Was ist Zöliakie?
Die Zöliakie (umgangssprachlich Glutenunverträglichkeit) ist eine Erkrankung des Dünndarms, die durch die Reaktion des Immunsystems gegen Eiweiße im Getreide verursacht wird. Der Begriff Gluten stammt vom lateinischen Wort für Kleber und bezeichnet das Eiweiß, das für die haftende, teigige Eigenschaft des Getreides in Verbindung mit Wasser steht. Das Krankheitsbild ist sehr alt und wurde bereits in der Antike beschrieben – altgriechisch bedeutet „koiliakós“ an der Verdauung leidend.
Wer bekommt Zöliakie?
Die Krankheit ist nicht selten: In Deutschland wird heute von einer halben Million an Zöliakie-Erkrankten mit voll entwickeltem Krankheitsbild ausgegangen. Sehr wahrscheinlich gibt es jedoch deutlich mehr Menschen mit Zöliakie. Mädchen und Frauen sind häufiger betroffen als Jungen und Männer. Kinder können bereits in den ersten Lebensjahren erkranken.
Verantwortlich für die Überreaktion des Immunsystems gegen das Getreideeiweiß Gluten, sind sogenannte HLA-Moleküle (Humanes Leukozyten Antigen). Einige dieser Antigene begünstigen die Entstehung der Erkrankung, obwohl nicht alle, die diese haben, automatisch an Zöliakie erkranken.
Woran erkennt man Zöliakie?
Oft sind die Symptome bei Kindern noch nicht so ausgeprägt oder werden nicht als solche wahrgenommen, denn sie sind nicht eindeutig zuzuordnen. Erst ein Test auf Antikörper im Blut und eine Magen-Darm-Spiegelung bringen Gewissheit. Betroffene Babys entwickeln bereits wenige Monate nach Umstellung auf feste Nahrung wie Getreidebrei, Brot und Zwieback, erste Anzeichen wie Durchfall und Erbrechen, allgemeine Schwäche oder einen aufgeblähten Bauch.
Die Anzeichen der Krankheit sind ansonsten sehr unspezifisch wie Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Unwohlsein oder Verstimmungen.
Was kann man dagegen tun?
Nur der vollständige und andauernde Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel hilft die Entzündung des Darmes einzudämmen. Verzichten müssen an Zöliakie erkrankte Patient:innen auf alle Lebensmittel, die zum Beispiel Weizen, Dinkel, Grünkern, Roggen, Gerste oder seltene Getreidesorten, wie Kamut, Tritikale, Emmer und Einkorn, enthalten.
Sämtliche Getreidemischungen und -produkte wie Grieß, Stärke, Getreideflocken, Müsli, Paniermehl und sehr viele vorgefertigte Lebensmittel beinhalten Gluten. Dazu gehören nicht nur Brot und Gebäck, sondern auch Pizza und Nudeln. Auch bei Medikamenten können glutenhaltige Zusatzstoffe zum Einsatz kommen. Gluten ist auch in Stabilisatoren, Emulgatoren, Geschmacksverstärkern, Verdickungsmitteln und anderen Lebensmittelzusatzstoffen enthalten, sodass auch viele Wurstwaren, Fertigsuppen, Puddingpulver, Malzgetränke, Ketchup, Sojasoße, Eis, Brotaufstriche, Gewürzmischungen, Chips und vieles mehr vor dem Verzehr genau auf Gluten überprüft werden müssen. Hierbei helfen Vermerke auf der Lebensmitteldeklaration und ein Siegel zur Glutenfreiheit.
Was darf mein Kind bei Zöliakie essen?
Sämtliche unverarbeitete Lebensmittel, wie Wasser, naturbelassener Fruchtsaft, Milch, Joghurt, Quark, Käse, Butter, Öl, Fleisch, Fisch, Tofu, Obst, Gemüse, Kartoffeln, Reis, Eier und Nüsse. Anstelle der unverträglichen Getreidesorten können Hirse, Amaranth, Quinoa, Maniok, Soja, Buchweizen, Mais, Kastanien- und Johannisbrotmehl problemlos verzehrt werden. Auch Hafer darf Ihr Kind essen, allerdings sollte bei vorproduzierten Lebensmitteln, wie zum Beispiel Keksen, streng darauf geachtet werden, dass der Hafer beim Herstellungsprozess nicht mit Weizen, Roggen oder Gerste vermengt wurde.
Eine streng eingehaltene glutenfreie Diät führt sehr schnell zu Besserungen der allgemeinen Befindlichkeit der Kinder. Meist haben die Kinder auch wieder mehr Appetit. Nach einigen Wochen lassen Durchfälle nach, weil sich der Darm zunehmend erholt.
Zöliakie – ein Leben lang?
Zöliakie muss behandelt werden, da die andauernde Entzündung im Dünndarm die Schleimhaut so schädigt, dass viele Nährstoffe nicht mehr aufgenommen werden können. Unbehandelt führt dies zu Mangelerscheinungen, die zu Entwicklungsverzögerungen und Erkrankungen im Verlauf des gesamten Lebens führen.
Die wirksamste Behandlung ist der rigorose Verzicht auf glutenhaltige Lebensmittel. Bei strikter Einhaltung der Ernährungsvorschriften verschwinden schon nach wenigen Monaten die auslösenden Autoantikörper sowie die Entzündungen im Darm und andere Beschwerden lassen nach.
Die Erkrankung als solche bleibt allerdings bestehen und erfordert eine lebenslange Beachtung einer glutenfreien Ernährung, damit sich der Darm nicht wieder entzündet.
Ernährungsumstellung bei Kindern
Lassen Sie sich ausführlich beraten, wenn Sie die Ernährung Ihres Kindes umstellen. Ernährungsfragen werden sehr gut wissenschaftlich begleitet und eine Beratung kann sinnvolle und hilfreiche Tipps geben. Für Ihr Kind sollte weiterhin die Freude am Essen im Vordergrund stehen, aber es sollte auch von Vorneherein lernen, was es zu sich nehmen darf und was nicht. Innerhalb der Familienmahlzeiten sollte es sich dabei jedoch nicht ausgegrenzt fühlen, sondern die Diät möglichst selbstverständlich leben. Das gelingt auch mit schmackhaften Rezepten, die für alle in der Familie genießbar sind.
Vielfältige Information zum Leben mit Glutenunverträglichkeit erhalten Sie bei der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG). Außerdem bietet die DZG eine ausgezeichnete Selbsthilfegruppe an.