Gerade im Alter können auch leichte Stürze zu komplizierten Knochenbrüchen führen, weitere Erkrankungen auslösen und somit die Selbsthilfefähigkeit gefährden. Um betagte Patient*innen mit Sturzverletzungen von Beginn an optimal und ganzheitlich zu versorgen, setzt die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Bonn (UKB) gemeinsam mit dem Alterszentrum des Helios Klinikums Bonn/Rhein-Sieg auf ein kombiniertes geriatrisch-unfallchirurgisches Behandlungskonzept. Das auf der langjährigen guten Zusammenarbeit neu gegründete AltersTaumaZentrum (ATZ) wurde jetzt von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zertifiziert und bestätigt somit die hohe Qualität.
Als überregionales Traumazentrum versorgt das Universitätsklinikum Bonn jährlich mehrere hundert schwerverletzte Patient*innen, über 230 mit lebensgefährlichen Verletzungen. Durch standardisierte Abläufe im Notfallzentrum und OP ist die Versorgung Schwerstverletzter jeden Alters schnell und effektiv. „Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Zahl älterer verletzter Menschen, müssen Pflege, Physiotherapie und Ergotherapie mit den Ärzt*innen der Geriatrie und Unfallchirurgie gemeinsam die Patient*innen bis zur Entlassung betreuen“, sagt Prof. Dr. Christof Burger, Chef der Unfall-, Hand- und Plastisch-Rekonstruktiven Chirurgie am UKB.
Die Behandlung der älteren Verletzten beginnt im Notfallzentrum
„Unser Ziel ist es, nicht nur unsere älteren Patient*innen schnell wieder zu mobilisieren, sondern ihnen eine Integration in ihr soziales Umfeld zu ermöglichen. Dafür müssen sie direkt nach dem Unfall frühestmöglich auch altersmedizinisch versorgt werden“, sagt Privatdozent Dr. Albert Lukas, Leiter des Alterszentrums des Helios Klinikums Bonn/Rhein-Sieg. Diese gemeinsame auf den älteren Menschen zugeschnittene Behandlungsstrategie für Sturzverletzungen, künstlichen Gelenkersatz oder Operationen an der Wirbelsäule gibt es schon seit mehr als vier Jahren. Denn viele betagte Patient*innen haben auch andere Erkrankungen. Oft sind Lunge, Herz, Leber oder Nieren nicht mehr so leistungsfähig. Hierfür besteht ein enger Austausch mit den Abteilungen der Anästhesiologie und der Inneren Medizin am UKB. „Zudem sind die Therapiepläne für geriatrische Patient*innen komplexer und sie benötigen mehr Betreuung als jüngere Menschen. Die operative Versorgung sollte eine frühe Mobilisation erlauben, ohne später auf Gehhilfen oder gar den Rollstuhl angewiesen zu sein. Alle Maßnahmen müssen daher auf die Patient*innen individuell zugeschnitten werden“, sagt Privatdozent. Dr. Sebastian Scheidt, Zentrumskoordinator und Oberarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am UKB.
Versorgung muss auf die Bedürfnisse älterer Menschen abgestimmt sein
Daher arbeiten die Expert*innen der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am UKB und die Spezialist*innen der internistischen Altersmedizin aus dem Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg Hand in Hand. Konkret werden die operierten hochbetagten Patient*innen durch die Geriatrie auf der orthopädisch-unfallchirurgischen Station während des gesamten Aufenthaltes mitbetreut. Hierdurch wird zum einen eine altersspezifische medizinische Behandlung der älteren Patient*innen gewährleistet, zum anderen kann der Verlauf vor, während und kurz nach der Operation durch den orthopädisch-unfallchirurgischen Operateur*in engmaschig überwacht und damit eine qualitativ hochwertige Versorgung sichergestellt werden. Neben den Ärzt*innen ist das extra geschulte Pflegepersonal ein weiterer relevanter Bestandteil des integriert geriatrisch-orthopädischen Konzeptes. Zudem sind zusätzliche Physio- und bei Bedarf Ergotherapieeinheiten fester Therapiebestandteil. Nach der Akutbehandlung werden die hochbetagten unfallchirurgischen Patient*innen in die geriatrische Schwerpunktbehandlung im Helios Klinikum Bonn/Rhein-Sieg unter regelmäßiger Supervision und kollegialem Austausch verlegt. Auch nach der Verlegung gibt es regelmäßig gemeinsame Visiten der Geriatrie und Unfallchirurgie. „Das ATZ bietet älteren Patient*innen von Aufnahme bis Entlassung einen durchgeplanten Therapiepfad, der Komplikationen minimieren und das bestmögliche Behandlungsergebnis für alle unsere Patient*innen erbringen soll“, sagt ATZ-Koordinator Scheidt.