Keuchhusten (Pertussis) ist eine Infektionskrankheit der Atemwege, die in den allermeisten Fällen vom Bakterium Bordetella pertussis ausgelöst wird. Der Name des Erregers leitet sich vom Lateinischen „Pertussis“ ab, das mit „starker Husten“ übersetzt werden kann. Der über Wochen anhaltende, bellende, trockene Husten ist auch das prägende Symptom des Keuchhustens.
Ursache für den Anstieg der Keuchhustenfälle
Der deutliche Anstieg der Keuchhustenfälle in diesem Jahr ist vermutlich auf verschiedene Ursachen zurückzuführen. „Einerseits ist nach der Corona-Pandemie ein Nachholeffekt zu beobachten. Durch Kontaktvermeidung waren die Infektionszahlen zeitweise deutlich reduziert, nun infizieren sich die empfänglichen Personen gewissermaßen nachträglich. Zudem kommt es in Europa trotz hoher Impfraten alle drei bis fünf Jahre zu einem Anstieg der Keuchhustenfälle. Auch dies könnte 2024 relevant sein“, sagt Dr. Konrad Trülzsch, Krankenhaushygieniker und Virologe am Helios Amper-Klinikum Dachau und ergänzt: „Möglicherweise spielt auch eine veränderte Diagnostik von Atemwegserkrankungen eine Rolle: Durch so genannte PCR-Tests wird der Erreger heute häufiger nachgewiesen als dies vermutlich früher der Fall war.“
Besonders gefährlich ist Keuchhusten für Babys und Vorerkrankte. Junge Säuglinge unter sechs Monaten zeigen in der Regel einen untypischen Krankheitsverlauf ohne Hustenanfälle. Jedoch kann es bei ihnen zu lebensbedrohlichen Atemstillständen kommen, die im Krankenhaus intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Eine schwerwiegende Komplikation der Atemstillstände ist die Schädigung des Gehirns durch Sauerstoffmangel, da dieser zu bleibenden geistigen und körperlichen Beeinträchtigungen führen kann.
Ungeimpfte Säuglinge sowie Frühgeborene oder Kinder mit Asthma haben ein besonders hohes Risiko für schwere Krankheitsverläufe. Häufige Folgeerkrankungen eines Keuchhustens sind Lungenentzündungen und Entzündungen des Mittelohrs, auch Krampanfälle können auftreten. In seltenen Fällen kann es zu einer Gehirnerkrankung kommen, die oft bleibende Schäden verursacht.
Behandlungsmöglichkeiten und Impfung
Da Keuchhusten eine bakterielle Erkrankung ist, erfolgt in der Regel eine antibiotische Behandlung. Gängige Wirkstoffe sind Clarithromycin oder Azithromycin. Unter einer Antibiotikabehandlung verkürzt sich die Zeitspanne, in der infizierte Menschen ansteckend sind, von rund fünf Wochen auf den Zeitraum bis fünf Tage nach Beginn der antibiotischen Therapie.
Die Antibiotikatherapie kann den klinischen Verlauf der Infektion jedoch nur dann verkürzen, wenn die Anfallsphase der Erkrankung noch nicht begonnen hat oder noch nicht lange andauert (ein bis zwei Wochen). Zu einem späteren Zeitpunkt kann man noch eine Verkürzung der Ansteckungsfähigkeit erreichen, die Ausprägung des Hustens ändert die Therapie dann aber nicht mehr. Erkranken junge Säuglinge oder ungeimpfte Kleinkinder an Keuchhusten, sollten sie wegen des hohen Risikos für Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden.
Die Impfung bietet einen guten Schutz vor schweren Keuchhustenverläufen. Der Impfstoff richtet sich hauptsächlich gegen das sogenannte Pertussistoxin und andere Faktoren von Bordetella pertussis und nicht gegen das Bakterium selbst, so dass geimpfte Personen den Erreger trotzdem, wenn auch deutlich reduziert, übertragen können.
„Die Impfquote bei Kleinkindern liegt mit über 90 Prozent auf einem sehr hohen Niveau. Da die Impfung jedoch keinen dauerhaften Schutz bietet, ist eine Auffrischung bei Erwachsenen erforderlich. Bis zum Jahr 2020 nahm die Rate der Pertussis-Auffrischungsimpfungen eher zu; für die folgenden Jahre fehlen noch verlässliche Daten. Es ist denkbar, dass während der Corona-Pandemie eine gewisse Impfmüdigkeit oder Skepsis entstanden ist. Dennoch wird die Impfung dringend empfohlen, um sich selbst und gefährdete Personengruppen vor der Erkrankung zu schützen“, sagt Krankenhaushygieniker Dr. Konrad Trülzsch.
Bildunterschrift: Dr. Konrad Trülzsch, Krankenhaushygieniker und Virologe am Helios Amper-Klinikum Dachau © Helios