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Wechselwirkungen bei Medikamenten: Ursachen und Vorbeugung

Von Wechselwirkung spricht man, wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden und die Wirkstoffe sich gegenseitig verstärken, abschwächen oder zu Nebenwirkungen führen. Auch Lebensmittel, Alkohol oder Nahrungsergänzungsmittel können die Wirkweise von Medikamenten verändern. Lesen Sie hier, was das Risiko von unerwünschten Wechselwirkungen erhöht und was Sie tun können, um diese bestmöglich zu vermeiden.

07. Februar 2025
Medikamente

Was sind Wechselwirkungen bei Medikamenten?

Jeder vierte Deutsche nimmt drei oder vier Medikamente gleichzeitig ein. Je älter Patienten werden, desto häufiger haben sie mehrere Erkrankungen und damit steigt auch die Anzahl an Arzneimitteln, die sie verwenden. Diese können sich in ihrer Wirkungsweise beeinträchtigen – also beispielsweise die Wirkung ungewollt erhöhen oder abschwächen. Mit jedem neuen Arzneimittel steigt das Risiko von Wechselwirkungen.

Schätzungen gehen davon aus, dass fünf bis zehn Prozent aller Krankenhauseinweisungen von älteren Patienten auf Neben- oder Wechselwirkungen von Medikamenten zurückgehen.

Wer hat ein erhöhtes Risiko für Wechselwirkungen

Nehmen Patienten mehrere Medikamente dauerhaft parallel ein, sprechen Ärzte von Polymedikation.

Die Gründe für eine Polymedikation sind vielfältig. Sie kommt besonders häufig vor, wenn die Patienten bei mehreren Ärzten in Behandlung sind und diese nicht vollständig über die Therapie des anderen informiert sind.

Welche Medikamente darf man nicht gleichzeitig nehmen?

Heute ist eine Vielzahl an Wechselwirkungen bekannt. Dazu gehören beispielsweise:

  • Schmerzmittel: Der bekannte Wirkstoff Ibuprofen gehört zur Gruppe der sogenannten nicht steroidalen Antirheumatika (NSAR). Diese schwächen die Wirksamkeit vieler Präparate zur Blutdrucksenkung ab, zum Beispiel der sogenannten ACE-Hemmer. Bekommt ein Patient einen Blutverdünner mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS), beispielsweise bei einer Verengung der Herzkranzgefäße, und nimmt zur gleichen Zeit ein Schmerzmittel mit dem Wirkstoff Ibuprofen, steigt das Risiko für Herzinfarkte. In Kombination mit bestimmten Antidepressiva, den sogenannten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI), erhöht sich die Gefahr von Blutungen im Magen-Darm-Trakt.
  • Protonenpumpenhemmer (PPI): Wirkstoffe wie beispielsweise Omeprazol können die Wirkung von Antidepressiva (SSRI) beeinflussen und zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
  • Gefahr für die Niere: Werden Medikament aus der Gruppe der NSAR gemeinsam mit ACE-Hemmern gegen Bluthochdruck und einem entwässernden Medikament (Diuretikum) eingesetzt, besteht eine erhöhte Gefahr für Nierenversagen.
  • Antidepressiva mit SSRI-Wirkstoffen: Sie können die Wirkung verschiedener anderer Medikamente beeinträchtigen, wie zum Beispiel Neuroleptika.
  • Antibiotika und Antibabypille: Einige Antibiotika können die Wirksamkeit von hormonellen Verhütungsmitteln einschränken.

Einfluss von Ernährung und Nahrungsergänzungsmitteln

„Wechselwirkungen entstehen nicht nur zwischen verschiedenen Medikamenten – auch Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel können die Wirksamkeit von Arzneimitteln erheblich beeinflussen“, sagt Dr. Michael Gewaltig, Bereichsleiter Pharmazeutisches Beschaffungsmanagement, Zentraler Dienst Apotheke bei Helios.

Lebensmittel, die Wechselwirkungen verursachen können

Milchprodukte: Milch, Joghurt, Quark oder Käse – sie alle enthalten Kalzium, das die Aufnahme verschiedener Medikamente wie beispielsweise bestimmter Antibiotika hemmt.

Kaffee und grüner/schwarzer Tee: Einige Antibiotika können die Wirkung von koffeinhaltigen Getränken verstärken, was zu Herzrasen und Schwindel führen kann. In Kombination mit dem Wirkstoff Fenoterol, der bei Asthma oder COPD eingesetzt wird, kann Kaffee Herzrhythmusstörungen auslösen. Kaffee und Tee enthalten zudem Gerbstoffe, die die Wirkung mancher Antidepressiva beeinträchtigen können.

Vitamin K: Gemüsesorten, die viel Vitamin K enthalten (zum Beispiel Spinat oder Brokkoli), schwächen die Wirkung des Wirkstoffs Phenprocoumon, der als Blutverdünner eingesetzt wird.

Grapefruitsaft: Auf keinen Fall sollten Sie Ihre Medikamente mit Grapefruitsaft einnehmen, denn dieser behindert den Abbau von zahlreichen Wirkstoffen im Körper. Die Arzneimittel wirken dann deutlich stärker, was zu Beschwerden wie Blutdruckabfall oder sogar Nierenschäden führen kann. Nehmen Sie Medikamente grundsätzlich mit Leitungswasser ein, da dieses die Wirkweise nicht beeinflusst. Wichtig: Wer seine Medikamente mit Mineralwasser einnimmt, sollte auf die Höhe der Mineralstoffe achten. Enthält das Wasser viel Kalzium oder Eisen, kann dies bei manchen Wirkstoffen zu Wechselwirkungen führen.

