Was sind Verstopfungen?
Etwa jedem Fünften in Deutschland fällt das Ablassen von Stuhlgang schwer. In den meisten Fällen handelt es sich um kurzzeitige Probleme, – eine Obstipation, wie sie im Fachjargon genannt wird – kann aber auch Symptom einer anderen Erkrankung sein oder chronisch werden und die Betroffenen in ihrer Lebensqualität einschränken. Von chronischen Beschwerden sprechen Expertinnen und Experten ab drei Monate andauernder Verstopfung, in denen mindestens zwei der folgenden Symptome vorliegen:
Chronische Beschwerden können bedeuten:
- weniger als drei Stuhlgänge die Woche
- starkes Pressen bei jedem vierten Stuhlgang
- harter oder verklumpter Stuhl
- Gefühl der unvollständigen Entleerung
- Gefühl, dass der Stuhlgang blockiert wird
- erforderliche Maßnahmen zur Erleichterung der Stuhlentleerung wie beispielsweise Nachhelfen mit den Fingern
Die Symptomatik einer Obstipation kann vielseitig sein und sowohl jung als auch alt betreffen – sogar Kinder können ab und zu unter einem erschwerten Stuhlgang leiden. Aufgrund eines langsamer arbeitenden Darms im Alter und der abnehmenden Bewegung im Alltag, kommt es vermehrt bei der älteren Bevölkerungsgruppe zur Obstipation.
Diese Symptome sind typisch
Eine Obstipation äußert sich zunächst in Form eines harten Stuhlgangs, der seltener als gewohnt abgesetzt wird. Das Stuhlvolumen ist reduziert und verklumpt. Der Betroffene muss stark pressen, damit der Darm sich entleert. Oftmals kann dies nicht vollständig geschehen und es bleibt das Gefühl von unvollständiger Entleerung.
Betroffene können zusätzlich unter einem aufgeblähten Bauch leiden, da die Verstopfung die Verdauungsgase auf dem Weg nach außen blockiert. Obwohl eine erschwerte Darmentleerung von Zeit zu Zeit normal sein kann, gibt Priv.-Doz. Dr. Matthias Goos einen wichtigen Hinweis.
Was sind die Ursachen einer Verstopfung?
Die Ursachen für eine Störung des Stuhlgangs sind in den meisten Fällen harmlos – allerdings können sich in seltenen Fällen auch bösartige Krankheiten dahinter verbergen. Ein Alarmsignal sei laut dem Experten in jeden Fall Blut im Stuhl. Hier müssten die Ursachen gründlich geklärt werden. Die pauschale Diagnose „Hämorrhoiden“ sollten Betroffene mit blutigem Stuhlgang nicht einfach hinnehmen.
Der Auslöser für eine erschwerte Stuhlentleerung liegt meist im Dickdarm. Dieser hat die Aufgabe den bereits fermentierten Nahrungsbrei, auch Fäzes genannt, zu speichern und langsam Richtung Ausgang zu transportieren sowie dem fermentierten Nahrungsbrei Wasser und Salze zu entziehen und diesen mit Schleimstoffen zu mischen. Die Ursachen für eine Obstipation sind vielfältig:
Ernährung
In vielen Fällen hat eine kurzzeitige Obstipation keine krankhafte Ursache. Eine Ernährungsumstellung, eine Diät oder eine grundsätzlich ballaststoffarme Ernährung können den Stuhlabgang erschweren. Oft spielt eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr von unter 1,5 Litern am Tag die entscheidende Rolle.
Lebensstil
Nicht zu vernachlässigen sind auch die Faktoren Bewegungsmangel und Stress: Bereits eine 30-minütige moderate Sporteinheit am Tag senkt das Risiko für Verdauungsstörungen und eine unangenehme Verstopfung erheblich. Gastroenterologe Dr. Thomas Truschel erklärt das so: "Bei körperlicher Aktivität atmen wir tiefer in den Bauchraum, wodurch sich ein Druck auf die Verdauungsorgane aufbaut.
Die Bewegung der Bauchmuskulatur unterstützt den Darm in seiner Transportaufgabe. Der Darm wird gut durchblutet und kann besser arbeiten". Stress wiederum wirkt sich negativ auf unseren Darm aus, denn unser Verdauungstrakt ist eng mit dem Gehirn verbunden.
Reisen
Bei Reisen mit Zeitverschiebung kann die Toilettenroutine schnell durcheinanderkommen. Oftmals wird der Stuhlganz auf fremden Toiletten auch unterdrückt, was zu einer Obstipation und Bauchschmerzen führen kann. Ein weiterer Faktor ist, die auf Reisen oft einhergehende Ernährungsumstellung, die das Verdauungssystem fordert.
Hormonumstellung
Eine Verstopfung betrifft häufig Frauen während der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren. Der Auslöser für den erschwerten Stuhlgang liegt dann an der Hormonumstellung, die die Frau durchlebt. In manchen Fällen kommt es nach einer Geburt auch zu Veränderungen am Becken, was einen erschwerten Stuhlgang verursachen kann.
Oftmals haben betroffene Frauen schon vor einer Hormonumstellung, bedingt durch Schwangerschaft oder Menopause, einen trägen Darm – durch die hormonellen Veränderungen kann der Körper die Verdauungsträgheit nicht mehr kompensieren und es kommt zur Verstopfung.
