Die meisten Unfälle passieren zu Hause
Im Gegensatz zu einem Erwachsenen erkennt ein Kleinkind die meisten Gefahren weder noch schätzt sie richtig ein. Oft müssen Notfälle oder Erkrankungen ärztlich untersucht oder behandelt werden. Mehr als 40 Prozent aller Kinderunfälle ereignen sich nicht auf der Straße, im Kindergarten oder in der Schule, sondern da, wo Kinder „am sichersten sind“ – zu Hause. Fast zwei Drittel dieser Unfälle betreffen Kinder unter sechs Jahren.
„Eine gute Erstversorgung bei Babys und Kleinkindern hilft, den Schaden zu begrenzen, Schmerzen zu lindern und schafft die Voraussetzung, in der weiteren Behandlung optimale Erfolge zu erzielen“, erklärt Dr. Marco Thiele, Leitender Oberarzt in der Helios Klinik Jerichower Land. Was im Notfall zu tun ist, lernen Eltern und Großeltern zum Beispiel in Erste-Hilfe-Kursen speziell für die Erstversorgung von Babys und Kleinkindern.
Symptome einer Vergiftung
Wenn Kinder sich plötzlich unwohl fühlen, erbrechen oder ausgesprochen müde werden, kann eine unbemerkte Vergiftung die Ursache sein. Kinder vergiften sich aus Neugier und Unwissenheit. Am häufigsten geschehenVergiftungen bei Kindern sind Vergiftungen mit Reinigungsmitteln, Medikamenten und Giftpflanzen.
„Die Liste der möglichen Anzeichen ist breit gefächert. So können Bauchschmerzen oder Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Müdigkeit und Unwohlsein bis hin zu Bewusstlosigkeit sowie Herz-Kreislauf-Stillstand auf eine Vergiftung hinweisen“, so Kinderarzt Dr. Thiele.
Viele Vergiftungen verlaufen zunächst symptomfrei. Manche Giftpflanzen rufen sogar erst nach 24 Stunden Auffälligkeiten hervor.
Vergiftungen bei Kindern – Vorsichtsmaßnahmen
- Kinder frühzeitig über die Gefahren in Wohnung und Garten aufklären.
- Gefährliche Substanzen außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahren.
- Medikamente gehören in verschlossene Schränke und müssen für Kinder unzugänglich sein.
- Tabak- oder Zigarettenreste nicht herumliegen lassen.
- Giftsubstanzen sollten nie neben Lebensmitteln aufbewahrt werden.
- Chemikalien nie in Getränkeflaschen umfüllen. Am besten nur Produkte mit kindersicherem Verschluss verwenden.
- Kinder sollten weder an Putzmittel, Spülmaschinentabs und WC-Reiniger noch Shampoo oder Duschbad herankommen. Lassen Sie diese Produkte nie offenstehen. Giftige Substanzen gehören auch nicht in den Abfalleimer.
- Verzichten Sie in der Wohnung und im Garten auf giftige Pflanzen. Bringen Sie Ihrem Kind bei, dass es Blumen und Beeren nicht alleine pflücken oder essen darf.
- Besuchen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs – so frischen Sie eventuell verloren gegangenes Wissen wieder auf.
- Für alle Fälle sollten die Rufnummern von der Rettungsleitstelle und dem Giftnotruf im Telefon abgespeichert sein.
Folgende Fragen werden Ihnen am Telefon gestellt:
- Wer ist betroffen?
- Kind, Erwachsener?
- Was wurde eingenommen?
- Genaue Bezeichnung des Mittels (was steht auf der Packung), Firma, Name der Pflanze.
- Wie viel wurde eingenommen?
- Wie viel Stück waren in der Packung?
- Wie viel ist noch vorhanden?
- Wie viel kann das Kind maximal eingenommen haben?
- Wie war es verpackt?
- Wie wurde es eingenommen? Geschluckt? Eingeatmet? Auf die Haut? Ins Auge?
- Wann wurde es eingenommen? Gesicherte Zeitangabe oder Vermutung?
- Wie alt ist das Kind?
- Wie viel wiegt das Kind (ungefähr)?
- Wie geht es dem Kind? Husten? Erbrechen? Muskelzuckungen? Rauschzustand? Benommenheit? Schmerzen?
- Name und Telefonnummer? Für den Rückruf.