Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie ist die Expertise des Helios Klinikums Bad Saarow in der Behandlung von Patienten mit Lungenversagen in der Region gefragt und der Bedarf an ECMO-Behandlungsplätzen stark angestiegen. Denn gerade bei Covid-19 kommt es häufig zu einem schwersten Lungenversagen, durch das der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden kann und auch eine konventionelle künstliche Beatmung nicht mehr ausreicht.
Mit dem Therapieverfahren ECMO (extrakorporale Membranoxygenierung) wird die Herz- und Lungenfunktion bei Kindern und Erwachsenen unterstützt bzw. übernommen. Bereits seit 2015 verfügt das Bad Saarower Klinikum als Ostbrandenburgisches ECMO-Zentrum über Verfahren zur temporären mechanischen Unterstützung der Lunge und seit 2017 auch des Herzens.
Zum Thema ECMO befragen wir Dr. med. Stefan Wirtz, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie und Leiter des ECMO-Zentrums Bad Saarow (links auf dem Bild) sowie seinen Stellvertreter, den Leitenden Oberarzt Ali Allam.
Wann kommt ECMO zum Einsatz?
Dr. med. Stefan Wirtz: ECMO kommt bei Patienten zum Einsatz, deren Lungen oder Herzen schwerstgeschädigt sind und trotz anderweitiger Behandlungsmethoden keine ausreichende Organfunktion erreicht wird. Bei ECMO handelt es sich um ein System zur Behandlung des Blutes außerhalb des Körpers, also extrakorporal. Damit wird der Gasaustausch, der von der eigenen Lunge des Patienten nicht mehr sichergestellt werden kann, ermöglicht bzw. ersetzt. Zusätzlich kann die ECMO auch zum vorübergehenden Ersatz einer akut schwer gestörten Herzfunktion eingesetzt werden.
Wann ist ECMO indiziert?
Ali Allam : Folgende Störungen können einen Einsatz der ECMO indizieren, sofern mit medikamentöser Therapie sowie konventioneller Beatmungstherapie keine Besserung erzielt werden kann: Atemversagen aufgrund einer Verletzung oder schweren Infektion der Lunge (ARDS), z.B. COVID-19, schwere pulmonale Hypertonie (hoher Blutdruck in den Lungen), akutes Herzversagen (kardiogener Schock).
Wie können Sie eine mobile Versorgung von ECMO-Patienten ermöglichen?
Ali Allam: Neben den stationären ECMO-Systemen, die wir für unsere stationären Patienten einsetzen, haben wir mit unseren mobilen ECMO-Konsolen jetzt auch die Möglichkeit, Patienten externer Kliniken dieses Therapieverfahren anzubieten, dort einzubauen und nach durchgeführtem Transfer unter extrakorporaler Zirkulation die weitere Versorgung in unserem Zentrum durchzuführen. Der sichere Transport ist nur dank der Unterstützung der zentralen Koordinierungsstelle der Feuerwehr, des Rettungsdienstes und der Behandlungsteams vor Ort möglich.
Wie wichtig ist der ECMO-Transport für die Patienten der Region?
Dr. med. Stefan Wirtz: Indem wir kritische Intensivpatienten mit einem schweren Lungenversagen, die in anderen Kliniken nicht mehr adäquat versorgt werden können, in unser Klinikum holen, zeigen wir uns verantwortlich und verbessern die Versorgung von kritisch Kranken in der Region. Damit entlasten wir die Charité und sichern die Versorgung in unserer Region.
Wir können die Versorgung dieser extrem komplexen Patienten nur hochprofessionell durch unsere umfassende apparative Ausstattung und das entsprechende HighTech-Equipment sicherstellen, das auch mobil eingesetzt werden kann, sowie durch unser spezialisiertes ärztliches und pflegerisches Team, das für diese herausfordernde Aufgabe intensiv trainiert und praktisch erfahren ist.