Das möchten die Wissenschaftler vom Herzzentrum Leipzig und Helios Health Institute ändern und erforschen nun mit dem „Telewear-Projekt“ den Nutzen dieser digitalen Helfer mithilfe einer App und direkter Anbindung an eine Spezialklinik. Wearables-Nutzer können so schnell und einfach eine qualifizierte medizinische Beurteilung ihrer Gesundheitsdaten erhalten.
Durch ärztliche Auswertung von Smartwatch-Daten Herz-Kreislauferkrankungen besser behandeln
„Die Smartwatch ersetzt nicht den Arztbesuch, aber zum EKG-Schreiben muss man heute nicht mehr ausschließlich zum Arzt,“ ergänzt Prof. Bollmann.
Bei dem Forschungsprojekt hört die Überwachung des Herzens nicht bei der Sammlung von Daten auf, sondern wird durch regelmäßige Patientenberichte ergänzt und strukturiert von Ärztinnen und Ärzten ausgewertet. Dafür wurde im Rahmen der Forschung eine eigene App entwickelt.
Wie funktioniert das Screening per App?
Über die vom Leipziger-Team entwickelte „TeleWear-App“ können Nutzerinnen und Nutzer an Studien des Helios-Forschungsbereiches Helios Health Institute teilnehmen und verschiedenste Gesundheitsdaten sicher übermitteln. „Auf Wunsch kann man dann über die App eine ärztliche Beurteilung der bereitgestellten Daten erhalten“, erklärt Dr. Johannes Leiner, Assistenzarzt am Herzzentrum Leipzig, den besonderen Nutzen des Projekts. Menschen mit Risiko für oder bei bekannten Herzrhythmusstörungen ist ein Screening mithilfe von Wearables zu empfehlen, so Prof. Bollmann.
Via App können selbst aufgenommene EKGs übertragen werden und Beschreibungen des eigenen Gesundheitszustandes standardisiert erfasst werden. „Sogenannte Patient-Reported Outcome Measures (PROMs) in Verbindung mit der sicheren Datenerfassung und direkten Anbindung an eine klinische Infrastruktur machen das Projekt einzigartig“, ergänzt Dr. Leiner.
Herzrhythmusüberwachung mithilfe der TeleWear-App
Eine Voraussetzung zur aktiven Nutzung der App ist die Studienteilnahme und der Besitz einer Smartwatch, die das Aufzeichnen von Gesundheitsdaten wie zum Beispiel eines EKGs ermöglicht. „Die Qualität eines Smartwatch-EKGs ist mittlerweile so gut, dass die europäischen Leitlinien bereits jetzt erlauben, dass mithilfe von Wearables-EKGs eine Diagnose erstellt werden darf“, sagt Prof. Bollmann über die selbstgeschriebenen EKGs.
Herz-Kreislauferkrankungen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Im Fokus der aktuellen Studie des Leipziger Teams steht die Überwachung von Menschen mit Vorhofflimmern, eine der am meisten auftretenden Formen von Herzrhythmusstörungen und verantwortlich für ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Die entwickelte App ist jedoch nicht als Notfallassistent zu verstehen. Bei akuten Beschwerden sollte der Notruf 112 gewählt werden.
Das Telewear-Projekt wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des von den Abgeordneten des Sächsischen Landtags beschlossenen Haushaltes.