Patient:innen haben meist viele Stunden vor ihrer Operation nicht getrunken, oft zuletzt am Vorabend. Eine häufige Folge: Die Patient:innen sind durstig und dehydriert. Daraus ergeben sich mitunter ernsthafte Komplikationen, die die Gesundheit der Patient:innen gefährden. Um dem entgegenzuwirken, hat Helios mithilfe eines Qualitätsmanagement-Instrumentes (Plan-Do-Study-Act-Zyklen) ein Nüchternheitskonzept entwickelt, das auch in den Helios Amper-Kliniken in Dachau und Indersdorf zum Einsatz kommt. Patient:innen dürfen nun bis zum Abruf in den OP klare Flüssigkeiten sowie Kaffee oder Tee mit wenig Milch trinken. Auch die neue europäische Leitlinie, deren erste Ergebnisse auf dem internationalen Anästhesiekongress im Mai vorgestellt wurden, unterstützt dieses Vorgehen. Da die Folgen überlangen Flüssigkeitsverzichts für viele Patientengruppen eine Gefahr darstellen, wird das Trinken in den letzten zwei Stunden vor einer Operation nun erlaubt.
Für die Umsetzung des Konzeptes hat Helios Nüchternheitskarten etabliert, die an ein klassisches Ampelsystem angelehnt sind. Patient:innen mit einer grünen Karte haben keine wesentlichen Vorerkrankungen oder operative Besonderheiten und dürfen bis kurz vor der OP klare Flüssigkeiten zu sich nehmen. Mit einer gelben Karte ist ein individuelles Vorgehen vorgesehen, da die Patient:innen Vorerkrankungen oder operative Besonderheiten aufweisen. Eine rote Karte signalisiert, dass ab sofort weder gegessen noch getrunken werden darf. Das betrifft schwerstkranke Notfallpatient:innen.
„Unser Nüchternheitskonzept verbessert die Patientensicherheit und gleichzeitig fühlen sich unsere Patientinnen und Patienten besser. Wir freuen uns sehr, dass unser Einsatz für ihr Wohl mit einer Auszeichnung beim Deutschen Preis für Patientensicherheit gewürdigt wurde“, sagt Dr. Gerald Burgard, Chefarzt der Anästhesiologie im Helios Amper-Klinikum Dachau.
Das Nüchternheitskonzept wird derzeit Helios-weit für alle Patient:innen eingeführt, die eine Narkose erhalten. Im Helios Amper-Klinikum Dachau wird das Konzept bereits seit Anfang des Jahres praktiziert.
Helios hat in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen eingeführt, um die Sicherheit der Patient:innen zu erhöhen. Dazu gehören zum Beispiel so genannte chirurgische Sicherheits-Checklisten, die auch in den Helios Amper-Kliniken sicherstellen, dass alle wesentlichen Teilschritte einer bevorstehenden Operation oder der postoperativen Versorgung im gesamten OP-Team besprochen und damit mögliche Fehler erkannt und vermieden werden. Sie kommen schon seit 2009 bei allen Operationen in allen Helios Kliniken verpflichtend zum Einsatz. In allen Helios Kliniken sind darüber hinaus gesetzliche CIRS-Fehlermeldesysteme im Einsatz. Hier können alle Mitarbeitenden Beobachtungen melden, die sie als potentielle Risiken für Patient:innen ansehen. Wegen dieser und zahlreicher anderer Qualitätsmaßnahmen gibt es in Helios Krankenhäusern eine bessere medizinische Ergebnisqualität. Sie manifestiert sich oftmals in einer deutlich geringeren Sterblichkeit in wesentlichen Krankheitsgruppen.
Der Deutsche Preis für Patientensicherheit wird jährlich vom Aktionsbündnis Patientensicherheit vergeben. Berücksichtigt werden Projekte und Forschungsarbeiten, die nachweislich die Patientensicherheit erhöhen.
Das Konzept Nüchternheitskarten ist für alle Krankenhäuser frei verfügbar, es besteht kein Copyright. Fachpersonal kann die Nüchternheitskarten über die deutschsprachige Homepage oder die englischsprachige Homepage herunterladen sowie individuell benötigte Sprachen zusammenstellen.
Bildunterschrift: Anästhesie-Chefarzt Dr. Gerald Burgard vom Helios Amper-Klinikum Dachau. © C. Fischer/SPORTPRESSEFOTOS