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Wenn die KrebsNACHsorge Leben rettet

Bei der Routinekontrolle nach einer Tumorerkrankung entdecken die Ärzt:innen in der Helios St. Johannes Klinik bei Patientin Ingrid Dorow eine Auffälligkeit an ganz anderer Stelle und können Schlimmeres verhindern. Dieser Fall zeigt auch, wie wichtig der ganzheitliche Blick bei der Krebsnachsorge sein kann, vor allem bei Patient:innen mit (genetischen) Risikofaktoren.

15. November 2024

Sie kennt die Helios St. Johannes Klinik wie ihre Westentasche. „In guten und in schlechten Zeiten, das trifft es ganz gut“, schmunzelt Ingrid Dorow, als ihr wacher Blick über den Vorplatz schweift. Ihre Schwester hat hier gearbeitet, die Tante auch. Das kleine Enkelkind ist im Kreißsaal in der dritten Etage geboren. Das waren die guten Zeiten, die weniger guten die als Krebspatientin. Denn die gebürtige Hambornerin hat schon einiges hinter sich. In den 90er-Jahren erkrankt sie an Gebärmutterhalskrebs, das gesamte Organ muss entfernt werden, fünf Jahre danach finden Ärzt:innen einen bösartigen Knoten in ihrer Brust, auch den entfernen sie ihr. Alles geht soweit gut, sie gewinnt den Kampf, sammelt neue Kraft, zieht nach Dinslaken und blickt nicht zurück. Bis zum Herbst vor zwei Jahren. Nach einer Darmspiegelung erhält die damals 69-Jährige im Oktober 2022 erneut eine Hiobsbotschaft. Der untersuchende Arzt entdeckt Auffälligkeiten im Enddarm, die nachfolgenden Untersuchungen im St. Johannes bringen schließlich Klarheit und Ingrid Dorow fühlt sich wieder wie in einem falschen Film: Erneut eine Krebserkrankung. „An anderer Stelle und in einem frühen Stadium, aber ich wusste ja genau, was auf mich zukommt.“ Chemotherapie, Bestrahlung und schließlich eine robotisch-assistierte Operation, in der ihr Teile des Enddarms entfernt werden müssen. Auch ein künstlicher Ausgang, ein sogenanntes Stoma, wird ihr gelegt. „Es war sehr hart, damit leben zu müssen. Hätte ich hier in der Klinik nicht so eine gute Beratung und die Selbsthilfegruppe gehabt, ich wäre verzweifelt.“ Der Alltag mit einem künstlichen Darmausgang ist für viele Patienten mit die größte Herausforderung nach solchen Eingriffen, das weiß auch der Chefarzt der Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Darmkrebszentrums Dr. Norbert Hennes, der Ingrid Dorow operiert: „Das Thema ist sehr schambehaftet und auch der Umgang mit einem Stoma erfordert Überwindung, deshalb bieten wir umfassende Hilfestellung in Form einer speziellen Sprechstunde mit unserer professionellen Stomatherapie an.“ Und die Medizin macht auch an anderer Stelle Fortschritte: Der bei Fr. Dorow erforderliche Eingriff wird am Standort St. Johannes schon seit einigen Jahren regelhaft mit einem OP-Roboter vorgenommen. Dieser technische Helfer ermöglicht nicht nur die präzise Tumorentfernung, sondern eine schnellere Erholung nach dem Eingriff.

 

Etwa ein Jahr lebt Ingrid Dorow mal mehr mal weniger gut mit dem Stoma, nach Abschluss der medikamentösen Therapie verlegt das Team von Dr. Hennes ihren Darm schlussendlich wieder in ihren Körper zurück. Sie ist danach geschwächt, aber auf einem guten Weg. Die empfohlenen halbjährlichen Nachsorgekontrollen werden für sie direkt am Tag der Entlassung vereinbart. Die festen Termine in bekannter Umgebung geben ihr ein gutes Gefühl, auch weil sie das chirurgische Team bestens kennt und sie sich in der Klinik gut aufgehoben fühlt. „Ich habe richtige Freundschaften geschlossen, immerhin war ich über ein Jahr fast durchgängig hier.“ Dass alle dort ihre Geschichte so gut kennen und um ihre „Krebsneigung“ wissen, lässt alle Beteiligten die Augen bei den Kontrollen besonders offenhalten, auch andere Bauchorgane geraten ab und zu in den Blick. Zu Recht, wie sich zeigt, denn im Frühjahr dieses Jahres entdecken sie wieder Veränderungen, diesmal in der Bauchspeicheldrüse. „Wir konnten in den Untersuchungen bestimmte Gewebeunterschiede erkennen, die als mögliche Vorstufen von Bauchspeicheldrüsenkrebs gelten“, erklärt Norbert Hennes. „Bei den nachfolgenden Tests war dann schnell klar, dass ein erneuter Eingriff unumgänglich ist.“

 

Die Chirurg:innen entfernen das verdächtige Gewebe wieder komplikationsarm mit robotischer Unterstützung und die nachfolgende Biopsie gibt ihnen Recht: „Es war ganz eindeutig eine Krebsvorstufe, die wieder zu Schlimmerem geführt hätte“, fasst der Chefarzt das Ergebnis zusammen. Ingrid Dorow ist erleichtert, dass sie der Krankheit diesmal ein Schnippchen geschlagen hat: „Man fragt sich natürlich schon, warum immer ich.“ Diese Frage ist auch für ihren Behandler noch offen, vor allem, weil es die ehemalige Lageristin jetzt schon so oft an verschiedenen Organen getroffen hat. Genetische Faktoren könnten eine Rolle spielen und sollten zeitnah auch im Hinblick auf die Verwandtschaft abgeklärt werden. Denn viele der sonst so typischen Risikofaktoren treffen auf die Rentnerin nicht zu: Die 72-Jährige ernährt sich überwiegend gesund, ist aktiv und hat ein stabiles soziales Umfeld. Für Norbert Hennes macht daher nicht nur im Fall von Ingrid Dorow eines immer Sinn: „Behandelnde Ärzte sollten stets die gesamte Krankengeschichte eines Patienten parat haben und nicht nur jeder ‚seinen Bereich‘. Da müssen wir Mediziner im Alltag oft noch nachbessern.“ Am seinem Standort, der Helios St. Johannes Klinik, wird dieses Prinzip schon an vielen Stellen umgesetzt, denn in den fächerübergreifenden Tumorzentren finden Betroffene eine Vielzahl von Ansprechpartner:innen unter einem Dach, enger Austausch unter den Kolleg:innen ist die Regel und erspart den Patient:innen wiederholte Diagnosen und lange Anfahrten. Für Ingrid Dorow zumindest ist die Welt jetzt wieder ein leichterer und vorhersehbarer Ort: „Die regelmäßigen Kontrollen hier geben mir immer wieder ein gutes Gefühl, denn ich weiß ja, dass sie besonders gut hinschauen.“