Liebe Irit Nachtigall, erzählen Sie uns von Ihrer neuen Position als Regionalleiterin für Infektiologie und Antibiotic Stewardship in der Helios Region Ost, mit der sich auch der Konzern absolut neu aufstellt.
Ich bin sehr dankbar, dass ich in dieser Position neue Wege für den Helios-Konzern beschreiten kann. Als Regionalleiterin ist es mein Ziel, gemeinsam mit den Teams in den Kliniken Antibiotika-Verbräuche „intelligenter“ zu gestalten. Wenn es zu Auffälligkeiten kommt, fahre ich in die Klinik und berate und helfe. Dabei ist es mir sehr wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen eines wissen: Der Antibiotika-Einsatz soll verbessert werden. Das bedeutet nicht unbedingt, wie oftmals vermutet wird, weniger Antibiotika einzusetzen, sondern gezielter.
Besonders freut mich, dass ich in dieser Position auf die „Cluster-Intelligenz“ bauen kann, die den Konzern so besonders macht. Die Infektiologie ist im Krankenhauskosmos in der Regel verstreut und manchmal auch etwas diffus. Als Regionalleiterin Infektiologie und Antibiotic Stewardship verstehe ich mich daher auch als Netzwerkerin, die die Experten zusammenbringt, damit wir gemeinsam überlegen, an welchen Stellschrauben wir drehen sollten, um den Einsatz und Gebrauch von Antibiotika in den Kliniken zu verbessern.
Warum ist das wichtig?
Jeder wird schon von Antibiotika-Resistenzen gehört haben. Das heißt, Bakterien können sich so verändern, dass sie sich gegen die Wirkung von Antibiotika schützen. Da die Anzahl der resistenten Bakterien zunimmt, brauchen wir Lösungen, um zu verhindern, dass es eines Tages keine wirksamen Antibiotika mehr zur Bekämpfung von lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen gibt. Ein verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika ist also elementar wichtig. Ich will meinen Anteil dazu leisten. Dabei wird mir sicherlich auch mein Habilitationsthema helfen, und zwar wie man Handlungsempfehlungen so aufbereitet, dass sich alle Fachvertreter abgeholt und mitgenommen fühlen.
Sie sagen selbst, Sie „kehren zurück“ ins Helios Klinikum Emil von Behring. Wie meinen Sie das?
Dieses Haus ist mit sehr vertraut, weil ich um die Ecke aufgewachsen bin. Mein Blinddarm wurde hier entfernt als ich 12 Jahre alt war und auch mit anderen Blessuren war ich als Kind öfter hier. Aktuell werden meine Eltern von Cemil Öczelik und seinem Team behandelt. Und natürlich gibt es hier viele Kollegen, die ich gut kenne: Eckhard Schott habe ich in der Charité kennen- und schätzen gelernt. Mit Torsten Bauer arbeite seit über 15 Jahren hervorragend zusammen. Gemeinsam haben wir unter anderem an verschiedene Leitlinien zusammengearbeitet, aber auch gemeinsam Artikel verfasst. Last, not least ist Holger Rüssmann, der mich im Rahmen meiner neuen Position zur Mikrobiologin ausbildet und das sicher mit der ihm üblichen Ruhe und außerordentlichen Kompetenz tun wird.
Sie waren bisher im Helios Klinikum Bad Saarow. Warum ist es gut, für diese Position im „Emil“ zu sein?
Ich mag Bad Saarow sehr gerne und bin froh, dass es kein Abschied ist, sondern ich auch dort infektiologisch weiter beratend tätig bin, aber hier bekomme ich den Support für die Infektiologie, der gerade besonders wichtig ist. Die Zusammenarbeit mit so vielen tollen Menschen hier am „Emil“ – das ist wie ein Geschenk für mich!“
Zur Person:
Priv-Doz. Dr. med. Irit Nachtigall ist Fachärztin für Anästhesie mit den Zusatzbezeichnungen Intensivmedizin und Krankenhaushygiene und sie ist Infektiologin der deutschen Gesellschaft für Infektiologie. Seit 2005 forscht sie im Bereich der Infektionsmedizin, unter anderem zur Entwicklung von Handlungsempfehlungen und zum Wissensmanagement. 2015 hat sie zum Thema „Auswirkung einer Implementierungsstrategie zur evidenzbasierten Antibiotikatherapie“ habilitiert. Seit Februar 2017 ist sie Regionalleiterin Krankenhaushygiene der Helios Region Ost. Im Jahr 2018 schloss sie ein Masterstudium im Bereich Health Care Management an der Universität Nürnberg mit einem MHBA ab. Seit dem gleichen Zeitpunkt leitet sie die AG Antibiotika Surveillance der Helios Kliniken. Unter ihrer Leitung sind verschiedene Handlungsempfehlungen zu den wichtigsten Infektionserkrankungen entstanden und mehrere Publikationen aus den Helios Daten entstanden.