Wespenstich: Grund zur Sorge?
Erstmal gilt es, Ruhe zu bewahren. Der Stich des Insekts ist nämlich nicht per se bedrohlich. Gefährlich wird es nur, wenn dieser „tierische Überfall“ eine stark allergische Reaktion beim Kind auslöst. Natürlich ist ein Stich schmerzhaft und kann zu Hautirritationen, Juckreiz sowie der einen oder anderen Träne führen. Deswegen ist es im ersten Moment oft gar nicht so leicht, die Ernsthaftigkeit der Situation klar einzuschätzen. Aus diesem Grund haben wir eine kleine Symptom-Checkliste zur Orientierung zusammengestellt.
Die folgenden Reaktionen fungieren als natürliches Schutzschild des Körpers. Die Symptome können einzeln beziehungsweise unabhängig voneinander auftreten:
- Juckreiz
- Austretende Flüssigkeit an der Einstichstelle und/oder
- Lokale Rötungen/Schwellungen unter zehn Zentimeter Durchmesser
Diese Maßnahmen verschaffen Linderung:
- Kalte Tücher
- Zwiebelsaft, rohe Zwiebel
- Anliegenden Schmuck entfernen, um Schwellungen zu vermeiden
Bei lokalen Rötungen über 10 cm Durchmesser sollte eine ärztliche Praxis aufgesucht werden.
Wespenallergie: Das ist zu beachten
Das gestreifte Tierchen wird in einigen Situationen zum tückischen Spielverderber. Nämlich dann, wenn das Kind an einer Wespenallergie leidet. Schon wenige Minuten nach dem Stich sind starke anaphylaktische (stark allergisch) Reaktionen möglich, die bei ausbleibender oder verspäteter Behandlung lebensbedrohlich werden können.
Folgende Symptome können unabhängig voneinander auftreten:
- Schwindel
- Starke Schwellungen/Rötungen am gesamten Körper
- Schluck- und/ oder Sprechbeschwerden
- Atemnot
- Herzrasen
- Magen- und Darmbeschwerden und/oder
- Verlust des Bewusstseins
In diesem Fall sollten Sie folgendes tun:
- Kontaktieren Sie schnellstmöglich den Rettungsdienst (112) oder suchen Sie ein nahegelegenes Krankenhaus auf
- Kühlen Sie die Einstichstelle bis zum Eintreffen der Sanitäter:innen
- Lutschen Sie bei einem Stich im Mund Eis/Eiswürfel
- Falls eine Allergie schon im Vorfeld bekannt ist, sollte das Notfallset zum Einsatz kommen
Verfahren bei einer Wespenallergie
Wurde eine Wespenallergie von Kinderärzt:innen mithilfe eines Bluttests bestätigt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, einer erneuten anaphylaktischen Reaktion vorzubeugen.
Als besonders effektiv gilt hier die Methode der Rush-Hyposensibilisierung. Der Vorteil liegt, wie das Wort bereits vermuten lässt, in der schnellen Wirkung des Verfahrens. „Das Kind kann durch die Rush-Hyposensibilisierung eine sichere Toleranz aufbauen, bevor der nächste Stich und dessen bedrohliche Auswirkungen befürchtet werden müssen“, rät Dr. Annette Günther, leitende Ärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Helios Klinik Berlin-Zehlendorf.
Was ist eine Rush-Hyposensibilisierung?
Diese beschleunigte Form der Hyposensibilisierung setzt einen Aufenthalt im Krankenhaus voraus. Je schneller eine Toleranz gegen die stichelnden Plagegeister aufgebaut wird, desto unbeschwerter können sich Betroffene im Sommer bewegen. Auch das Notfallset, welches bei einer bestehenden Allergie immer vom Kind mitgeführt werden muss, ist dann nicht mehr notwendig. Und ist somit eine Entlastung für den (Familien-)Alltag.
Während des Klinikaufenthalts wird dem Kind über einen Zeitraum von mehreren Tagen eine kontinuierlich ansteigende Dosis an Wespengift verabreicht.
„Unseren kleinen Patientinnen und Patienten wird das gereinigte Insektengift stationär in zunächst stark verdünnter Form unter die Haut injiziert. Die Menge des Wespengiftes wird mit jeder Gabe gesteigert, bis eine sogenannte Erhaltungsdosis erreicht wird, die der Giftmenge eines Wespenstiches entspricht“, erklärt Dr. Annette Günther.
Um das Schutzschild langfristig zu sichern, wird die Therapie über einen Zeitraum von drei Jahren fortgeführt. Dabei erhält das Kind lediglich einmal pro Monat eine Erhaltungsdosis von den Kinderärzt:innen. Ein stationärer Aufenthalt ist dann nicht mehr notwendig.
Ist eine Hyposensibilisierung hilfreich?
Bei einer Wespengiftallergie liegt die Erfolgsrate nach drei Jahren bei etwa 95 Prozent (Gesamtanzahl Kinder und Erwachsene). Die Rush-Hyposensibilisierung bietet vergleichbar positive Resultate bei einer Wespen- beziehungsweise Bienenallergie. Erfolgreich behandelte Patient:innen zeigen keine oder nur noch geringe Reaktionen auf den Giftstoff – auch die Angst vor schwerwiegenden oder gar lebensbedrohlichen Symptomen gehört der Vergangenheit an. Den Schmerz beim Stich des kleinen Wespenstachels können wir mit dieser Methode aber nicht gänzlich wegzaubern. Also gilt weiterhin: Augen auf, wenn es summt.