ACM bezeichnet eine Fehlbildung des Übergangs zwischen Hinterhaupt und Halswirbelsäule. Sie verursacht eine Verlagerung von Anteilen des Kleinhirns (Tonsillen) in das Hinterhauptsloch, wodurch die Zirkulation des Hirnwassers in diesem Bereich beeinträchtigt wird.
ACM gehört zu den häufigsten embryonalen Entwicklungsstörungen (8 pro 100.000) und bildet sich in der 6.-10. Schwangerschaftswoche aus. Mittels spezieller Ultraschalluntersuchungen kann eine ACM schon beim Ungeborenen im Uterus diagnostiziert werden.
Die Erkrankung wird nicht vererbt. Meist beginnt die Symptomatik im Kindes- und Jugendalter. Es gibt aber auch Patienten, die bis zum 30./40. Lebensjahr beschwerdefrei sind.
Chiari-Malformation Typ I
Beim Typ I verlagern sich die Kleinhirntonsillen in das Hinterhauptsloch. Zusätzlich kann die Spinnenhaut (Arachnoidea) als eine der Hüllen des Gehirns so verwachsen sein, dass die Zirkulation von Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit behindert wird. Diese Zirkulationsstörung kann Ursache für eine Syringomyelie (Hohlraumbildung im Rückenmark) sein, die sich u.U. über das gesamte Rückenmark ausbreiten und so Symptome im ganzen Körper hervorrufen kann.
Chiari-Malformation Typ II
Bei Typ II liegt eine leichte bis starke Verlagerung des Kleinhirns kombiniert mit einer Fehlbildung des Hirnstammes vor. Im verlagerten Hirngewebe sterben Nervenzellen ab. Bei ca. 80% der Betroffenen sind die Gehirnkammern, die das Hirn- und Nervenwasser bilden, krankhaft verändert, so dass es zu einem Stau des Hirnwassers kommt. Ein solcher Stau führt zu einer Erweiterung der Hirnkammern (Hydrocephalus=Wasserkopf). Sind die Schädelnähte wie bei Kleinkindern noch nicht geschlossen, dehnt sich der Schädel im Volumen aus und wirkt gegenüber dem kleinen Körper zu groß.
Chiari-Malformation Typ III
Typ III kommt extrem selten vor. Hier verlagern sich zusätzlich zu den Veränderungen bei Typ II das Kleinhirns und/oder Teile des Hirnstammes in den Nackenbereich. Diese Gewebeverlagerung kann bei einer entwicklungsbedingten Lücke in den Schädelknochen austreten, was als Enzephalozele bezeichnet wird. Kinder mit ACM III sind aufgrund der starken Schädigungen kaum lebensfähig.
Chiari-Malformation Typ IV
Noch seltener ist der Typ IV. Er beschreibt eine genetisch bedingte Unterentwicklung (Hypoplasie) des Kleinhirns bei kleinerer hinterer Schädelgrube, die im wesentlichen mit Hirnwasser gefüllt ist.
Bei den Typen III und IV sind Lebensfähigkeit und Operabilität sehr stark von den Umständen des Einzelfalles abhängig.
Mögliche Symptome bei ACM
- Kopf- und Nackenschmerzen
- Schwindel und Gangunsicherheit, insbesondere beim Blick nach oben
- Empfindungsstörungen (z.B. Kribbeln in den Händen, sensorische Defizite)
- Koordinationsstörungen
- Motorische Lähmungen der Arme und Beine
In späten Stadien:
- schlaffen Lähmungen
- spontanen rhythmischen Augenbewegungen (Nystagmus)
- Sprechstörungen, v.a. im Sinne einer verwaschenen Sprache
- Vermindertem Husten- und Schluckreflex, Schluckbeschwerden
- Kleinkinder können lebensgefährdend bedroht sein, z.B. durch Atembeschwerden und Lähmungen der Atemmuskulatur
Behandlungsmöglichkeiten
- Dekompression-Operation mit Erweiterung der hinteren Schädelgrube und des Hinterhauptsloches, Schrumpfen von Wucherungen des Kleinhirns, Lösung von Verwachsungen in der hinteren Schädelgrube und Erweiterung der Hirnhaut im Kopf-Hals-Übergang.
- Shunt-Implantation bei Hirnwasseraufstau (Typ II) zur Ableitung von überflüssigem Liquor und zur Regulierung von Überdruck