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Den Herbst nicht zu Herzen nehmen

Kälte, Jahresendstress und Infektionskrankheiten zehren am wichtigsten Muskel des Körpers. Das macht sich auch am Attendorner Krankenhaus deutlich bemerkbar. Die Helios Klinik behandelt aktuell wieder saisonal-bedingt wesentlich mehr Patienten mit akuten Herzerkrankungen.

11. November 2024

Als Herr Brüser die Schmerzen in der Brust nicht mehr aushält und er schweißnass auf dem Sofa liegt, greift seine Frau zum Hörer und wählt die 112. Schon die Rettungssanitäter ahnen, worauf der Einsatz an diesem Herbstmorgen hinausläuft. Zumal der Endfünfziger über Beklemmungen und Todesangst klagt, als das Rettungsfahrzeug in die Notaufnahme einbiegt. Schon kurz darauf liegt er auf dem Katheter-Tisch.

Ab circa Ende September steigt jedes Jahr die Zahl der Herzinfarkte deutlich an und erreicht im November ihr Maximum. Fallen die Zahlen in den Sommermonaten wieder, gehen diese pünktlich zu Beginn der kalten Jahreszeit zuverlässig in die Höhe. So auch in diesem Jahr. Schon im Oktober verzeichnete die Helios Klinik einen Anstieg von fast 60 Prozent gegenüber dem warmen Ferienmonat August.

„Herbstzeit ist Herzzeit. Wir werden wie jedes Jahr mit Herzinfarkten regelrecht überschwemmt“, sagt Prof. Dr. Atilla Yilmaz, Chefarzt der Kardiologie, mit Blick auf die vollen Behandlungsräume und Belegungszahlen in Attendorn. Zur wichtigsten Ursache für die Häufung akuter Herzinfarkte in der kalten Jahreszeit gehören die niedrigen Umgebungstemperaturen, die zu Koronarspasmen oder -krämpfen führen können. Diese wiederum führen zu koronaren Verschlüssen. Das Phänomen beobachtet der Herzspezialist Yilmaz oft bei einsetzendem Schneefall. Schon in seiner vorherigen Klinik im Thüringer Wald wurden häufig Patienten mit einem Herzinfarkt eingeliefert: Sie hatten sich beim Schneeschippen überanstrengt.

Mit dem Klimawechsel gehen auch die Todeszahlen in die Höhe. Laut aktuellem Deutschen Herzbericht 2024 der Deutschen Herzstiftung starben im letzten Erfassungsjahr 2022 knapp 217.000 Menschen an Herzerkrankungen, und damit knapp 11.000 mehr als im Jahr davor, die meisten in den Hauptwintermonaten Januar und Februar.

 

Bildgebende Verfahren für Diagnostik unverzichtbar

Wichtig seien daher eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Herzkrankheiten, schon bevor akute Eingriffe überhaupt erforderlich werden“, so der Sauerländer Herzspezialist und erklärt:

„Essentiell für eine angemessene Behandlung sind bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel unsere koronare CT-Angiographie (CTAA), bei denen wir bei Nachweis einer koronaren Engstelle gleich im Anschluss nach der Diagnostik in unserem Herzkatheterlabor auch eine interventionelle Behandlung durchführen können.“

Bei der CTAA werden die Herzkranzgefäße mit Kontrastmittel sichtbar gemacht, um Verengungen oder Blockaden zu erkennen. Dabei injiziert man mittels eines peripheren Venenkatheters über eine große Vene Kontrastmittel. Schon nach kurzer Wartezeit können die Herzkranzgefäße dann sicher dargestellt werden. Im Gegensatz dazu ist es bei einer Herzkatheterdiagnostik üblich, über eine meist am Handgelenk liegende Arterie einen dünnen, flexiblen Katheter bis zum Herzen vorzuschieben, um die Gefäße auf dem Röntgenbild sichtbar zu machen. Dies bietet allerdings dann direkt die Möglichkeit, potenzielle Engstellen mittels eines Ballons und Stent-Implantation in gleicher Sitzung aufzuweiten.

Damit es gar nicht erst soweit kommen muss, ist auch hier Vorbeugung die beste Medizin. Regelmäßige moderate Bewegung, ausgewogene Ernährung, gutes Stressmanagement, wärmere Kleidung und eine Reduzierung des Zigaretten- und Alkoholkonsums bedeuten gerade zur kühleren Jahreszeit eine wichtige Unterstützung der Herz-Kreislauffunktionen.

„Das klingt erstmal alles sehr nachvollziehbar und logisch, doch ist allgemein das Wissen um diese gesundheitlichen Zusammenhänge leider immer noch nicht sehr verbreitet“, stellt Dr. Yilmaz fest und findet, dass gerade der kritische Herzmonat November die richtige Zeit sei, um sich über dieses Thema zu informieren.