Alkohol: Insbesondere Schmerzmedikamente belasten häufig die Leber. In Kombination mit Alkohol wird unser Entgiftungsorgan so doppelt belastet. Die Wirkung von Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine) kann durch Alkohol deutlich verstärkt werden.

Reifer Käse: Gereifter Käse ist reich an Tyramin. Wenn Sie während einer Therapie mit MAO-Hemmern (Monoaminoxidasehemmer), die zur Therapie von Depressionen oder Parkinson eingesetzt werden, tyraminreiche Lebensmittel zu sich nehmen, kann es zu einem lebensbedrohlichen Anstieg des Blutdrucks kommen. Da reifer Käse eine besonders hohe Konzentration an Tyramin aufweist, spricht die Wissenschaft auch vom "Cheese-Effekt". Weitere Lebensmittel, bei denen im Zusammenhang mit einer Therapie mit MAO-Hemmern Vorsicht geboten ist, sind beispielsweise Rotwein, Schokolade oder Matjes. Ihr Arzt wird Sie vor der Einnahme umfassend zu den Wechselwirkungen mit Lebensmitteln beraten.

3 Wechselwirkungen mit Nahrungsergänzungsmitteln

Da sich in Nahrungsergänzungsmitteln dieselben Substanzen befinden wie in unserer Ernährung (wie beispielsweise Kalzium oder Vitamin K) können diese ebenfalls die Wirkweise Ihrer Medikamente beeinflussen.

Um das Risiko gering zu halten:

  • Informieren Sie Ihren Arzt, welche Nahrungsergänzungsmittel Sie aktuell verwenden.
  • Lassen Sie sich in Ihrer Apotheke oder in Ihrer Arztpraxis vor der Verwendung eines neuen Produktes hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen beraten.
  • Setzen Sie das Produkt ab und halten Sie Rücksprache mit Ihrer Apotheke, sollten Sie bei sich unerwünschte Wirkungen feststellen.

Wechselwirkungen vermeiden

Um Wechselwirkungen zu vermeiden oder möglichst gering zu halten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient, Arzt und Apotheke notwendig.

Folgende Tipps helfen Ihnen, das Risiko zu minimieren:

  • Informieren Sie Ihren Arzt immer über alle Medikamente, die Sie einnehmen. Dazu gehören auch homöopathische Mittel oder Nahrungsergänzungsmittel.
  • Lesen Sie jeden Beipackzettel aufmerksam. Hier werden die häufigsten Wechselwirkungen beschrieben.
  • Setzen Sie Medikamente nicht eigenmächtig ab oder verändern Sie die Dosis. Halten Sie immer zuerst Rücksprache mit Ihrem behandelnden Arzt.
  • Informieren Sie sich über mögliche Interaktionen zwischen Ihrem Medikament und bestimmten Lebensmitteln.
  • Viele Apotheken bieten online einen Wechselwirkungscheck an. Dieser gibt Ihnen erste Informationen zur Interaktion Ihrer Medikamente. Beachten Sie bitte, dass dieser nicht das ausführliche Beratungsgespräch mit Ihrem Arzt oder Ihrer Apotheke vor Ort ersetzt.

Unterstützung durch den Medikationsplan

Wenn Sie mehr als drei Medikamente dauerhaft einnehmen, bekommen Sie den ''Bundeseinheitlichen Medikationsplan" (BMP). Hier werden alle Arzneimittel eingetragen, die Ihre Wirkung über die Blutbahn entfalten – Salben und Cremes gehören nicht dazu. Dies soll die gleichzeitige Einnahme von miteinander interagierenden Arzneimitteln verhindern.

Sie erhalten den BMP üblicherweise von Ihrem Hausarzt oder von Ihrem behandelnden Facharzt. Ärzte sind verpflichtet, den Medikationsplan aktuell zu halten und ihn zu aktualisieren:

  • wenn ein Medikament dazukommt
  • wenn sich die Dosierung ändert
  • wenn ein Medikament nicht mehr angewendet oder ausgetauscht wird.

Der BMP ist übersichtlich gestaltet und hilft Ihnen, zum richtigen Zeitpunkt das richtige Medikament in der richtigen Stärke einzunehmen – damit alle Arzneimittel richtig wirken können. Medizinisches Fachpersonal kann mit Hilfe des Plans schnell erkennen, ob sich die Wirkstoffe der verschriebenen Arzneimittel gegenseitig in ihrer Wirkung beeinträchtigen.

Dass der Plan vollständig und aktuell ist, hängt auch von Ihrer Mitarbeit ab. Legen Sie Ihren Medikationsplan bei jedem Arztbesuch oder in Ihrer Apotheke vor.

Wenn Sie aus persönlichen Gründen bei bestimmten Medikamenten nicht möchten, dass sie aufgeführt werden, können Sie dies Ihrem Arzt mitteilen. Aus diesem Grund enthält der Medikationsplan den Hinweis, dass Vollständigkeit und Aktualität nicht gewährleistet sind.

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