Medikamente
Medikamente können einen negativen Einfluss auf die Darmtätigkeit haben. „Vor allem Schmerzmittel, Psychopharmaka oder Blutdrucksenker führen häufig dazu, dass der Stuhl schwer abgelassen werden kann“, erklärt Chefarzt Dr. Goos. Setzen Sie die Medikamente bei unerwünschten Nebenwirkungen nicht ohne ärztliche Rücksprache ab, sondern besprechen Sie die Beschwerden mit dem behandelnden Arzt.
Reizdarm
Von einem Reizdarm sprechen Expertinnen und Experten, wenn organische Ursachen für Beschwerden im Darmtrakt ausgeschlossen wurden, die Darmfunktion aber dennoch gestört ist. Kennzeichnend sind mit der Darmtätigkeit verbundene Schmerzen, die sich nach der Stuhlentleerung bessern. Diese Symptomatik wird auch oft von schmerzhaften Blähungen begleitet.
Darmverschluss
Bei einem Darmverschluss, in Fachkreisen auch Ileus genannt, wird die Darmpassage durch Hindernisse blockiert: Das kann plötzlich auftreten, etwa, wenn es zu einer Darmverschlingung nach einem operativen Eingriff kommt oder der Darmschlauch langsam eingeengt wird – beispielsweise aufgrund eines Tumors.
Auch Nahrungsmittelgifte und Durchblutungsstörungen können den Darm lähmen, Experten sprechen dann von einer Darmparalyse. Symptome sind neben einer akuten Obstipation auch starke Bauchschmerzen, Aufstoßen und Erbrechen. Ein Darmverschluss muss umgehend behandelt werden.
Weitere Ursachen
In einigen Fällen kann eine erschwerte Darmentleerung auch aus einer angeborenen Transportstörung des Darms hervorgehen.
Grunderkrankungen hierfür sind:
- Morbus Hirschsprung (betrifft vor allem Neugeborene)
- Stoffwechselstörungen wie eine Schilddrüsenunterfunktion
- Diabetes mellitus
- Morbus Parkinson
7 Tipps gegen Verstopfung
Ernährung
Essen Sie ballaststoffreich und trinken Sie mindestens 1,5 Liter am Tag. Als besonders ballaststoffreich gelten Leinsamen sowie frisches Gemüse.
Hausmittel
Kümmel-Tee wirkt krampflösend und kann die Verdauung ankurbeln. Auch bei Blähungen beruhigt Kümmel den Magen-Darm-Trakt.
Ruhe
Nehmen Sie sich Zeit für das Essen und kauen Sie ausführlich vor dem Schlucken.
Kreislauf
Bewegen Sie sich ausreichend, vor allem nach einer deftigen Mahlzeit.
Wärme
Eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen kann Verkrampfungen entgegenwirken und beim Abführen helfen.
Toilettengang (1/2)
Geben Sie nicht jeder Stuhlregung nach und vermeiden Sie lange Toilettensessions mit starkem Pressen: Hämorrhoiden-Gefahr!
Toilettengang (2/2)
Leichter kann die Stuhlentleerung mit angezogenen Beinen geschehen. Hilfreich kann hier ein Hocker sein, auf dem die Beine beim Sitzen platziert werden.
Ab wann sollte man bei Verstopfung ärztlichen Rat aufsuchen?
In jedem Fall sollte eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden, wenn sich die Stuhlgewohnheiten innerhalb eines kurzen Zeitraums maßgeblich verändern. Dies kann sich sowohl durch Probleme bei der Stuhlentleerung als auch in Form von Durchfall äußern. Treten diese Symptome im Wechsel auf, sollten sie unbedingt abgeklärt werden.
Grundsätzlich ist ein erschwerter Stuhlgang von Zeit zu Zeit normal und sollte kein Grund zur Sorge geben. Bei weniger als drei Stuhlgängen in sieben Tagen über einen Zeitraum von einigen Wochen, sollte die hausärztliche Praxis informiert werden.
Diagnosestellung und Behandlung
Um der Ursache auf den Grund zu gehen, stehen zunächst die Ernährungsgewohnheiten sowie der geführte Lebensstil im Fokus. Auch eine Blutuntersuchung kann Aufschluss über eine mögliche Stoffwechselerkrankung geben. Im weiteren Verlauf können eine Dickdarmspiegelung, eine Röntgenuntersuchung sowie ein spezielle, funktionelle MRT-Untersuchung der Ursache näherkommen.
Die Kolontransitzeit gibt Information darüber, wie lange der Stuhlgang braucht, um den Dickdarm zu passieren. Hierfür werden der Patientin oder dem Patienten Gelatinetabletten verabreicht, die verschiedenen Stäbchen und Kügelchen, sogenannte Marker, enthalten. Die Tablettenhüllen lösen sich durch die Magensäure auf, die Marker gelangen in den Darm und werden nach einiger Zeit wieder ausgeschieden.
"Wird eine Grunderkrankung als Ursache der Obstipation entdeckt, muss diese behandelt werden. Zudem gibt es Medikamente, wie Abführmittel, die nach ärztlicher Rücksprache die Verdauung unterstützen und Verstopfungen entgegenwirken können", sagt Chefarzt Dr. Goos.
Verstopfungen sind lästig, aber in den Griff zu bekommen
Eine Obstipation kann viele Ursachen haben, in den meisten Fällen begünstigen falsche Ernährung und Bewegungsmangel den erschwerten Toilettengang. Es können aber auch organische Ursachen zugrunde liegen, die bei entsprechender Symptomatik unbedingt abgeklärt werden sollten.