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Wenn der Stuhlgang zur Marathonsitzung wird

Jeder hat sie, doch (fast) niemand spricht darüber: Hämorrhoiden helfen, den Afterkanal im Inneren dicht zu halten und dienen damit der so genannten „feinen Kontinenz“. Doch außerhalb des Körpers haben sie nichts zu suchen. Warum die Schwellkörper austreten und weshalb der Attendorner Proktologe Dr. Ahmad Farid Nasri für viele eine der wenigen Anlaufstellen in der Region ist.

28. Oktober 2024

Thorsten W. ist Berufskraftfahrer und leidet schon seit Jahren an einem Problem, über das niemand gerne spricht. Stark vergrößerte Hämorrhoiden behindern seine Verdauung. Als die Blutungen, das Nässen und der Juckreiz am After so stark werden, dass er es kaum noch aushält, sucht Thorsten W. seinen Hausarzt auf. Der Allgemeinmediziner überweist seinen Patienten gleich weiter zur Fachbehandlung in die Helios Klinik. Einige Tage später schon untersucht ihn Proktologe Dr. Ahmad Nasri, Oberarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Der Beruf des 58-jährigen Brummifahrers ist stressig. Ungesundes- und unregelmäßiges Essen sind auf den langen Fahrten auf der Autobahn viele Jahre ständige Begleiter. Zudem ist er auf die Toiletten auf Raststätten und Parkplätzen angewiesen. Der daraus resultierende unvollständige und unregelmäßige Stuhlgang verursacht zunehmende Beschwerden.

Sie beeinträchtigen nicht nur seinen Alltag, sondern verursachen starke Schmerzen und Blutungen. Der Attendorner muss häufig zur Toilette. Ständig verspürt er Stuhldrang und hat oft auch nach über zwanzig Minuten Sitzen auf dem WC noch das unangenehme Gefühl, sich nicht vollständig entleert zu haben. Bereits einige Minuten später sucht er erneut die Toilette auf und presst stark, um sich weiter zu erleichtern. „Ich habe immer das Gefühl, es müsste noch was kommen. Aber es passiert dann nichts mehr“, klagt Herr W. über sein Problem beim Stuhlgang.

Presszwang verursacht Hämorrhoiden-Wachstum

Laut Dr. Ahmad Farid Nasri führe der Zwang zum Pressen während der Stuhlentleerung und die Druckerhöhung auf den Enddarm zur Vergrößerung des Hämorrhoidalgewebes im Afterkanal. Dadurch werde die „innere Abdichtung“ dann beeinträchtigt, weil sie nicht mehr richtig schließe. Der nun ungewollte Austritt von Darmflüssigkeit verursacht Juckreiz und Brennen im Afterbereich. Verstopfung und zu feste Konsistenz des Darminhaltes seien die Folge und verursachten zusätzlich Blutungen und Schmerzen, so Dr. Nasri.

Zweimal wöchentlich hält er seine proktologische Sprechstunde im Attendorner Krankenhaus ab. Sein Fachgebiet sind die Erkrankungen des Enddarms. Der Andrang ist groß – auch außerhalb der Sprechzeiten – denn es mangelt nicht an Notfällen, die in der Regel nicht abgewiesen werden.

„Bei bis zu 70 Prozent der erwachsenen Bevölkerung, Männern wie Frauen, treten im Laufe des Lebens hämorrhoidale Leiden auf. Neben falschem Ernährungsverhalten können auch krankhafte Störungen des Darmes als Ursache vorliegen, die wir mit weitergehenden Untersuchungen, zum Beispiel Darmspiegelungen, abklären und behandeln“, erklärt Dr. Nasri.

Nicht jedes Hämorrhoidalleiden kommt unter das Messer. Sehr oft reichen konservative Behandlungsmaßnahmen und Empfehlungen aus. „Über 90 Prozent unserer Patienten haben Probleme bei der Stuhlentleerung. Darum thematisieren wir im Behandlungsgespräch zunächst ausführlich das Essverhalten“, führt Dr. Nasri aus. Und akut helfe auch oft der Einsatz von Wund- und schmerzstillenden Salben, ein Weg, für den Patienten immer Geduld mitbringen müssten, die sich am Ende aber auszahle. „In frühen Stadien der Krankheit können Stuhlregulation und Ernährungsberatung schon genügen“, so Dr. Nasri, der als einer der wenigen Mediziner im Kreis Olpe auf dieses Thema spezialisiert ist.

Schlechtes Ernährungsverhalten und Bewegungsmangel

Zu schnelles und schlecht zubereitetes Essen sind häufig der Auslöser des Problems. Und das beginnt schon im Mund. Wenn es nicht ausreichend gekaut wird, gelangt es kaum- oder unverdaut in den Darm. Um es zu verarbeiten, muss der Darm sehr viele Bakterien produzieren, um die Nahrung zu zersetzen. Diese wiederum setzen viel Sauerstoff frei. Die Folge sind mitunter schmerzhafte Blähungen und dass der Stuhl auf seinem Weg nach draußen von der Luftbarriere im Darm blockiert wird. Das alles kann man häufig mit einer Umstellung auf ballaststoffreiche Kost und einem bewährten Hausmittel stoppen: Flohsamenschalen.

Das ursprünglich aus Indien stammende Getreide ist in vielen Drogerien und Reformhäusern erhältlich. Es bildet im Darm ein Gel, welches sich um den Stuhl legt und die Gleitfähigkeit verbessert. Personen mit Hämorrhoidialleiden, aber auch Verstopfung oder Analfissuren profitieren von einer verbesserten und erleichterten Darmentleerung. 

So wie hoffentlich Thorsten W., der kürzlich eine Flohsamenschalen-Kur begonnen hat. „Ich versuche zusätzlich mit einer Ernährungsumstellung, vor allem weniger Fleisch und Zucker und mehr vegetarische Kost, mein Stuhlproblem in den Griff zu bekommen – und damit um eine OP herumzukommen“, blickt er vorsichtig-optimistisch in die Zukunft.

In frühen Stadien der Krankheit können Stuhlregulation und Ernährungsberatung schon genügen.

Dr. Ahmad Farid Nasri