Was passiert im Wochenbett?
Das Wochenbett wird auch als Puerperium bezeichnet. Es beginnt unmittelbar nach der Geburt und dauert zwischen sechs bis acht Wochen. Bei einem Kaiserschnitt sind es nochmal zwei Wochen länger.
Im Wochenbett bildet sich die Gebärmutter zurück und die Milchbildung läuft auf Hochtouren. Hormone sind für die körperlichen Veränderungen verantwortlich – sie leisten auch einen entscheidenden Beitrag für das Wechselbad der Emotionen. Die neue Rolle als Mutter kann auch manchmal sehr anstrengend sein. Sprechen Sie jederzeit mit Ihrer Hebamme über Ihre Situation. Sie hat viele Tipps und gibt Hilfestellung im Babyalltag.
Wochenbett: Anspruch auf Betreuung durch Hebamme
„Auftretende Stimmungsschwankungen sind vollkommen normal. Diese vergehen auch schnell, wenn die Familie und besonders auch der Partner helfen, Sie in Ihrer Rolle als Mutter zu unterstützen", sagt Hebamme und Stillberaterin Corinna Erlinger aus dem Helios Klinikum Bad Saarow.
Ihre Hebamme gibt Ihnen während des Wochenbetts Rat und Hilfe beim Stillen, bei der Ernährung Ihres Kindes und bei der Nabelpflege. Sie beobachtet die Entwicklung Ihres Neugeborenen und überwacht die Rückbildungsvorgänge Ihres Körpers.
Bis zum zehnten Tag nach der Geburt kann die Hebamme Sie bei Bedarf täglich besuchen. Nach dieser Zeit sind weitere Besuche – in Absprache mit Ihrer Hebamme – bis zur zwölften Lebenswoche Ihres Kindes möglich. Über weitere individuelle Hebammenhilfe berät Sie Ihre Hebamme persönlich.
Es ist sinnvoll, die Betreuung im Wochenbett schon frühzeitig vor der Geburt, ab der 25. Schwangerschaftswoche, mit einer Hebamme abzusprechen.
Die Kosten für die Betreuung durch eine Hebamme werden von Ihrer Krankenkasse übernommen.
Die Gebärmutter bildet sich zurück
Während der Schwangerschaft wächst und dehnt sich die Gebärmutter. Eigentlich unvorstellbar, aber zum Ende hin erreicht sie dann fast die Größe von zwei Fußbällen. Nach der Geburt zieht sich die Gebärmuttermuskulatur wieder zusammen, was mit Nachwehen verbunden sein kann. Etwa nach sechs Wochen hat sie dann fast ihre Ausgangsgröße zurück. Ihre Hebamme ertastet bei den Hausbesuchen den Stand der Gebärmutter.
Wundheilung und Wochenfluss
Nach jeder Geburt, egal ob normal oder per Kaiserschnitt, löst sich die Plazenta, der Mutterkuchen, und hinterlässt eine handtellergroße Wunde, die abheilen muss. In den ersten Tagen nach der Geburt ist die Blutung häufig so stark wie bei der Menstruation. Mit der Zeit verändert sich die Wochenflussstärke von rötlich zu bräunlich bis zu rosafarbenem Ausfluss. Meistens endet der Wochenfluss (Lochien) nach fünf bis sechs Wochen.
Am Anfang sollten Sie große Binden verwenden und diese häufig wechseln. Auf Tampons sollten Sie unbedingt verzichten. Duschen ist besser als Baden.
Geschlechtsverkehr und Verhütung
Das Bedürfnis nach Geschlechtsverkehr kehrt oft erst ganz allmählich zurück. Aufgrund der Infektionsgefahr sind Kondome sehr empfehlenswert. Bitte bedenken Sie, dass Sie auch ohne Regelblutung schwanger werden können.
Wie Sie im Wochenbett und in der Stillzeit verhüten, sollten Sie unbedingt mit Ihrer Gynäkologin oder Ihrem Gynäkologen besprechen. Dafür ist es ratsam, einen Termin sechs bis acht Wochen nach der Entbindung zu vereinbaren. Wenn Sie stillen, gibt es neben lokalen Verhütungsmitteln auch verträgliche Pillen.
Eine Sterilisation kann nach abgeschlossenem Kinderwunsch per Bauchspiegelung ambulant durchgeführt werden. Da eine Sterilisation des Mannes aber unkomplizierter und komplikationsloser verläuft, sollte auch diese Option in Erwägung gezogen werden.
Was ist beim Stillen zu beachten?
Die Muttermilch ist natürlich die beste Nahrung. Sie enthält viele wichtige Stoffe, die für die Entwicklung Ihres Kindes wichtig sind. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, Säuglinge in den ersten sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Der Milcheinschuss erfolgt oft zwischen dem zweiten und dritten Tag. Die Brüste schwellen an und das kann mitunter auch unangenehm sein. Um einen Milchstau zu vermeiden, legen Sie das Baby oft in verschiedenen Stillpositionen an. Auch die Brustwarzen können durch die Beanspruchung gereizt und wund werden. Drücken Sie etwas Muttermilch heraus und reiben Sie die Brustwarze damit ein. Lassen Sie auch viel Luft an die Brustwarzen. Bei auftretenden Stillproblemen suchen Sie sich Unterstützung bei Hebammen oder Stillberater:innen.
