Obstruktive Schlafapnoe: Was steckt dahinter?
Von einer obstruktiven Schlafapnoe (OSA) sprechen wir, wenn die Mund-Rachenmuskulatur während des Schlafes erschlafft und den oberen Atemweg blockiert. Die damit einhergehenden nächtlichen Atempausen treten wiederholt auf und können mehrere Sekunden dauern – bisweilen sogar länger als eine Minute.
Der Sauerstoffmangel führt im Körper zu Stressreaktionen. Als Folge kommt es nicht nur zu starker Müdigkeit und einer damit verbundenen Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit am Tag, auf Dauer drohen auch ernsthafte Folgeerkrankungen.
Die nächtliche Beatmungstherapie über eine CPAP-Maske ist hier die Standardtherapie. Sie hält die Atemwege durch leichten Luftdruck offen. Doch nicht alle Patient:innen kommen damit zurecht. Die Implantation eines Zungenschrittmachers ist dann eine mögliche Alternative.
Kinn-Zungen-Muskel mit Zungenschrittmacher stimulieren
Für das Offenbleiben der oberen Atemwege während des Schlafes sorgt die Aktivität des Kinn-Zungen-Muskels (Genioglossus-Muskels), für dessen Kontraktion der Zungennerv verantwortlich ist. Bei einem Erschlaffen der Zungenmuskulatur fällt die Zunge in den Rachen und verschließt die Atemwege. Die Zungenschrittmacher-Therapie verhindert das und hält die Atemwege offen.
Wie funktioniert der Zungenschrittmacher?
Der Zungenschrittmacher ähnelt in Größe und Aussehen einem Herzschrittmacher. Das Stimulationssystem besteht aus einem kleinen Impulsgenerator, einem Atemsensor sowie einer Stimulationselektrode, die unter der Haut implantiert werden. Der Atemsensor erkennt den Atemrhythmus und sendet ein entsprechendes Signal an den Impulsgenerator, der wiederum den Zungennerv stimuliert und ein leichtes Vorwärtsschieben der Zunge erzeugt, um den Atemweg während des Einatmens offen zu halten.
Zusätzlich gibt es eine kleine Fernbedienung, womit die Patientin oder der Patient die Therapie steuern kann.
Diagnose vor Zungenschrittmacher-Therapie
Mithilfe endoskopischer Untersuchungen im Schlaf (Schlaf-Video-Endoskopie) können wir überprüfen, ob Sie von einem Zungenschrittmacher profitieren würden. Auf Basis der Diagnostik besprechen wir ausführlich die individuellen Therapieoptionen mit Ihnen.
Für wen ist die Zungenschrittmacher-Therapie geeignet?
- Mittlere bis schwere Obstruktive Schlafapnoe
- Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI) 15/h < 65/h
- CPAP-Unverträglichkeit
- Kein starkes Übergewicht
- Keine signifikanten Begleiterkrankungen
- Schlafdiagnostik nicht älter als sechs bis zwölf Monate
Zungenschrittmacher: Operation und Nachsorge
Das Einsetzen des Zungen-Schrittmachers erfolgt im Rahmen eines minimalinvasiven Eingriffs in unseren HNO-Abteilungen. Hierfür sind nur drei kleine Hautschnitte an Hals und Brustkorb nötig. Nach der Einheilungszeit von etwa vier Wochen aktivieren wir das System und nehmen im Schlaflabor schrittweise die optimalen Einstellungen auf Basis Ihrer individuellen Bedürfnisse vor. Zuhause können Sie das System vor dem Zubettgehen einfach und komfortabel per Fernbedienung einschalten.
Wie bei jedem chirurgischen Eingriff gilt es, Nutzen und Risiken der Therapie zu besprechen und abzuwägen.