„Haben Sie ständig das Gefühl zur Toilette zu müssen? Oder Angst, in ganz alltäglichen Situationen wie beim Husten, Lachen oder Treppensteigen ungewollt Urin zu verlieren? Dann kann es sein, dass Sie an einer Blasenschwäche leiden“, erklärt Dr. med. Hans-Jürgen Richter. Mit einer Blasenschwäche umzugehen, ist für niemanden leicht, da sie den Alltag mitunter erheblich einschränkt und der Austausch darüber oft vermieden wird. Tatsächlich ist Harninkontinenz ein häufig auftretendes Symptom, dessen Ursache in ganz verschiedenen Bereichen liegen kann.
Von einer Beckenbodenschwäche ist etwa jede zweite Frau ist im Laufe ihres Lebens betroffen, wobei die Dunkelziffer erheblich höher vermutet wird. Denn diese Volkserkrankung ist mit einem Tabu behaftet, sodass viele ihr Leiden aus Scham nicht mit einem Arzt besprechen. Betroffene schweigen und die auftretenden Einschränkungen der Lebensqualität werden meist still akzeptiert.
Sind die Beckenbodenmuskulatur und die elastischen Beckenbänder geschwächt, kann es zu einer Senkung der von ihnen getragenen Organe kommen. Zu Senkungsbeschwerden gehören u.a. häufig Schmerzen und ein Fremdkörpergefühl im Unterbauch sowie Probleme beim Entleeren von Blase und Darm. Ein gezieltes Training der Beckenbodenmuskulatur und der Einsatz von Hormonen sind auch hier wirksame und einfache Therapieformen. In stärkeren Senkungsfällen ist eine operative, minimalinvasive Korrektur des Beckenbodens möglicherweise die beste Wahl.
Risikofaktoren für Senkungsbeschwerden
Im Laufe des Lebens schwächen Über- und Fehlbelastungen die Beckenbodenmuskulatur. Zu den Risikofaktoren für Senkungsbeschwerden zählen:
- Übergewicht
- schwere körperliche Arbeit
- Schwangerschaften und Geburten
Beckenbodentraining stärkt Muskulatur
Machen Sie sich täglich ein paar Minuten Beckenbodengymnastik zur Gewohnheit! Diese hilft insbesondere bei Stressinkontinenz, Ihre Beschwerden zu reduzieren oder sogar ganz zu beenden. In manchen Fällen ist ein operativer Eingriff hilfreich. Die Übungen bestehen aus einer bewussten Anspannung und Entspannung der Beckenbodenmuskulatur im Wechsel. Haben sich die Organe bereits abgesenkt, kann Beckenbodentraining in vielen Fällen verhindern, dass die Organe ihre Position weiter verändern.
Referent: Dr. med. Hans-Jürgen Richter, Chefarzt Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
19. April 2021, 15 – 17 Uhr
Tel.: (03921) 96-3103