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Wenn das Herz nach der Uhr aussetzt

Diese ständigen Wiederholungen sorgten für Narben auf Volker Anackers Seele. Immer wieder fiel der heute 69-Jährige in Ohnmacht, immer wieder kurz nach 14 Uhr. Etliche Ärzte bat er vergebens um Rat. Dass der Thüringer sein Lachen wiederfand, verdankt er dem Team des Herzzentrums Leipzig.

09. Dezember 2022
Volker Anacker und seine Frau sind froh, dass das Herz wieder im Takt schlägt.

Es war ein Schlag aus heiterem Himmel. Als Volker Anacker im April 2020 im Garten seines Hauses arbeitete, sackte sein Körper plötzlich zusammen.

Herzschrittmacher und Defibrillator gegen die Herzinsuffizienz

Erst einige Wochen zuvor hatte man ihm einen zweiten Herzschrittmacher mit Defibrillator implantiert, um der nachgewiesenen Herzinsuffizienz etwas entgegenzusetzen. Der erste Schrittmacher, der bereits fünf Jahre in seiner Brust weilte, war dazu nicht mehr im Stande.

Die vor der OP an ihn gerichtete Frage, ob der erste Schrittmacher entfernt werden solle, wusste Volker Anackers nicht zu beantworten. „Dieses Ermessen liegt doch beim Arzt und nicht beim Patienten“, blickt er heute auf die damalige Entscheidung zurück. Das Gerät blieb im Körper. Eine fatale Fehlentscheidung, wie sich später zeigte.

Täglicher Ohnmachtsanfall um 14 Uhr

Indes nahmen die kurzzeitigen Ohnmachtsanfälle weiter zu. „Irgendwann”, erinnert sich Volker Anacker, „habe ich begonnen, darüber Tagebuch zu führen.” Erst jetzt wurde ihm und seiner Frau Renate bewusst, dass es stets zwischen 14.00 und 14.15 Uhr zu den Aussetzern kam.

Mit diesem vermeintlichen Trumpf in der Hand suchte er in seinem Heimatort Stadtilm und dessen Umgebung zahlreiche Ärzte auf. Hausärzte, Kardiologen, Neurologen, ja sogar bei einer Heilpraktikerin hoffte er, des Rätsels Lösung zu finden. „Vielleicht ist es einfach Ihre Schlafenszeit”, urteilte einer der aufgesuchten Mediziner.

MDR-Fernsehsendung bringt die Wende

Trotz dieser Odyssee rissen die Vorfälle nicht ab. Im Baumarkt, beim Spaziergang mit der Familie, im heimischen Sessel, auf einer Ferienreise in Österreich – jeder Ort war möglich, bei stets gleicher Zeit.

„Mit jeder neuen Attacke stieg die Angst, dass er diesen Zustand nicht mehr lange durchhält”, erinnert sich Ehefrau Renate. Als gelernte Krankenschwester wusste sie, wie es um ihren Mann steht.

Hilfe versprach schließlich das Fernsehen. „Hauptsache gesund” heißt eine Sendung des MDR, die von Familie Anacker regelmäßig gesehen wird. Zu einer Folge hatte der Sender Prof. Gerhard Hindricks, den Ärztlichen Direktor und leitenden Arzt der Abteilung Rhythmologie im Herzzentrum Leipzig eingeladen. Der erfahrene Mediziner erzählte dabei von den Problemen eines Patienten mit ähnlichen Symptomen wie Volker Anacker.

Im Herzzentrum Leipzig wird endlich die Ursache gefunden

Auf diesen Moment hatte das Paar lange gewartet. Kurz entschlossen vereinbarten sie im Herzzentrum einen Termin. „Wir wollten endlich eine Diagnose“, blickt Renate Anacker zurück.

Am 18. Oktober 2021, während die Ärzte ihre Untersuchung durchführten, unternahmen Ehefrau und Tochter in Leipzig eine Shoppingtour. Nichts ahnend, dass dem Patienten inzwischen ein riesiger Stein vom Herzen fiel.

Nach einer provozierten Synkope, also einem Ohnmachtsanfall, unter medizinischer Aufsicht war schnell klar, dass der erste, nicht entfernte Herzschrittmacher das Problem war. „Beide Geräte führten regelmäßig Resets durch und beeinflussten sich dabei gegenseitig.

In Folge dessen kam es zum Kreislaufstillstand”, erklärt Rhythmologe Gerhard Hindricks. Schon zwei Tage später wurde Volker Anacker das überflüssige Gerät entfernt, auch eine fehlerhafte Sonde am Defibrillator wurde von Hindricks Kollegen in Ordnung gebracht.

Dankbar für neues Glück

„Seitdem ist es nie wieder zu einer Synkope gekommen”, sagt Anacker. Seine Dankbarkeit schrieb er in einem mehrseitigen Brief nieder, den er an die Leitung des Herzzentrums schickte. „Ich möchte Ihnen gratulieren zu dem Team, dass Sie um sich haben”, ließ er Prof. Hindricks wissen.

„Manchmal braucht es nur ein Quäntchen Glück im Leben. Nach einer fast zweijährigen Odyssee haben wir es endlich gefunden”, freut sich Renate Anacker noch heute.

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