Wann geht’s endlich los?
Rund um den dritten Geburtstag beginnen die meisten Kinder, Kontrolle übers Wasserlassen zu entwickeln. Dies ist ein Prozess und kann häufig auch noch bis zum fünften Geburtstag andauern. Eltern sollten die Entwicklung ihres Kindes dabei nicht mit den Fortschritten anderer Kinder vergleichen, denn das hilft wenig weiter. Die wichtigste Regel lautet: Gelassen bleiben und warten bis der Nachwuchs soweit ist.
Der Kontrolle über Blase und Darm liegt ein Reifeprozess zu Grunde, der sich nicht beschleunigen lässt. Neben den körperlichen Voraussetzungen müssen die Kinder auch lernen, sich zu konzentrieren und den Toilettengang zu planen.
Der Fachausdruck fürs Trockenwerden ist übrigens „Sauberkeitserziehung“ und bezieht sich vor allem auf das Weglassen der Windel. In der Regel funktioniert das Windelweglassen tagsüber gut, aber nachts kann es immer mal wieder zu einem kleinem „Malheur“ kommen.
Wann wird nächtliches Einnässen zum Problem?
Manche Kinder sind schon mit drei Jahren tagsüber und auch nachts trocken, andere machen noch mit über sechs Jahren nachts ins Bett. Meist ist das kein Problem.
Problematisch wird es erst, wenn das Einnässen eine Belastung für die Familie und das Kind darstellt. Auch Kinder, die bereits zehn Jahre und älter sind, können nachts noch einnässen. Durch das Schamgefühl wird das soziale Leben oftmals stark eingeschränkt – beispielsweise werden Übernachtungen bei Freunden oder Klassenfahrten deshalb abgesagt.
Was sind die Ursachen für Bettnässen?
„Die häufigste Ursache für das Bettnässen ist auf eine verzögerte Reifung der Blasenkontrolle im Gehirn zurückzuführen. Meistens sind Kinder im Alter von fünf Jahren nachts trocken beziehungsweise wachen auf, wenn die Blase drückt. Doch es kann auch vorkommen, dass die Kinder erst zu spät wach werden, wenn das Laken bereits nass ist“, erklärt Dr. Beate Schwarz, leitende Oberärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Neonatologie im Helios Klinikum Bad Saarow.
Die Entwicklung der Blasen- und auch Darmkontrolle ist ein sehr komplexer Reifungsprozess. Neben den Nerven, die die Blase versorgen, sind daran zahlreiche Steuerungszentren im Gehirn beteiligt. Bei einem Teil der betroffenen Kinder hat sich der Rhythmus von Tag und Nacht in der Hirnanhangdrüse (Hypophyse) noch nicht voll ausgebildet.
Die Veranlagung zum Bettnässen kann auch erblich bedingt sein. Außerdem können psychosoziale Einflüsse wie die Trennung der Eltern oder die Geburt eines Geschwisterkindes Auslöser für das Bettnässen sein. Kinder, die eigentlich schon trocken waren, nässen dann wieder ein. Mediziner:innen bezeichnen das als sekundäre Enuresis.
Wie erfolgt die Diagnostik?
Es wird zunächst untersucht, ob eine Fehlbildung im Urogenitaltrakt oder andere medizinische Ursachen vorliegen. Mit einer Untersuchung des Urins kann ausgeschlossen werden, dass es sich um eine Infektion der Harnwege handelt.
Durch eine Ultraschalluntersuchung von Blase und Niere können sowohl Fehlbildungen als auch die Menge des Restharns in der Blase nach dem Toilettenbesuch festgestellt werden.
Mit der sogenannten Uroflowmetrie (diagnostisches Verfahren aus der Urologie) wird der Harnfluss während des Wasserlassens untersucht und gleichzeitig die Aktivität des muskulären Beckenbodens gemessen.
Fragebögen zur Trink- und Urinmenge ergänzen oftmals die Diagnostik. Ergeben die Untersuchungen Hinweise auf eine organische Ursache, so können weitere diagnostische Schritte nötig sein.
Wie Kinder trocken werden - Tipps für Eltern:
Wie bereits erwähnt, hat jedes Kind seinen eigenen Rhythmus. Es gibt aber einige Tipps, mit denen Eltern ihr Kind beim Trockenwerden unterstützen können:
- Ein Töpfchen unterstützt Kinder beim Trockenwerden.
- Lassen Sie ihr Kind im Sommer häufig ohne Windel laufen, damit sie spüren, was es bedeutet nass zu werden.
- Auf größere Trinkmengen vor dem Schlafengehen verzichten.
- Vor der Nachtruhe sollte Ihr Kind unbedingt die Toilette aufsuchen.
- Geben Sie Ihrem Kind keine koffeinhaltigen Getränke wie beispielsweise Cola. Diese sind nicht nur anregend, sondern wirken auch harntreibend und begünstigen das Einnässen.
- Schützen Sie die Matratze durch eine Gummimatte und lagern Sie frische Bettwäsche griffbereit.
- Ganz wichtig: Üben Sie keinen Druck auf Ihr Kind aus, denn das kann das Gegenteil bewirken.