Pro Jahr erkrankt rund ein Viertel der Weltbevölkerung an Hautpilzen, den sogenannten Dermatomykosen. Die meisten davon sind eher harmlose Fuß- oder Nagelpilzerkrankungen. Seltener treten die Symptome an der Kopfhaut auf, und wenn, dann waren bisher meist nur Kinder betroffen. Dass aber mittlerweile auch erwachsene Menschen, insbesondere junge Männer und Jugendliche erkranken, ist ungewöhnlich. „Auch wir beobachten im Moment wieder eine Häufung von betroffenen Patienten. Die Pilze treten meist in den besonders kurz rasierten Arealen der Kopfhaut und des Bartes auf“, erklärt Dr. Valentina Müller, Leiterin der dermatologischen Infektiologie und Mykologie der Helios Standorte Duisburg und Oberhausen. Gemeinsam mit ihrem Team konnte sie den Erreger isolieren: Trichophyton tonsurans heißt der meistgefundene Übeltäter. Das ist ein stark sporenbildender Pilz, der häufig für ringförmige Hautläsionen verantwortlich ist. Ernähren tut er sich vom Keratin, das primär in Nägeln und Haaren zu finden ist. Die Infektion kann aber eben auch die Haut schädigen und zu Juckreiz, Schuppenbildung und sogar Haarausfall führen. „Wir wollen die Menschen dafür sensibilisieren, wenn sie mögliche Symptome bei sich bemerken, sofort zu einem Hautarzt zu gehen“, so die Duisburger Hautärztin. Denn unbehandelt kann die Erkrankung erhebliche Nachwirkungen für die Betroffenen haben. Obwohl Hautpilze auf Nägel, Haare und Hautschuppen spezialisiert sind, können sie zu lokalen Hautentzündungen bis hin zur narbigen Abheilung und zum dauerhaften Haarverlust führen. „Mitunter müssen wir monatelang mit Cremes, Lösungen und Tabletten behandeln, um den Pilz sicher zu entfernen." Und trotzdem blieben manchmal Narben zurück.
Die Übertragung erfolgt über Pilzsporen, die sich auch auf die kleinsten Flächen setzen, etwa auf Rasierapparate, Bürsten oder Handtücher. Letztere sollten daher immer bei mindestens 60°C gewaschen werden, Rasierer und Bürsten bei einer Nutzung durch mehrere Menschen nach jedem Kontakt desinfiziert werden. Valentina Müller ist aber noch ein weiterer Punkt wichtig: „Es wäre zudem sinnvoll, Berufsgruppen wie Friseure, Barber und Co. darin zu schulen, auf Veränderungen der Haare und Kopfhaut zu achten und im Zweifelsfall auffällige Areale zunächst durch einen Hautarzt begutachten zu lassen.“ Wichtig ist es, ein Bewusstsein für die Erkrankung zu schaffen, denn eine schnelle Therapie entscheidet über den Verlauf und kann mitunter weitere Ansteckungen verhindern. Bisher gibt es für Pilzerkrankungen kein einheitliches Melderegister, sodass die Hautexpertin nicht auf überregionale Fallzahlen zurückgreifen kann. Der Erfahrung – und den Berichten zahlreicher ärztlicher Kolleg:innen auch aus anderen Städten – nach, könne man nach einem leichten Rückgang während der Corona-Pandemie aber aktuell auch in anderen Regionen wieder eine deutliche Zunahme verzeichnen. Daher ermutigt Laura Müller auch ärztliche Kolleg:innen zum interdisziplinären Austausch und zur engen Zusammenarbeit. „Nur so können wir die Infektionskette unterbinden.“