Als Briefträgerin war Hanna Puin viele Jahrzehnte lang bei Wind und Wetter unterwegs, um den Huckingern die Post zu bringen. 50 Jahre lang war sie Übungsleiterin und spielte mit 83 Jahren selbst noch aktiv Volleyball. Bis voriges Jahr fuhr sie Fahrrad, verreiste regelmäßig und versorgte sich bis zuletzt noch vollkommen selbstständig: „Ich habe meine Wäsche immer auf dem Speicher aufgehangen, 86 Stufen. Dabei habe ich zwar geschnauft wie eine alte Dampflok, aber das tun die jungen Leute ja auch.“ Doch im Oktober ließ ihre Leistungsfähigkeit schlagartig nach, sie bekam kaum noch Luft, benötigte ein Sauerstoffgerät. Eine Herzklappe war defekt.
Gerissene Sehnenfäden
„Die sogenannte Mitralklappe, eine der vier Herzklappen, besteht aus zwei Segeln, die mit Sehnenfäden, ähnlich wie ein Fallschirm, an der Seitenwand befestigt sind. Sie sorgen dafür, dass die freien Ränder der Segelklappen nicht in den Herzvorhof zurückschlagen können, sondern dicht aneinander liegen und die Herzkammer fest verschließen.
Bei Frau Puin war einer der Sehnenfäden gerissen und die Klappe dadurch undicht. So konnte das Herz nicht mehr genügend Druck aufbauen, um den Körper mit sauerstoffreichem Blut zu versorgen“, erklärt Dr. Martin Oels, neuer Chefarzt der Kardiologie an der Helios St. Anna Klinik.
Schonende kathetergestützte Therapie
Ein offener Eingriff kam aufgrund des Alters und anderer Erkrankungen nicht infrage, doch Frau Puin war ansonsten in jeder Hinsicht so fit, dass sie sich mit dieser massiven Einschränkung ihrer Lebensqualität nicht zufriedengeben wollte. Glücklicherweise hatte das Team um Dr. Oels von der vorherigen Wirkungsstätte eine schonende kathetergestützte Therapie der Mitralklappe mitgebracht: Bei dem Mitraclip-Verfahren werden ein oder mehrere spezielle Clips, die entfernt mit einer Wäscheklammer vergleichbar sind, mithilfe eines Katheters durch die Blutgefäße zum Herzen geschoben und in die Mitralklappe eingesetzt.
So auch bei Frau Puin. „Unter gleichzeitiger Röntgenkontrolle haben wir die beiden Klappensegel an ihrer Spitze durch zwei der etwa fingernagelgroßen Clips miteinander verbunden. Mit dem Ergebnis sind wir sehr zufrieden. Nun kann das Herz von Frau Puin wie gewohnt seinen Dienst verrichten: Bei der Erschlaffungsphase schließen die Segel nun wieder dicht ab, lassen das Blut bei der Kontraktionsphase aber links und rechts von den Klammern ordnungsgemäß vorbeiströmen“, erläutert Dr. Oels.
Erfolgreicher Eingriff
„Ich hätte nicht erwartet, dass es mir so schnell wieder so gut geht. Ich fühle mich sehr gut aufgehoben und bedanke mich herzlich für die tolle Betreuung, sowohl bei den Ärzten, als auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf der Station“, freut Frau Puin sich wenige Wochen nach dem Eingriff. Mittlerweile schmiedet sie auch schon wieder Reispläne für den Sommer.
Kardiologie-Chefarzt Dr. Martin Oels (l.) und Leitender Oberarzt Dr. Jan Ohlig (r.) freuen sich gemeinsam mit Hanna Puin über den gelungenen Eingriff.