Was sind Wechseljahre?
"Wechseljahre beschreiben die Zeit vor der Menopause, also der letzten Regelblutung. Es ist auch der Übergang der Lebensphase des Kinderkriegens hin zur Lebensphase, in der das nicht mehr möglich ist", sagt Dr. Hans-Jürgen Richter, Chefarzt der Frauenheilkunde und Geburtshilfe in der Helios Klinik Jerichower Land/Burg. Meist beginnen die Wechseljahre ab Mitte 40. Der Körper verringert die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen. Diese hormonelle Umstellung führt dazu, dass die Monatsblutungen unregelmäßig werden und letztlich ausbleiben.
Die allerletzte Monatsblutung wird Menopause genannt und findet meist im Alter von 51 Jahren statt. Manche Frauen erleben dies aber auch früher oder später. Wie lange die Wechseljahre dauern, ist von Frau zu Frau verschieden. Einige Frauen durchlaufen diese Phase innerhalb weniger Monate, bei anderen können sie mehrere Jahre dauern.
Klimakterium Symptome
- unregelmäßige Menstruationszyklen
- verlängerte blutungsfreie Intervalle
- Hitzewallungen
- Schweißausbrüche
- Schwindel
- Durchblutungsstörungen der oberen Extremitäten
- Hautrötungen
- sexuelle Unlust
- Scheidentrockenheit
- Schlaflosigkeit
- Nervosität
- Reizbarkeit
- depressive Verstimmung
Wieso kommt es zu Wechseljahren?
Monat für Monat reift in den Eierstöcken ein neues Eibläschen (Follikel) heran. Im Laufe des Lebens setzen die Eierstöcke circa 500 ausgereifte Eizellen frei. Wenn sich dieser Vorrat dem Ende neigt, lässt auch die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone nach, bis sie letztlich vollkommen eingestellt wird. Hören die Eierstöcke auf Eizellen abzugeben, bleibt die Monatsblutung aus.
Verlauf der Wechseljahre
Die ersten Anzeichen, die den Beginn der Wechseljahre andeuten sind Veränderungen des Menstruationszyklus. Die Abstände zwischen den Regelblutungen werden länger. "Es kann zu blutungsfeien Zeiten von drei bis sechs Monaten kommen", sagt Dr. Hans-Jürgen Richter. Dazwischen können auch wieder regelmäßige Monatsblutungen liegen.
Durch den veränderten Hormonspiegel ändert sich der Flüssigkeitshaushalt der Haut, die nun trockener und faltiger wird. Auch die Durchblutung der Scheidenwände nimmt ab. Es kommt zur sogenannten Atrophie (Gewebeschwund) und dem Verlust der Geschmeidigkeit. In Folge kann es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Harninkontinenz kommen.
Bei einigen Frauen kann es zur „Vermännlichung“ kommen. Darunter versteht man Veränderungen bei einer Frau, infolge einer vermehrten Ausbildung männlicher Hormone, etwa verstärkter Haarwuchs an Armen, Beinen, Oberkörper und Gesicht. Der Haarwuchs auf dem Kopf hingegen nimmt ab bis hin zum Haarausfall.
Was tun gegen Wechseljahresbeschwerden?
"Gegen Beschwerden in den Wechseljahren helfen körperliche Aktivitäten wie Wandern, Nordic Walking und Sport", sagt Dr. Hans-Jürgen Richter. Aber auch ein Body-Mass-Index zwischen 20 und 30 sowie wenig Alkohol wirken sich positiv aus. Auf den Teller sollte vorwiegend vitaminreiche pflanzliche Kost kommen.
Wechseljahre sind keine Krankheit, sodass eine Behandlung in der Regel nicht nötig ist. Wenn die klimakterischen Beschwerden jedoch nicht weggehen, können freiverkäufliche Mittel aus der Apotheke helfen. Sollten die Symptome jedoch sehr stark sein, sollten Betroffene das Gespräch mit Gynäkolog:innen suchen und sich Hormone verschreiben lassen.
Wechseljahresbeschwerden: Das können Frauen selbst tun
- Spazierengehen an der frischen Luft hilft beim Entspannen und kann gegen schlechte Stimmung helfen
- Ausgewogen ernähren, um ein gesundes Körpergewicht zu halten und möglichen Verstopfungen vorzubeugen
- Entspannungstechniken, Atemtraining, Meditation und Yoga können Alltagsstress ausgleichen und zu einem besseren Körpergefühl beitragen
Anstieg des Risikos für Osteoporose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Die hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre führen bei Frauen oft zu einem erhöhten Risiko für Osteoporose. „Dass der Körper immer weniger Östrogen produziert, wirkt sich auf die Knochensubstanz aus. So kann es häufiger zu Knochenbrüchen aufgrund einer verminderten Knochendichte kommen“, erklärt der Chefarzt. Für Frauen steigt ab dem 50. Lebensjahr das Risiko für Knochenbrüche, insbesondere im Bereich der Wirbelsäule und der Oberschenkel.
Auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt zu, da die positive Wirkung des weiblichen Sexualhormons auf den Blutdruck und den Cholesterinspiegel wegfällt. Zudem sinkt die Konzentration des schützenden HDL-Cholesterins im Blut nach der Menopause und es kommt zum Anstieg des schädlichen LDL-Cholesterins.
Gesunde Ernährung in den Wechseljahren
Die hormonelle Umstellung kann zu einer vermehrten Einlagerung von Bauchfett führen. Doch nicht nur die Wechseljahre sind verantwortlich für eine Gewichtszunahme, auch der altersbedingte Rückgang der Muskelmasse und der verminderte Grundumsatz spielen eine wichtige Rolle. Zudem lassen körperliche Aktivitäten mit zunehmenden Alter oft nach. In den Wechseljahren sinkt der Bedarf an Kalorien im Schnitt um bis zu 400 Kalorien pro Tag.
Essen für ein gutes Herz-Kreislauf-System
"Leere" Kohlenhydrate aus Weißmehlprodukten und Süßigkeiten sollten eher die Ausnahme sein. Nach der Menopause sollte die Ernährung auf Obst, Gemüse und Vollkornlebensmitteln basieren. Auch Omega-3-Fettsäuren in Lachs, Hering und Makrele schützen das Herz und die Arterien. Empfehlenswert sind zudem gute Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren. Zu finden etwa in Walnussöl, Olivenöl, Weizenkeimöl oder Leinöl.
Muskelerhalt mit proteinreicher Kost
Milch und Milchprodukte können täglich gegessen werden. Fleisch, Fisch und Eier sollten jedoch nicht jeden Tag auf den Teller kommen. Gesunde Alternativen in Form von pflanzlichem Eiweiß sind in Sojaprodukten und Hülsenfrüchten zu finden.
Knochen schützen
Auch gegen den Knochenabbau kann eine Frau mit der richtigen Ernährung entgegenwirken. Wichtig ist, ausreichend Kalzium zu sich zu nehmen. Dieses steckt zum Beispiel in Käsesorten wie Emmentaler oder Bergkäse, Naturjoghurt, Nüssen sowie Milch. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 1.000 Milligramm Kalzium pro Tag. Mit zwei Scheiben Käse, einem Becher Joghurt und einem Glas Milch ist der Tagesbedarf gedeckt.
Verdauung anregen
Gegen mögliche Verdauungsprobleme hilft eine ballaststoffreiche Ernährung. Etwa 30 Gramm pro Tag empfehlen Experten. Vollkorngetreide, Nüsse, Samen und Gemüse sind gute Lieferanten für Ballaststoffe. Gegen Darmträgheit helfen auch Joghurt, Quark, Sauerkraut sowie in Milchsäure eingelegtes Gemüse.
Diese Lebensmittel besser nur in Maßen essen
Zucker, Salz und gesättigte Fette, etwa in Süßigkeiten, Chips, Backwaren, Fast Food, Konserven, Wurst und Eis sollten nur selten gegessen werden. Auch Limonade und Alkohol sollten nicht regelmäßig getrunken werden.
Sex im Klimakterium
Auch wenn der Östrogenspiegel sinkt, bleibt die Lust auf Sex meist erhalten. Durch die nachlassende Scheidenfeuchtigkeit kann es jedoch zu Schmerzen beim Sex kommen. Befeuchtungs- oder Gleitmittel können hier genutzt werden.
Oft machen die Wechseljahresbeschwerden den Frauen so zu schaffen, dass sie sich nicht mehr begehrenswert fühlen. Wichtig ist, dass Frauen offen mit dem Partner oder der Partnerin reden, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Das Gespräch mit der Frauenärztin oder dem Frauenarzt kann ebenfalls hilfreich sein.
Haben Männer auch Wechseljahre?
"Etwa 50 Prozent der Männer zeigen Symptome der Wechseljahre. Es kommt schleichend zur Abnahme des männlichen Sexualhormons Testosteron", sagt der Burger Arzt. Die Symptome ähneln denen von Frauen: Müdigkeit, Gelenkbeschwerden, Abnahme der Konzentration, Nervosität, Hitzewallungen, Depression. Erektionsprobleme können ebenfalls ein Zeichen von Wechseljahren sein.