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Was macht eigentlich eine Ärztin in Weiterbildung in der Allgemein-, Viszeral- und Onkologischen Chirurgie?

Helios Berlin-Buch – das sind mehr als 60 Fachabteilungen, über 1.000 Betten und mehr als 20.000 Patientinnen und Patienten, die von unserem Team jährlich versorgt werden. Möglich machen den reibungslosen Klinikalltag unsere Ärzte, Ärztinnen, Pflegefachkräfte und jede Menge weitere spannende Persönlichkeiten. Eine von ihnen ist Paulin. Tagtäglich hat sie viel zu tun – aber was genau sind eigentlich Paulins Aufgaben? 

03. September 2024
Jobanamnese Paulin

Paulin ist Assistenzärztin in der der Allgemein-, Viszeral- und Onkologischen Chirurgie des Helios Klinikums Berlin-Buch. Die 28-jährige angehende Fachärztin ist vor einem Jahr aus Rostock nach Berlin gezogen und schätzt an ihrem Beruf besonders die intensive Teamarbeit mit ihren Kolleginnen und Kollegen sowie die praktische Arbeit mit den Händen. Ein Bürojob wäre nicht das Richtige für sie, sagt sie. Unser Glück – denn ansonsten müssten wir ja auf sie verzichten. Wie Paulins Arbeitsalltag aussieht, was ihr besonders viel Spaß an ihrem Job macht und welches OP-Erlebnis ihr ganz besonders im Gedächtnis geblieben ist, haben wir im Interview mit ihr erfahren.

Paulin, wie ist dein bisheriger beruflicher Werdegang verlaufen?

Nach dem Abitur war ich zunächst mehrere Monate in Neuseeland auf Reisen. Ich habe mich dann für das Medizinstudium eingeschrieben und glücklicherweise einen Platz in Göttingen bekommen. Dort habe ich die ersten zwei Studienjahre, also die sogenannte Vorklinik bis zum Physikum, verbracht. Anschließend habe ich meinen klinischen Abschnitt in Rostock gemacht. Nach kurzem Aufenthalt in der Schweiz fürs Praktische Jahr habe ich 2021 meinen Abschluss gemacht. Den Berufsstart hatte ich ebenfalls in Rostock und habe den „Common trunk“ der chirurgischen Ausbildung letztes Jahr dort abgeschlossen.

Woher kam dein Wunsch, Ärztin zu werden?

Ich habe zwar keinen medizinischen Background in der Familie, wusste aber schon immer, dass ich einen Beruf machen möchte, bei dem ich mit Menschen zusammenarbeite und helfen kann. Sozusagen eine Sinnhaftigkeit in der täglichen Arbeit erlebe. Auch die Arbeit im Team mag ich sehr. Ich kann mir zum Beispiel keinen Bürojob vorstellen, bei dem man doch eher auf sich allein gestellt ist.

Warum hast du dich für den Fachbereich Viszeralchirurgie entschieden?

Schon zu Beginn des Studiums hat mich die Chirurgie am meisten fasziniert. Dieses praktische Arbeiten mit den Händen und diesen direkten Behandlungserfolg so zu sehen hat mich sehr begeistert. Ich habe dann zahlreiche Famulaturen gemacht in allen möglichen chirurgischen Fachbereichen - Neurochirurgie, Unfallchirurgie, Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie, Urologie, Gynäkologie -  letztendlich hatte ich ein super Praktikum in der Viszeralchirurgie. Ich durfte dort jeden Tag im OP bei großen Operationen dabei sein. Das hat mich zwei Wochen so begeistert, dass ich mich dann für diesen Fachbereich entschieden habe.

Welche Aufgaben übernehmt ihr in eurem Fachbereich?

Wir führen Operationen im Bauchraum durch, also zum Beispiel Gallenblasenentfernungen, Blinddarmentfernungen, Darmresektionen aufgrund von Tumoren, Eingriffe an der Leber, Magen, Bauchspeicheldrüse und vieles mehr. Ebenso gehören auch endokrinologische Eingriffe z.B. Schilddrüsenentfernungen und auch die Hernienchirurgie dazu. Mittlerweile finden viele Eingriffe minimalinvasiv statt. Hierfür arbeiten wir auch an zwei Tagen die Woche mit dem DaVinci-Roboter. Was ich so spannend an der Viszeralchirurgie finde ist, dass es ein total großes Fachgebiet ist. Es beschränkt sich nicht nur auf ein Organ und man lernt fachlich immer etwas dazu.

Hast du berufliche Ziele?

