie Wandern, Walken oder Radfahren.“ Um längeres Sitzen zu vermeiden, können Betroffene Bewegungspausen mit spezieller Venengymnastik einführen.
„Im Sitzen können die Füße bewegt werden, durch Strecken und Heranziehen oder kreisende Bewegungen. Diese Übungen kann man auch im Stehen durchführen. Menschen mit Venenleiden können die Beine nach oben ziehen oder auf Zehenspitzen laufen“, so Böhm weiter. Wenn sich längeres Sitzen oder Stehen nicht vermeiden lässt, können Kompressionsstrümpfe unterstützen.
Wie sinnvoll sind Kneipp-Güsse für Zuhause?
Wechselduschen fördern den Blutfluss und haben eine wohltuende Wirkung. Kneipp-Güsse kann man Zuhause ganz einfach nachmachen. „Kaltes Wasser unterstützt die Venen bei schweren Beinen, lindert Krampfadern und beugt Schwellungen vor“, erklärt Olivier Böhm. Der Wechsel zwischen warmen und kalten Bädern in Dusche oder Badewanne kann bereits helfen. Dabei sollte man auf einen guten Halt achten. Auch das Barfußlaufen auf unterschiedlichen Materialien regt die Muskulatur an.