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Tiefe Beinvenenthrombose – kleines Gerinnsel – große Probleme

"Die tiefe Beinvenenthrombose gehört zu einem der häufigen Konsultationsgründe in unserer Notaufnahme", sagt Alexander Windisch, Chefarzt der Notaufnahme in der Helios Klinik Blankenhain. Dabei liegt die Anzahl der Neuerkrankungen bei ca. zwei pro 1000 Einwohner pro Jahr und nimmt mit steigendem Lebensalter zu. Anlässlich des Welt-Thrombose-Tags haben wir mit Alexander Windosch über diese nicht zu unterschätzende Erkrankung gesprochen.
13. Oktober 2020

Die Gefahr einer Thrombose steigt mit zunehmendem Alter, da sich die Strömungsgeschwindigkeit des Blutes, die Blutzusammensetzung und die Gefäßwand im Laufe der Jahre verändern können. Klassische Risikofaktoren sind außerdem eine längere Ruhigstellung von Körperteilen, z.B. nach Verletzungen, starkes Übergewicht, Krebserkrankungen, Schwangerschaft, Rauchen und Gerinnungsstörungen.

"DiePatienten stellen sich entweder selbst bei uns vor, da im Bereich einer unteren Extremität eine Schwellung, Überwärmung oder Schmerzen aufgetreten sind. Auch eine Schwere- oder Spannungsgefühl im Bein können Hinweiszeichen für eine Thrombose sein. Nicht selten werden die Patienten aber auch vom Hausarzt in unsere Notfallambulanz überwiesen.  Anlass hierfür kann mitunter auch eine plötzliche eingesetzte Luftnot und somit der Verdacht auf Vorliegen einer Lungenarterienembolie sein", erläutert Alexander Windisch. "Dies ist eine gefürchtete Folge der tiefen Beinvenenthrombose bei der sich das Blutgerinnsel im Bein löst und Richtung Herz und Lunge geschwemmt wird. Wie in einem Sieb bleiben die Gerinnsel dann in den kleineren oder auch größeren Lungengefäßen stecken und können lebensbedrohliche Folgeerscheinungen hervorrufen", so der Experte.

Damit es nicht soweit kommt, ist eine unverzügliche und genau Diagnostik mit Bestätigung bzw. Ausschluss der Verdachtsdiagnose einer tiefen Beinvenenthrombose notwendig. Hierfür gibt es unterschiedliche diagnostische Möglichkeiten. Allen voran steht immer die gründliche Anamnese des Patienten mit Fragen bezüglich der oben genannten Risikofaktoren. Des Weiteren sollte eine gründliche  körperliche Untersuchung bereits die Verdachtsdiagnose erhärten oder entkräften können.  Unter Zuhilfenahme bestimmter Risikorechner (z.B. Wells-Score) können ebenfalls Wahrscheinlichkeiten für das Vorliegen der Erkrankung berechnet und weitere diagnostische Maßnahmen eingeleitet werden. "Hier sprechen wir vor allem von der Bestimmung bestimmter Blutwerte z.B. D-Dimere. Ein unauffälliger D-Dimere-Wert lässt das Vorliegen einer tiefen Venenthrombose unwahrscheinlich werden", erklärt Windisch, der auch als Notarzt arbeitet. Allerdings unterliege dieser Wert einigen Störgrößen und sei somit zum alleinigen Ausschluss des Verdachts nicht geeignet. Goldstandard in der Diagnostik ist laut Windisch heutzutage die Durchführung einer Venenkompressionsonographie. Dieses diagnostische Mittel ist heutzutage in allen Notfallaufnahmen schnell verfügbar und kann ohne weitere Patientenbeeinträchtigung angewandt werden.

Tiefe Beinvenenthrombose – kleines Gerinnsel – große Probleme

Wurde die Verdachtsdiagnose einer tiefen Venenthrombose durch Anamnese, körperliche Untersuchung, Sonographie und Blutwertbestimmung bestätigt, ist es an der Zeit eine entsprechende Therapie für den Patienten einzuleiten.  Diese besteht im wesentlich zunächst aus zwei Bausteinen. Zum einen erfolgt eine Kompressionsbehandlung der betroffenen Extremität mit elastischem Wickelverband  und im Verlauf mit angepassten Kompressionsstrümpfen der Kompressionsklasse II für mindestens drei Monate. Eine Bettruhe für die Patienten wird aktuell nicht mehr empfohlen. Zum anderen erhält der Patient eine Antikoagulationstherapie, also eine im Volksmund als „Blutverdünner“ bezeichnete Medikation. Dies kann sowohl als Spritze in die Bauchdecke als auch als Tablette verabreicht werden. Die Dauer dieser „Blutverdünner“-Therapie richtet sich nach den Risikofaktoren bzw. nach der Häufigkeit auftretender Thrombosen.

Folgende Tipps zur Vermeidung von Thrombosen gibt Alexander Windisch:  "Vermeiden Sie längere Immobilisation z.B. auf Busreisen. Nutzen Sie Pausen um die Beine in Bewegung zu bringen. Auf das Rauchen zu verzichten, nützt zudem nicht nur zur Vermeidung einer Thrombose."