In Deutschland erkranken rund 4.500 Frauen pro Jahr an Gebärmutterhalskrebs, 1.500 Frauen sterben daran. Ein Schwerpunkt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie des MVZ Fachbereiches am Helios Klinikum Bad Saarow ist die Diagnostik und Therapie von Zellveränderungen am Muttermund, in der Scheide und an den äußeren Geschlechtsorganen. In der ambulanten Dysplasie-Sprechstunde werden mittels eines speziellen Untersuchungsmikroskops (Kolposkop) unklare und auffällige Befunde sowie Vorstufen von Gebärmutterhalskrebs von einem Expertenteam bei jährlich über 400 Patientinnen durchgeführt. Mit Dr. Joanna Talarczyk-Desole ist das Team nun gewachsen, denn sie hat erfolgreich die Prüfung für das Kolposkopie-Diplom abgelegt.
In etwa einem Jahr ist auch Marika Kraveishvili mit ihrer fünfjährigen Kolposkopie-Ausbildung fertig. Als Assistenzärztin ist sie in der MVZ-Frauenarztpraxis Beeskow bei Frau Dr. Astrid Gottschalk tätig, wo sie den Rest ihrer Facharztausbildung absolviert.
Dysplasien oder Zellveränderungen sind zunächst nicht bösartig. Seit Anfang der 1980er Jahre ist jedoch bekannt, dass eine Infektion mit Humane Papilloma-Viren (HPV) zum Entstehen von bösartigen Zellveränderungen am Muttermund und zu Gebärmutterhalskrebs führen kann.
Humane Papilloma-Viren werden über Hautkontakt sowie Geschlechtsverkehr übertragen. Zwischen 60 bis 80 Prozent der Bevölkerung ist mindestens einmal im Leben von einer HPV-Infektion betroffen. Die Zahl der Neuinfektionen ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen am höchsten, da sie die sexuell besonders aktiven Gruppen darstellen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Neuinfektionsrate ab.
Bei einer HPV-Infektion braucht der Körper etwa 18 bis 24 Monate, um das Virus zu eliminieren. Eine HPV-Infektion ist zunächst harmlos und verursacht keine Beschwerden. Je nach Schweregrad der Veränderung können diese jedoch bei fehlender Behandlung zu einem bösartigen Tumor werden. Man unterscheidet allgemein drei Schweregrade, die von Patholog:innen anhand einer Gewebeprobe eingeteilt werden.
Die Behandlung der Dysplasien reicht von der beobachtenden Verlaufskontrolle bei leichten Zellveränderungen am Muttermund bis hin zum chirurgischen Eingriff (Konisation) bei schweren Veränderungen. Mit einer Konisation bezeichnet man das kegelförmige Ausschneiden der Mündung des Gebärmutterhalses in die Scheide mittels Laser, Skalpell oder einer elektrischen Schlinge. Der Eingriff kann ambulant oder im Ausnahmefall stationär durchgeführt werden und erfolgt von der Scheide her. Einfluss auf die Behandlungsmethode haben der Schweregrad der Veränderung, die Ausdehnung, aber auch die persönlichen Lebensumstände der Patientin, wie z.B. Familienplanung, die in einem gemeinsamen Gespräch ausführlich besprochen werden.
Darüber hinaus rät der erfahrene Frauenarzt auch allen Eltern, ihre Töchter noch vor dem ersten Geschlechtsverkehr gegen die häufigsten krebsauslösenden HP-Viren impfen zu lassen. „Die Impfung bietet 95-prozentigen Schutz gegen Gebärmutterhalskrebs, regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sind trotzdem enorm wichtig“. Eltern sollten wissen, dass auch Jungen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren gegen HPV-Infektionen mit Hochrisikoviren geimpft werden können, damit die Infektionen nicht übertragen werden.
Dr. med. Marek Budner
Dr. med. Joanna Talarczyk-Desole
Telefon/ Sekretariat: (033631) 7-2281
Bildunterschrift: Expertinnen und Experten für gynäkologische Dysplasien: v. l. Senior Consultant Dr. Marek Budner, Oberärztin Dr. Joanna Talarczyk-Desole, Assistenzärztin Marika Kraveishvili und Chefarzt Pawel Morawski, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe (Foto: Anja Paar, Helios Klinikum Bad Saarow)