Achten Sie außerdem bei der Einnahme von Medikamenten darauf, ob sie in der Stillzeit erlaubt sind. Ein Milchstau und Bakterien sind die häufigsten Ursachen für eine Brustdrüsenentzündung. Daher gilt auch hier: Auf die Basishygiene achten – also Händewaschen vor dem Anlegen. Ist die Brust verhärtet, gerötet oder berührungsempfindlich, sollte sich das unbedingt Ihre Hebamme anschauen. Kommen Fieber, Kopfschmerzen und grippeähnliche Symptome hinzu, dann sollten Sie sofort eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen, da manchmal die Behandlung mit einem Antibiotikum notwendig wird.
Dammriss, Dammschnitt oder Kaiserschnitt
Während der Geburt kann es zu kleineren, aber auch größeren Verletzungen durch Schnitte oder Risse im Damm oder Scheidenbereich kommen. Ebenso können Blutergüsse im umliegenden Gewebe auftreten. Kühlende Kompressen, Sitzbäder mit Eichenrinde oder Calendula-Auflagen können die Schmerzen lindern. Sind Ihre Beschwerden aber zu stark, können nach Rücksprache mit der hausärztlichen Praxis oder mit Ihrer Hebamme auch Schmerzmittel eingenommen werden.
Um Infektionen zu vermeiden und die Heilung zu unterstützen, halten Sie die Nähte immer sauber und spülen Sie sie regelmäßig mit Wasser.
Blutergüsse bilden sich selbst zurück und auch ein Dammschnitt oder -riss heilt selbstständig innerhalb von sechs Wochen nach der Entbindung ab.
Gewichtsabnahme im Wochenbett
Nach der Geburt verlieren Sie einige Kilos schon ohne etwas dafür zu tun, denn das Gewicht der Plazenta, des Fruchtwassers und das Babygewicht verschwinden. Auch die zusätzlichen Wassereinlagerungen werden ausgeschieden.
Schon durch das Stillen verbrennen Sie viele Kalorien. Machen Sie keine Diät, um Ihr Ausgangsgewicht schnell zu erreichen. Ernähren Sie sich lieber gesund und ausgewogen.
Haarausfall ist möglich
Leider kommt es manchmal nach der Geburt aufgrund des Absinkens des Östrogenspiegels zu verstärktem Haarausfall. Sobald sich der Östrogenspiegel wieder eingependelt hat, hört der Haarausfall auf – also kein Grund zur Sorge. Bockshornkleesamen wirken gegen Haarausfall und helfen die Milchmenge zu steigern.
Baby Blues und Wochenbettdepression
Nach der Geburt tritt bei rund einem Viertel bis zwei Drittel der Mütter aufgrund des Hormonabfalls ein postpartales Stimmungstief, der sogenannten Baby Blues auf. Auslöser können neben der sinkenden Hormone auch Schlafmangel und Erschöpfung sein. Baby Blues dauert meist nur ein paar Stunden bis Tage und bedarf in der Regel keiner Behandlung.
Anders sieht es bei der Wochenbettdepression aus. Dabei handelt es sich um einen depressiven Zustand, der sich im ersten Jahr nach der Geburt entwickelt und über mehrere Wochen bis Jahre erstrecken kann. Zeigen sich mindestens fünf Symptome über mehr als zwei Wochen, sprechen Sie mit Ihrer Hebamme oder Frauenärztin.
Symptome sind unter anderen:
- gedrückte Stimmung
- Interessen- und Appetitverlust
- Schlafstörungen/erhöhte Ermüdbarkeit
- Gefühl von Wertlosigkeit und Schuldgefühle
- verminderte Konzentrationsfähigkeit sowie
- Suizidgedanken und Suizidhandlungen
Welcher Sport ist erlaubt?
Vermeiden Sie schweres Heben und Tragen (von mehr als 15 Kilo) drei Monate nach der Geburt. Wann Sie wieder Sport treiben können, hängt sehr von Ihrer individuellen Situation ab. Hebamme Corinna Erlinger empfehlt eine leichte Belastung auszuprobieren – wenn Sie diese gut vertragen, können Sie sie langsam steigern. Leichte körperliche Belastungen wie kurze Spaziergänge sind nach der Geburt wieder möglich.
Seien Sie dennoch achtsam und überfordern Sie sich nicht. Auch die Bauch- und Beckenbodenmuskulatur wurde während der Schwangerschaft gedehnt und strapaziert. Circa acht bis zehn Wochen nach der Entbindung können Sie mit leichten Übungen zur Kräftigung der Bauch- und Beckenbodenmuskeln vorsichtig beginnen. Besuchen Sie am besten einen Rückbildungskurs bei einer Hebamme. Hier können Sie langsam trainieren und zudem andere Mütter kennenlernen.