Wenn man mit Georg Struck zusammensitzt und der 86-jährige aus seinem Leben berichtet, kommt nicht eine Sekunde Langeweile auf. Packend, charmant und mit ganz viel Augenzwinkern berichtet der Attendorner von seinen vielen Auftritten im Karneval im Sauerland, wo er zusammen mit seinen „Fidelen Repetalern“ die Säle zum Kochen brachte. Wie er in Köln einmal mit Willy Millowitsch gemeinsam auf der Bühne stand und beim Rosenmontagszug am Dom musikalisch für Stimmung sorgte. Er erzählt von seiner Werkstatt, in der er aus Holz Figuren bastelt, und die er für gute Zwecke spendet und von seinen Auftrittsplänen. Georg Struck ist noch immer ein gefragter Mann und führt ein erfülltes Seniorenleben.
Aber im nächsten Moment ist dann auch immer wieder von viel Stress und Arbeit die Rede. Mit 38 Jahren ereilt den Besitzer des Landhotels Struck in Niederhelden der erste Herzinfarkt, mit 51 folgt der zweite. „Das war erst nur eine kleine Gaststätte mit Landwirtschaft, die meine Frau Margarethe und ich nach und nach zu einem Hotel umgebaut haben. 15 Stunden und länger Arbeit, und das jeden Tag in der Woche, das war ganz normal“, sagt Struck. „Schließlich ging es für uns immer nur bergauf.“ 2014 scheiden beide Eheleute aus dem Betrieb aus.
Das Herz spielt noch lange Zeit mit, bis es sich im vergangenen Jahr mit Vehemenz in Erinnerung bringt: Herzrasen, Herzrhythmusstörungen und Schmerzen. Ende vergangenen Jahres wird Herrn Struck in der Helios Klinik schon ein Stent gesetzt. Kurze Zeit später treten weitere gesundheitliche Probleme auf. Ganz oben auf der Agenda steht eine medizinisch dringende Harnröhrenerweiterung, denn der Rentner hat ständig Blut im Urin: eine unerwünschte Nebenwirkung des Blutverdünners, mit dem er dem Risiko eines Schlaganfalls begegnet. Voraussetzung für diesen Eingriff ist jedoch, dass der Blutverdünner abgesetzt wird.
Ein Schirm für das Herz
„Herz oder Harnröhre? Herr Struck stand vor einem Dilemma“, sagt Dr. Fareed Haddad, Leitender Oberarzt an der Klinik für Kardiologie, Angiologie und Intensivmedizin. „Als Alternative zur medikamentösen Therapie können wir das linke Vorhofohr, die Hauptquelle für Blutgerinnsel im Herzen, sicher und einfach minimalinvasiv mit einem kleinen Schirmchen verschließen. Bei diesem, nur wenige Zentimeter großen, regenschirmartigen Gerät, das wir einsetzen, handelt es sich im einen so genannten Vorhofohrverschluss, oder auch LAA-Occluder“, so Dr. Haddad. Ein LAA-Occluder verschließt das linke Vorhofohr am Herzen, sodass sich keine Gerinnsel mehr darin bilden können. Dies reduziert das Schlaganfallrisiko ähnlich effektiv wie die Einnahme von Blutverdünnern, jedoch ohne ungewollte Nebenwirkungen wie Blutungen.
Der Einsatz eines LAA-Occluders geschieht mittels eines minimalinvasiven Eingriffes. Er wird mithilfe eines Herzkathetersystems durch die Leistengegend in das Herz eingeführt. Er wird meist unter Vollnarkose oder leichter Sedierung durchgeführt und dauert in der Regel etwa 30 bis 60 Minuten. Einziger Haken: Nicht jeder Kardiologe darf einen Occluder einsetzen. Dr. Fareed Haddad verfügt als einer der wenigen Mediziner im Kreis Olpe über eine Zertifizierung, die ihn zu diesem Eingriff berechtigt. Dieser verlangt dem Operateur absolute Präzision und Sicherheit ab. Das Resultat: Normalerweise hat sich schon einige Wochen nach dem Eingriff über dem implantierten Verschlusssystem körpereigenes Gewebe gebildet, das das Vorhofohr komplett verschließt und die Bildung von Gerinnseln verhindert. Das Schlaganfallrisiko sinkt wie bei der Einnahme von Blutverdünnern.
Wem hilft der LAA-Occluder
Ein LAA-Occluder eignet sich vor allem für Menschen mit Vorhofflimmern und einem hohen Schlaganfallrisiko, die jedoch keine Blutverdünner einnehmen können. Dazu gehören Patienten mit Blutungsrisiko, Sturzgefahr oder mit einer Unverträglichkeit gegenüber Blutverdünnern. Für diese Patienten ist der LAA-Occluder eine wirksame Alternative.
So wie für Georg Struck, denn die Harnröhrenerweiterung konnte dank des „Schirmchens“ endlich erfolgen. Blut im Urin ist für ihn kein Thema mehr. Der frühere „Fidele Repetaler“ freut sich auf das neue Jahr und kann nach langer Zeit wieder über sich selbst sagen: „Endlich bin ich schmerzfrei!“.
Mehr Informationen über den Vorofohrverschluss finden Sie hier.