Seine Patient:innen sind meist Kinder, die sich an offenen Herdfeuern verbrannt haben. Operiert werden aber auch, gemeinsam im interdisziplinären Team, Geburtsanomalien, akute und degenerative Handverletzungen oder Tumoren.
Operationsdauer von mehr als 53 Stunden
Für Dr. Jeremias Schmidt ist es bereits der zweite humanitäre Einsatz in São Tomé. Gemeinsam mit seinen Kolleg:innen, u.a. Dr. med. Martin Schreiber, Chefarzt der Plastischen, ästhetischen und rekonstruktiven Chirurgie im Helios Klinikum Erfurt, führte er in der sehr kurzen Einsatzzeit von vierzehn Tagen insgesamt 35 hochkomplexe Eingriffe durch – alles unter schwierigsten infrastrukturellen Bedingungen wie Stromausfällen und mangelnder Hygiene. Dennoch konnte erneut einer Vielzahl von vor allem jungen Patient:innen erfolgreich geholfen werden.
Für den Einsatz wird ein Operationsteam aus erfahrenen Chirurg:innen, Anästhesist:innen und OP-Pflegepersonal zusammengestellt. Die Operationsdauer betrug insgesamt mehr als 53 Stunden, also reine Schnitt-Naht Zeit und das Team betreute darüber hinaus mehr als 60 Patient:innen in der Vor- und Nachsorge.
„Wir erleben einen stetigen Zulauf von Patient:innen. Um noch mehr von ihnen helfen zu können, wurden bei diesem Einsatz Operationen zum Teil in zwei Operationssälen durchgeführt“, berichtet Dr. Schmidt. Die intensiven Personalschulungen, die Sprechstunde und die Visiten auf Station wurden ebenfalls fortgeführt und kapazitär erweitert. Im besonderen Fokus dieses Einsatzes stand diesmal die operative Ausbildung von ortsansässigen Chirurg:innen in der Behandlung von Patient:innen mit Verbrennungen, so dass diese in Zukunft kleinere und mittelschwere Verletzungen selbstständig operieren können.
Neben der Behandlung der Patient:innen, wird auch durch Lehre, Infrastruktur- und Materialbereitstellung eine deutliche Verbesserung vor Ort erreicht, um Patient:innen zukünftig besser zu versorgen. „Es geht darum, den Kolleginnen und Kollegen in Echtzeit unterschiedliche Operationstechniken zu vermitteln, die zu den örtlichen Bedingungen passen, also zu einfachen Materialien, der Hitze, fehlender Hygiene und der Verfassung der Patientinnen und Patienten“, so Dr. Schmidt.
Die Auslandseinsätze können durch die finanzielle Unterstützung der gemeinnützigen Dr.-Stephan-Knabe-Stiftung Potsdam, privaten Spendengeldern sowie der Zusammenarbeit mit Interplast Germany e.V. realisiert werden. Sie setzen sich dafür ein, Menschen in Not zu helfen.
Der neunjährige Levi
„Levi haben wir vor zwei Jahren im Alter von sieben Jahren kennengelernt. Er ist mit zusammengewachsen Fingern (Syndaktylie) auf die Welt gekommen und lebt unter einfachsten Bedingungen ohne fließendes Wasser in einem kleinen Dschungel-Dorf in der Inselmitte von São Tomé. Zudem ist sein Vater vor einem Jahr bei einem Sturz bei der Ernte von einem Affenbrotbaum tödlich verunglückt.“, so Dr. Schmidt.
Durch die angeborene Fehlbildung beider Hände konnte er bis dato im Schulunterricht nicht schreiben lernen und wurde von den Bewohnern seines Dorfs gehänselt und stigmatisiert. In mehreren operativen Eingriffen über die letzten zwei Jahre, konnten Dr. Schmidt und seine Kolleg:innen alle Finger auftrennen, sodass er jetzt die Schule besucht und schreiben gelernt hat. Ein echter Erfolg für das gesamte Team und ein lebensverändernder Eingriff für den Jungen.
Dankbarkeit der Patient:innen ist unglaublich
„Für mich ging im April ein erneuter humanitärer Einsatz in São Tomé zu Ende, in dem ich unschätzbare Eindrücke erleben konnte und die Freude von Menschen, die durch eine plastische OP Lebensqualität und Chancen auf ein besseres Leben gewinnen. Wir haben nicht nur die physische Gesundheit der Patientinnen und Patienten verbessert, sondern auch ihr Selbstwertgefühl und ihre Lebensperspektive gestärkt“, berichtet Dr. Schmidt. Und weiter: „Ich bedanke mich an dieser Stelle bei meinem Chefarzt Priv.-Doz. Dr. Oliver Thamm, der mir jederzeit mit Rat und Tat beiseite stand und meinen humanitären Einsatz in São Tomé sehr gefördert hat.“