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„Wer aufgibt, hat schon verloren“ – eine mutmachende Patientengeschichte

Unter den 400 Teilnehmer:innen des 3. Scharmützelsee Triathlons traten am 7. August 2022 zwei Männer an, die eine besondere Geschichte verbindet: Gerrit Nabrat aus Lübben, der eine Krebserkrankung überwunden hat, und sein Arzt, Priv.-Doz. Dr. med. Thomas Schrom, Chefarzt der HNO-Klinik im Helios Klinikum Bad Saarow. Beide hatten das Ziel, gemeinsam den Triathlon zu absolvieren und damit ein Zeichen gegen den Krebs zu setzen.
08. August 2022

Wenn nur nicht immer dieses Kratzen im Hals wäre, denkt Gerrit Nabrat aus Lübben bei seinen Vorbereitungen für die ersten Triathlon-Wettkämpfe nach Corona, die im Sommer 2021 stattfinden sollen. Nach der langen Corona-Pause ohne strukturiertes Training freut sich der damals 52-jährige ehemalige Marathonläufer und aktive Triathlet riesig auf die anstehenden anspruchsvollen Sportevents. Sein Einstieg mit der olympischen Distanz im Juni 2021 beim Spreewald-Triathlon verläuft ausgezeichnet. Nun kann die Saison wieder so richtig beginnen, doch das ständige Halskratzen beunruhigt ihn.

„Wer aufgibt, hat schon verloren“ – eine mutmachende Patientengeschichte

Nach einem Besuch bei seinem Hausarzt geht alles sehr schnell. Es folgt eine Vorstellung beim HNO-Facharzt, der ihn stationär ins Helios Klinikum Bad Saarow einweist. Der Befund der Pathologie bestätigt den Verdacht: Gerrit Nabrat hat ein Tonsillenkarzinom. Das heißt: An seiner linken Gaumenmandel hat sich ein bösartiger Tumor gebildet. Schnell muss operiert werden. Da die Metastasierung besonders über den Lymphweg erfolgt und auch schon Lymphknoten vergrößert sind, müssen zudem noch 30 davon auf der linken Seite seines Hals- und Rachenraums entfernt werden.

Gerrit Nabrat ist gezwungen, sein Leben einer Vollbremsung auszusetzen. Statt sich seinem geliebten Training zu widmen, beginnt für ihn vier Wochen nach der Operation die Strahlentherapie. Doch der Spreewälder gibt nicht auf, versucht immer, aktiv zu bleiben. Anfang Oktober ist er schon wieder mit seinem Rennrad unterwegs, aber die Bestrahlungen kosten viel Kraft. Essen kann er kaum noch. Eine Ersatznahrung soll ihm helfen, die Therapie besser zu verkraften. Doch sechseinhalb Wochen nach der Diagnose hat er über zehn Kilo abgenommen und ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Seine Kräfte schwinden, er ist müde. 

Gerrit Nabrat gibt nicht auf. Im Dezember 2021 verbringt er mit seiner Frau einen Kurzurlaub an der Ostsee. Danach geht es ihm schon viel besser, er kann wieder feste Nahrung zu sich nehmen. Er ist wieder da und fährt seine erste Stunde auf der Rolle Rad.

Im Januar 2022 geht es dann ins Berchtesgadener Land zum Wandern und Skilanglauf. Die Kondition fehlt noch, aber sein Lebensmut ist zurück. Ende Januar folgen für Gerrit Nabrat vier Wochen Reha. Die Anwendungen und Therapien sind intensiv und fordern ihn, aber danach fühlt er sich wie ausgetauscht. Ab März kann er wieder regelmäßig trainieren. Zwar moderat, aber immerhin.

Bei dem ersten Nachsorgetermin im Bad Saarower Klinikum dann ein weiterer Schock: Der bildgebende Befund ist unklar. Erneut muss eine Biopsie erfolgen. Nach angstvollen Tagen des Wartens kommt für Gerrit Nabrat die Entwarnung: Der Krebs ist weg. Die gute Nachricht veranlasst ihn, ganz spontan Mallorca mit dem Rennrad zu entdecken. Jetzt geht es in großen Schritten vorwärts. Seit Mai trainiert er vier- bis fünfmal die Woche. Anfang Juni meldet er sich für den Scharmützelsee Triathlon an und startet gleichzeitig eine Spendenaktion für die Deutsche Krebshilfe „Neustart zurück ins Leben“.

Mit einer Gesamtzeit von 01:31:29 in der Sprintdistanz (750 Meter Schwimmen, 23 Kilometer Fahrradfahren und 5 Kilometer Laufen) belegte er beim Scharmützelsee Triathlon am 7. August 2022 den 9. Platz in der Altersklasse 50.

Schon beim ersten Kennenlernen stellen die zwei Männer fest, dass sie beide der Sport verbindet. Chefarzt Dr. Schrom, der in diesem Jahr seinen ersten Triathlon als Einzelkämpfer antrat, hat kein Problem damit, dass ihm sein durchtrainierter Patient weit überlegen ist. „Das ist für mich vollkommen okay und ich freue mich für ihn“, sagt er lachend.