Welche Symptome bei einer Blasenentzündung auftreten können, welche Ursachen und Risikofaktoren die Entzündung bedingen können, wie sie behandelt wird und was man selbst tun kann, erklärt Frau Dr. med. Bernadette Schneider, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Ärztliche Leiterin des Helios MVZ IGP Dresden.
Was sind Symptome einer Blasenentzündung?
Eine Blasenentzündung kann sowohl akut als auch chronisch auftreten. Typische Anzeichen sind ständiger Harndrang, auch bei geringen Urinmengen, Schmerzen beim Wasserlassen, trüber, streng riechender Urin und möglicherweise auch Blutbeimengungen. Die Schmerzen können sich im gesamten Unterleib oder auch im Rücken ausbreiten. Auch allgemeine Beschwerden wie Müdigkeit, Reizbarkeit und Schlafstörungen sind bei schweren Entzündungen nicht unüblich.
Wie entsteht eine Blasenentzündung?
Blasenentzündungen entstehen meist aufgrund einer bakteriellen Infektion der Harnblasenschleimhaut. Das Bakterium E. coli ist durch die Verschleppung aus der Anal-Region dafür oft die Hauptursache. Aufgrund der kürzeren Harnröhre und deren Nähe zum Darmausgang sind Frauen anfälliger als Männer. Bakterien aus dem Darmtrakt haben es leichter, in die Blase zu gelangen und dort eine Entzündung zu verursachen. Risikofaktoren sind beispielsweise häufiger Geschlechtsverkehr, Harn-Abfluss-Hindernisse, Blasen-Katheter, Diabetes und Immunerkrankungen.
Ebenso kann eine Unterkühlung schnell zu einer Blaseninfektion führen. Besonders das lange Sitzen auf kalten Untergründen oder nasse Badekleidung kühlen den Körper schnell aus. Die Blutgefäße ziehen sich durch die Kälte zusammen, was eine schlechtere Durchblutung der Schleimhaut zur Folge hat und die Immunabwehr schwächt. Frauen nach den Wechseljahren haben aufgrund des niedrigeren Östrogen-Spiegels ohnehin eine schlechtere Durchblutung in der Harnröhre und Scheide und sind daher anfälliger für Infektionen. Ist das Immunsystem geschwächt und der Körper wird schlecht durchblutet, können die Keime viel eher in die Blase aufsteigen.
Wie kommt es zu einer Blasenentzündung durch Sex?
Auch in sexuell besonders aktiven Phasen kann eine Harnwegsinfektion, die sogenannte Honeymoon-Zystitis, auftreten. Häufiger Geschlechtsverkehr reizt den Intimbereich und reduziert die Schutzbarriere der Scheidenschleimhaut, so dass sich Bakterien leicht einnisten und vermehren können. Das Risiko für eine Honeymoon-Harnwegsinfektion steigt beim direkten Wechsel von analem zu vaginalem Sex, denn so gelangen die E. coli-Bakterien ohne Umwege in die womöglich schon gereizte Scheide.
Diverse Verhütungsmittel wie Scheidendiaphragmen oder Verhütungscremes, bzw. -gele, können die Schleimhaut im Genitalbereich ebenso negativ beeinflussen und die Einnistung von Keimen fördern. Ist man anfällig für eine Blasenentzündung, wird von der Verwendung dieser Verhütungsmittel abgeraten.
Wie wird eine Blasenentzündung diagnostiziert?
Der behandelnde Arzt stellt die Diagnose einer Blasenentzündung anhand der vorliegenden Symptome und anhand eines Urintests. In seltenen Fällen, insbesondere wenn die Blasenentzündung sehr schwerwiegend oder wiederkehrend ist, werden weitere Untersuchungen wie z. B. spezielle Laboranalysen des Urins durchgeführt und ggf. an einen Facharzt – Gynäkologen oder Urologen – überwiesen.
Wie wird eine Blasenentzündung behandelt?
Es ist angeraten, einen Arzt aufzusuchen, wenn starke Beschwerden wie Flankenschmerzen oder Fieber auftreten oder eine Schwangerschaft oder Begleiterkrankungen der Blase oder Nieren vorliegen. Bei komplizierten und akuten Blasenentzündungen wird in der Regel ein Antibiotikum verschrieben, da es die Dauer der Erkrankung verkürzen und wirksam behandeln kann. Auf eine wiederholte Einnahme sollte aber verzichtet werden, da sich sonst resistente Keime bilden könnten, die sich mit Antibiotika nicht mehr bekämpfen lassen. Sind die Beschwerden nicht schwerwiegend und keine Vorerkrankungen vorhanden, kann man die Blasenentzündung auch symptomatisch mit Schmerzmitteln wie Ibuprofen, die gleichzeitig auch die Entzündung bekämpfen, behandeln. Hilfreich sind hier auch pflanzliche Mittel wie Beerentraubenblätterextrakte, die entzündungshemmend wirken und D-Mannose, ein Mehrfachzucker, der die Bakterien an sich bindet und beim Toilettengang mitausspült. Blasen- und Nierentees unterstützen die Therapie, da sie harntreibend wirken und ebenfalls entzündungshemmend sind.
Ist die Entzündung wiederkehrend und schlagen andere Behandlungsmethoden nicht mehr an, ist es möglich eine Impfung durchzuführen. Bei der Impfung mittels Injektion werden inaktive Enterobakterien - drei Mal innerhalb von 3 – 6 Wochen - gespritzt. Besteht eine Grundimmunisierung nach den ersten Spritzen, sollte die Impfung jährlich aufgefrischt werden. Alternativ kann die Impfung auch als Schluckimpfung erfolgen. Über drei Monate muss jeden Tag eine Kapsel eingenommen werden; danach für weitere drei Monate je eine Kapsel in den ersten zehn Tagen eines Monats.
Was kann ich selbst tun?
Es gibt verschiedene Maßnahmen, um einer Blasenentzündung vorzubeugen oder deren Symptome zu lindern. Um eine Entzündung der Blase zu verhindern, sollte man auf eine ausreichende Trinkmenge achten und regelmäßig auf die Toilette gehen. Denn ist Restharn in der Blase, stellt das ein Infektionsrisiko dar. Nach dem Geschlechtsverkehr ist der Toilettengang besonders wichtig, so können die Bakterien rausgespült werden und setzen sich nicht fest. Dabei ist zu beachten, sich von vorne nach hinten abzuwischen, um die Keime aus dem Darm nicht in die Scheide zu reiben. Auch das Duschen nach dem Geschlechtsverkehr kann Blasenentzündungen verhindern. Bei einer akuten Entzündung kann der Körper vor allem durch ausreichende Flüssigkeitsaufnahme unterstützt werden, die angesammelten Bakterien auszuscheiden. Betroffene sollten mindestens 1,5 bis 2 Liter täglich trinken und auf stilles Wasser oder ungesüßten Nieren- und Blasentee zurückgreifen. Auf Geschlechtsverkehr sollte verzichtet werden und um die verkrampfte Blasenmuskulatur zu entspannen, hilft Wärme in Form eines Wärmekissens oder Wärmflasche.