Was sind vorzeitige Wehen?
„Vorzeitige Wehen können bereits nach der 20. und vor der 37. Schwangerschaftswoche eintreten. Alle Wehen, die vor dem Ende der 37. Schwangerschaftswoche auftreten, gelten als vorzeitig. Aber nicht jede Wehe ist gleich ein Alarmsignal. In den meisten Fällen handelt es sich um Übungswehen", sagt Krzysztof Szkaradzinski, Chefarzt Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Helios Vogtland-Klinikum Plauen. Übungswehen bereiten die Gebärmutter auf die nahende Geburt vor und sind ein Zeichen dafür, dass das Kind tiefer in das Becken rutscht.
Kommt es aufgrund von vorzeitigen Wehen allerdings zur Geburt des Babys, handelt es sich um eine Frühgeburt.
Wie fühlen sich vorzeitige Wehen an?
„Schwangere spüren meist, dass ihr Bauch im oberen Teil der Gebärmutter hart wird und vernehmen ein Ziehen in der Leistengegend oder im unteren Rücken", erläutert der Plauener Chefarzt.
Bei Wehen handelt es sich um rhythmische Kontraktionen (Zusammenziehen) der glatten Muskulatur der Gebärmutterwand. Sie führen dazu, dass sich der Muttermund öffnet.
Symptome vorzeitiger Wehen
Wenn Sie diese Symptome spüren, kann es sich um vorzeitige Wehen handeln:
- Schmerzen im unteren Rücken
- krampfende Bauchschmerzen
- Kontraktionen der Gebärmutter
- klarer oder blutiger Ausfluss aus der Scheide
Übungswehe oder echte Wehe?
Nicht jede Frühwehe ist ein Warnsignal – meist sind es Übungswehen. Doch Frauen können nicht selbst erkennen, ob die Kontraktionen ein Risiko für eine Frühgeburt darstellen. Krzysztof Szkaradzinski rät: „Ziehen oder Schmerzen im Unterleib sollten Schwangere immer ärztlich abklären lassen." Die Ärztin oder der Arzt kann anhand der Symptome und einer körperlichen Untersuchung feststellen, ob sich der Gebärmutterhals bereits geöffnet hat.
Im Gegensatz zu Übungswehen sollten sogenannte echte Wehen keinesfalls zu früh auftreten. Während Übungswehen nicht schmerzhaft sind, beschreiben schwangere Frauen echte Wehen als sehr stark und begleitet durch einen ziehenden oder stechenden Schmerz. Schwangere atmen bei echten Wehen oft reflexartig mit und müssen tief Luft holen.
Ursachen für vorzeitige Wehen
Es gibt viele Ursachen für eine vorzeitige Wehentätigkeit. Diese können psychischen als auch körperlichen Ursprungs sein. Erkrankungen bei Mutter und Kind aber auch Stress und psychische Belastungen begünstigen verfrühte Wehen. Weitere Ursachen für vorzeitige Geburtswehen können sein:
- vorherige Frühgeburten oder Fehlgeburten
- Mehrlingsschwangerschaften
- Fehlbildungen des Kindes
- Fehlentwicklungen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses
- zu viel Fruchtwasser
- Scheideninfektionen der Mutter (sogenannte aszendierende Infektionen)
- ungesunde Lebensweise (Rauchen, Alkohol, Drogen, Mangelernährung)
- Alter (unter 18 Jahre oder über 35 Jahre)
- Stress
- Über- oder Untergewicht der Schwangeren
Was tun bei vorzeitigen Wehen?
Die werdende Mutter sollte möglichst Stress und schwere körperliche Arbeit vermeiden. „Schwangere sollten sich von Anfang an ausreichend Auszeiten gönnen und die Familie und Freunde um Entlassung bitten", sagt der Chefarzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe und gibt weitere Tipps:
- Vermeiden Sie Stress.
- Achten Sie auf Ihr Gewicht und vermeiden Sie eine übermäßige Gewichtszunahme.
- Verzichten Sie auf Alkohol und Zigaretten.
- Sorgen Sie für Entspannung.
Behandlung bei vorzeitigen Wehen
Je nach Ursache frühzeitiger Wehen unterscheidet sich die Behandlung. Ist der Grund zu viel Stress und körperliche Anstrengung, reichen meist ein paar Tage Ruhe und Entspannung aus, um die Wehen abklingen zu lassen. Auch auf Geschlechtsverkehr sollte in dieser Zeit verzichtet werden, da die im Sperma enthaltenen Prostaglandine Wehen auslösen können.
Bei einer Scheideninfektion mit Bakteriennachweis erhält die Schwangere Antibiotika als Tablette oder Vaginalzäpfchen.
Treten die Wehen vor der 37. Schwangerschaftswoche auf, versuchen Ärzt:innen die Geburt meist noch etwas hinauszuzögern und die Schwangerschaft zu verlängern.
„Bei körperlichen Ursachen setzen wir in der Regel Wehenhemmer, sogenannte Tokolytika ein. Diese dürfen aber nur zwischen der 24. und 34 Schwangerschaftswoche und für maximal zwei Tage eingenommen werden", sagt Krzysztof Szkaradzinski. Sollte das Beenden der Schwangerschaft besser für Mutter und Kind sein, wird kein wehenhemmendes Medikament gegeben, sondern die Geburt eingeleitet.