In der Region verfügt das Team rund um den chirurgische Chefarzt Dr. Norbert Hennes an der Helios St. Johannes Klinik mit über die größte Expertise im Bereich der operativen Therapie von Pankreaskrebs. Seine Abteilung überschreitet die dafür vorgesehene Mindestmenge an Eingriffen seit Jahren um mehr als das Doppelte. Viele, der zum Teil hochkomplexen Operationen an dem Organ laufen in der Hamborner Klinik schon mit Hilfe präziser robotischer Unterstützung – mit besserem Ergebnis für die Patient:innen.
Zum Welttag der Erkrankung am 16. November ist dem Spezialisten vor allem eine Botschaft wichtig: Die Überlebensrate steigt stark an, je früher der Krebs entdeckt und je präziser der Tumor entfernt wird. In einem Interview erklärt er unter anderem versteckte Symptome und die Vorteile von vier Roboterarmen.
Was macht den Bauchspeicheldrüsenkrebs so gefährlich?
Es ist ein tückischer Tumor, weil er sich zunächst ohne offensichtliche Nebenwirkungen entwickelt. Wenn die Betroffenen deutliche Folgen spüren, wie etwa starken Gewichtsverlust, Bauchschmerzen oder Verdauungsbeschwerden, hat der Tumor häufig bereits gestreut. Deshalb ist es wichtig, dass (nicht nur) ältere Menschen frühe Symptome kennen und im Zweifel durch ihren Hausarzt oder einen Spezialisten abklären lassen. So können zum Beispiel auch unerklärliche Rückenschmerzen ein Hinweis sein. Genauso wie eine schmerzarme Gelbsucht oder ein plötzlicher Diabetes. Bei immerhin rund 15 Prozent der Zuckerpatienten geht der Insulinmangel auf eine Krebserkrankung zurück. Die Erkrankung kann dann sogar ein bis zwei Jahre vor weiteren Symptomen auftreten, ist also ein Frühindikator.
Gibt es besondere Risikofaktoren?
Studien zeigen, dass unter anderem Menschen mit betroffenen Verwandten ersten Grades oder einem vererbten genetischen Syndrom, das mit Bauchspeicheldrüsenkrebs assoziiert ist, möglicherweise ein erhöhtes Risiko haben. Aber auch eine chronische Entzündung des Organs sowie Rauchen, Adipositas oder der gerade genannte Diabetes können Risikofaktoren sein.
Welche Therapien gibt es bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Das hauptsächliche Behandlungsverfahren, der sogenannte Goldstandard, ist eine Operation. Denn eine Chance auf dauerhafte Heilung ist nur gegeben, wenn der Tumor chirurgisch vollständig entfernt werden kann. Art und Umfang des Eingriffs hängen davon ab, wo sich der Tumor innerhalb der Bauchspeicheldrüse befindet, um welche Tumorart es sich handelt und wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist. Begleitet wird die Therapie oftmals noch von einer Chemotherapie, die auch vor einer Operation zum Einsatz kommen kann, um den Tumor zu verkleinern und damit besser operabel zu machen.
Welche Vorteile bietet eine chirurgische Tumorentfernung mit robotischer Unterstützung?
Grundsätzlich sind die Eingriffe mit einem DaVinci-Roboter nachweislich schonender und auch sicherer, weil seine vier Arme kein Zittern kennen und extrem präzise arbeiten. Auch die Sichtachse, die Vergrößerung und die Drehmöglichkeiten im Körper erweitern sich enorm. Gerade Krebspatienten, deren Organismus ohnehin schon sehr geschwächt ist, profitieren davon und von den nicht-offenen Eingriffen, die sonst immer einen größeren Wärme- sowie Blutverlust, ein höheres Entzündungsrisiko und längere Heilung bedeuten.
Was macht gerade einen Eingriff an der Bauchspeicheldrüse so schwierig?
Einen Tumor an der Bauchspeicheldrüse schonend minimal-invasiv zu entfernen, ist eine extrem aufwendige Operation, die nur wenige chirurgische Teams in Deutschland überhaupt beherrschen. Unter anderem, weil das Organ sehr dicht an viele andere wichtige Organen grenzt, die mitbetroffen sind. Auch die Beschaffenheit der Drüse ist teilweise ‚weich wie Butter‘, so dass allein die zahlreichen Nähte eine Herausforderung sind. Die sogenannte Whipple-Technik dann noch besonders präzise mit einem DaVinci-Roboter anzuwenden, dazu ist nur eine Handvoll in der Lage. Um das zu erlernen, waren mein Team und ich deshalb bei extra europäischen Spitzenzentren zu Gast. Darüber hinaus haben wir in diesem Zuge auch die komplexe Nachsorge so modernisiert, dass wir die genaue Entwicklung der Patienten unter anderem fächerübergreifend im Blick haben und so mögliche Komplikationen schnell erkennen und behandeln können.
Zusatzinfos:
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jedes Jahr rund 21.000 Menschen in Deutschland am Pankreaskarzinom. Die Chance, die Erkrankung fünf Jahre zu überleben, liegt im Durchschnitt bei nur zehn Prozent für beide Geschlechter. Mit dem Weltpankreaskrebstag soll die Aufmerksamkeit für die Krankheit und ihre typischen Frühindikatoren erhöht werden, nicht nur in der breiten Bevölkerung, sondern auch in der Ärzteschaft, denn selbst viele Hausärzte kennen die Symptome nicht und schieben Rückenschmerzen oder Verdauungsstörungen auf übliche Ursachen.
Übrigens: Da die Aktionsfarbe Lila ist, wird diese Woche unter anderem der St. Johannes auf dem Dach des Altbaus an der Duisburger Klinik lilafarben angestrahlt.