Gerade bin ich im 4. Weiterbildungsjahr zur Fachärztin für Viszeralchirurgie und da ist natürlich das große nächste Ziel, den Facharzt zu machen. Dafür muss nochmal eine mündliche Prüfung abgelegt werden. Insgesamt dauert die Weiterbildung sechs Jahre und der OP- Katalog muss ausgefüllt werden. Das bedeutet, man führt eine bestimmte Anzahl an Eingriffen durch, z.B. 25 Gallenblasenentfernungen.  Der Facharzt ist jetzt also erstmal mein erstes großes Ziel und dann schaue ich weiter.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Man muss auf jeden Fall früh aufstehen können. Der Tag fängt um 7:00 an. Dann beginnt die Stationsvisite, die 45 Minuten dauert. Da kommen Assistenzärzte, Fachärzte, Oberärzte und einmal die Woche der Chefarzt zusammen und wir gehen gemeinsam die Patientinnen und Patienten durch, besprechen die Patientenfälle, gucken, wie es den Patientinnen und Patienten geht. Um 7:45 haben wir Frühbesprechung. Wir besprechen die anstehenden OPs für den Tag und der Dienstarzt berichtet, wie sein Dienst verlaufen ist, ob noch Notfälle reingekommen sind, ob wir stationäre Aufnahmen haben oder ob wir an dem Tag noch Notfälle operieren müssen.

Nach Ende der Besprechung ca. um 8:15 geht jeder je nach Tagesplan in die einzelnen Bereiche. Wir AssistenzärztInnen haben z.B.  ein bis zwei Mal die Woche Sprechstunde und OP-Vorgespräch in der Ambulanz. Zu den Aufgaben in der Ambulanz gehört, dass wir die Patientinnen und Patienten präoperativ aufklären, die Indikation zur OP stellen, Wundkontrollen und Nachsorgen machen. Dann gibt es noch die Stationsarbeit. Dort machen wir Blutentnahmen, bereiten die Entlassungen vor, machen die Neuaufnahmen, behalten im Überblick, ob es komplexere Patientinnen oder Patienten gibt, bei denen noch wichtige Aufgaben ausstehen und natürlich gehört auch der OP dazu. Das ist natürlich der Bereich, der allen am meisten Spaß macht, wenn man in der Chirurgie arbeitet, aber es gehört eben beides dazu. Man kann Patientinnen und Patienten auf der Station vor allem dann gut versorgen, wenn man weiß, was im OP gemacht wurde und andersherum.

Mittags gehen wir wenn Zeit ist zusammen in die Mensa. Anschließend ist um 15:00 dann die Nachmittagsbesprechung. Wir besprechen, wie der Tag lief und was am nächsten Tag ansteht. Dann gehen wir nochmal auf die Station und machen eine Kurvenvisite. Wir gehen alle Laborwerte durch, überprüfen, ob die Medikamente richtig angeordnet sind, informieren uns, welche Entlassungen für den nächsten Tag anstehen oder schreiben Arztbriefe.

Welche sind die größten Herausforderungen deines Jobs?

Was natürlich anstrengend ist, sind die 24-Stunden-Dienste am Wochenende. In der Nacht sind wir für alle chirurgischen Patientinnen und Patienten Ansprechpartner. Das heißt, wir haben immer das Telefon dabei und werden zu jeder Tages- und Nachtzeit dazugerufen wenn Patientinnen oder Patienten in der Rettungsstelle sind oder es auf Station Probleme gibt. Dann muss man auf „Knopfdruck“ präsent sein und sein Bestes geben. Ebenso hat man manchmal schwierige Patientengespräche oder auch Fälle die einen unerwünschten Verlauf genommen haben und einen belasten.  Und was wirklich keinen Spaß macht: die Bürokratie.

Aber ansonsten mag ich meinen Job wirklich sehr gerne.

Was begeistert dich an deinem Job?

Ich finde es unheimlich schön, wenn man einer Patientin oder einem Patienten durch eine Operation so helfen kann, dass es ihr oder ihm anschließend sichtlich besser geht und dadurch eine Chance auf Heilung besteht.  Oft kann man die Lebensqualität deutlich verbessern. Viele kommen mit einem hohen Leidensdruck und Angst. Dann zu sehen, wie Patientinnen oder Patienten nach einigen Tagen von der Station zufrieden nach Hause gehen ist sehr erfüllend. Man bekommt auch unheimlich viel Patientenfeedback, das ist für mich der größte Lohn. Ansonsten begeistert mich, dass die Viszeralchirurgie vom Spektrum her so groß ist, dass man immer etwas Neues lernt und beinahe jeden Tag neue Erkenntnisse mit nach Hause nimmt.

Was rätst du angehenden Nachwuchsmedizinerinnen und -medizinern?

Dass es sich auf jeden Fall lohnt, Durchhaltevermögen zu haben. Es ist nicht immer einfach, manchmal ist der Ton im OP rau. Es sind auch toughe Arbeitszeiten. Es wird aber immer besser und alte Strukturen lösen sich langsam auf. Und es wird daran gearbeitet, dass man die Arbeit auch mit der Familie vereinen kann, gerade weil man den Nachwuchs in der Chirurgie braucht. Und man sollte immer Spaß bei der Arbeit haben.

Für deinen Beruf braucht man vor allem…

Teamfähigkeit, Durchhaltevermögen und Empathie für die Patientinnen und Patienten. Denn es nützt wenig, wenn du ein spitzenmäßiges Abi, aber nicht die notwendigen Sozialkompetenzen hast. Man kann alles lernen und sich viel anlesen, aber am Ende zählt die Interaktion und die Arbeit mit den Menschen.