Für die meisten Menschen birgt die klirrende Kälte ein generelles Gesundheitsrisiko. Daher rät Prof. Dr. Dominik Huster, Chefarzt Innere Medizin im Helios Klinikum Erfurt: immer Mütze, Schal und Handschuhe tragen. „Bei großer Kälte stellt unser Körper die Versorgung um, konzentriert sich auf den Rumpf und die wichtigsten Organe. Dadurch fließt weniger Blut durch die äußeren Körperregionen.“ Eine Reaktion, die jeder auf dem Kopf, an den Ohren, der Nase sowie an den Händen und Füßen deutlich spürt. „Alleine über den Kopf gehen rund 30 Prozent der Körperwärmeverloren, darauf müssen wir uns in diesen Tagen einstellen“, so Professor Huster. Sein Tipp, um gesund durch den Frost zu kommen: warm einpacken, ungeschützte Hautstellen eincremen und in Bewegung bleiben. „Auch, wenn es zunehmend schwerfällt, versuchen Sie jeden Tag an die frische Luft zu kommen. Daheim wärmt im Anschluss ein selbstgemachter Ingwertee schnell wieder auf und stärkt zusätzlich die Abwehrkräfte“, empfiehlt der Mediziner. Ein abschließender Tipp: „Immer auf die Signale des eigenen Körpers hören. Gönnen Sie sich nicht nur ausreichend Bewegung, sondern auch genügend Schlaf. Ein erhöhtes Ruhebedürfnis ist in der dunklen Jahreszeitvöllig normal.“
Wenn die Temperaturen in den Keller gehen, hört man ihn wieder öfter, diesen Spruch: „Da friert einem ja das Hirn ein.“ Was aber ist dran an dieser Redewendung? „Tatsächlich ist es so, dass sich bei abnehmenden Temperaturen auch die Stoffwechselreaktionen verlangsamen. Damit einhergehen verlangsamte Denkprozesse. Erfrierende werden zunehmend träge, haben keinen Antrieb mehr, sich zu bewegen und dämmern langsam in die Bewusstlosigkeit“, erklärt Prof. Dr. Steffen Rosahl, Chefarzt Neurochirurgie im Helios Klinikum Erfurt. Ein Effekt, der übrigens auch medizinisch genutzt wird. So helfe das Absenken der Körpertemperatur bei der Behandlung schwerer Hirnverletzungen und bei der Behandlung nach einem Herzkreislaufstillstand. „Der Sauerstoffbedarf sinkt dann und im besten Fall können schwerere Schäden begrenzt werden“, so Professor Rosahl weiter.
Kälte kann zur Linderung von Schmerzen, Entzündungen und anderen Beschwerden beitragen. Menschen, die an Multipler Sklerose leiden, fühlen sich beispielsweise in der kalten Jahreszeit oft besser als im Sommer. „Sie profitieren von der Kälte“, erklärt Prof. Dr. Andreas Steinbrecher, Chefarzt Neurologie im Helios Klinikum Erfurt. Eine leichte Minderung der Körpertemperatur sorge für eine vorübergehende Linderung der Beschwerden. Entsprechend könne zum Beispiel kaltes Abduschen oder eine Therapie mit Kühlwesten bei manchen Patientinnen und Patienten zusätzlich eingesetzt werden.
Ist Eisbaden nun ein gesunder oder eher ein gefährlicher Trend? Immer mehr Menschen folgen der Tradition aus Russland. Der Gedanke daran, in der kalten Jahreszeit ins Wasser zu springen, wirkt zunächst befremdlich. „Das Eisbaden bringt gesundheitliche Vorteile mit sich. Ganz ungefährlich ist es allerdings nicht!“, mahnt Prof. Huster. Ein kurzes Eisbad im Winter kann sich positiv auf Herzkreislaufsystem, Immunsystem und die Psyche auswirken und somit das allgemeine Wohlbefinden steigern. Längeres Baden im eiskalten Wasser birgt dagegen gesundheitliche Risiken, da die niedrigen Temperaturen einen großen Schaden anrichten können – insbesondere bei untrainierten Personen. Es dürfe nicht vergessen werden, dass der Körper in diesem Momenteiner Extrembelastung ausgesetzt ist. Durch einen Kälteschock steigt die Gefahr des Ertrinkens. Auch plötzliche Atem- und Herzprobleme seien möglich. Daher der Rat des Mediziners: „Gehen Sie nicht allein zum Eisbaden und setzen Sie Ihren Körper nicht allzu lang der Kälte aus. Eine langsame Eingewöhnung mit Wechselduschen oder Badegängen in der herbstlichen Jahreszeit können den Körper auf die Extrembelastung vorbereiten.“