„Mit unserem neuen ECMO-Mobil verbessern wir die Versorgung von Patienten:innen mit Herz- oder Lungenversagen in der Region deutlich“, sagt Prof. Dr. Heinrich Volker Groesdonk, Chefarzt der Interdisziplinären Intensivmedizin im Helios Klinikum Erfurt. Im Erfurter Klinikum ist neuerdings ein Fahrzeug stationiert, das es ermöglicht, ein mobiles ECMO-Gerät samt spezialisiertem ECMO-Team zu transportieren, um somit bei lebensbedrohlichen Notfällen wertvolle Zeit zu gewinnen. Auf den Intensivstationen des Erfurter Klinikums ist die ECMO-Therapie seit Jahren Standard und im Notfall auch auf allen anderen Stationen verfügbar. Zusätzlich können Patienten:innen unter laufender Herz-Kreislauf-Wiederbelebung mit dem Rettungsdienst ins Helios Klinikum Erfurt transportiert und durch das ECMO-Team versorgt werden.
Deutschlandweit gibt es nur wenige Kliniken, die mobile ECMO-Teams rund um die Uhr bereitstellen. „In Thüringen ist das Helios Klinikum Erfurt die erste Klinik, die ein Fahrzeug samt Team, speziell zur Versorgung von Patienten:innen mit Lungen- oder Herzversagen, vorhält - 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr“, betont Prof. Dr. Groesdonk.
Die mobile ECMO (Extrakorporale Membranoxygenierung) ist eine kompakte Herz-Lungen-Maschine, die Herz und/oder Lunge im Notfall vollständig ersetzen kann. Seit der Etablierung des mobilen ECMO-Teams im Helios Klinikum Erfurt ist dieses mehrfach in Thüringen und im angrenzenden Sachsen-Anhalt zum Einsatz gekommen. „Die Patient:innen waren so schwer an COVID-19 erkrankt, dass ihre Lunge nicht mehr eigenständig arbeiten konnten“, berichtet Prof. Groesdonk. „Mit Hilfe des mobilen Geräts konnten wir lebensbedrohlich erkrankte Patient:innen vor Ort versorgen und anschließend zu uns ins Klinikum transportieren, um sie auf der Intensivstation weiter zu behandeln. Ohne ECMO hätten die Patient:innen den Transport nicht überstanden“, so Prof. Dr. Groesdonk. „Das größte Problem war der zeitnahe Transfer des Teams samt mobiler ECMO hin zum Patienten in ein anderes Krankenhaus“, erläutert Prof. Groesdonk. „Aus diesem Grund erfolgte die konsequente Weiterentwicklung des Projektes mit der Anschaffung des „ECMObils“, einem Audi Q3. Das Fahrzeug ermöglicht es uns, wertvolle Zeit zu sparen und uns sofort auf den Weg zu den Patient:innen zu machen“.
Die mobile ECMO-Therapie kommt auch für weitere lebensrettende Einsätze infrage. Beispielsweise bei der Reanimation von Notfallpatient:innen mit Herz-Kreislauf-Stillstand in anderen Krankenhäusern, Beinahe-Ertrinken, Lungenversagen, etwa durch eine traumatische Lungen-Prellung oder Lungen-Embolie.
Zwei spezialisierte Ärzte und eine Intensivpflegekraft stellen derzeit die Besatzung des ECMO-Fahrzeugs. „Es sind drei Fachkräfte notwendig, um Patient:innen unter Notfallbedingungen sicher an die ECMO anzuschließen“, erklärt Prof. Dr. Groesdonk. „Das Team unseres ECMO-Mobils begleitet Patient:innen auch nach der Erstversorgung bis auf die Intensivstation des Helios Klinikums Erfurt“.
Das Funktionsprinzip des ECMO-Systems: Bei einem Herz-Kreislauf-Versagen wird über die Leistenvene eine Kanüle gelegt, über die Blut abfließt und vom ECMO-Gerät durch den sogenannten Oxygenator gepumpt wird, der dem Blut CO2 entzieht und es mit Sauerstoff anreichert. Das Blut wird dann, über eine Arterie in der anderen Leiste, in den Körper des Patienten zurückgepumpt. Das ECMO-Gerät kann so die Funktion von Herz und Lunge im Extremfall vollständig übernehmen. Sollte nur die Lunge geschädigt sein, wird das Blut im Regelfall über eine Halsvene zurückgegeben.
Zukünftig soll das ECMO-Mobil auch verstärkt bei der Notfallbehandlung des plötzlichen Herztods zum Einsatz kommen und die konventionellen Wiederbelebungsmaßnahmen unterstützen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Gesundheit erleiden in Deutschland jedes Jahr mehr als 50.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand, davon zwei Drittel im privaten Umfeld. Nur zehn Prozent der Betroffenen überleben solch einen Notfall. „Wenn ein ECMO-Gerät bei der Reanimation zum Einsatz kommt, erhöhen sich die Überlebenschancen deutlich“, sagt Chefarzt Groesdonk.
Für Uwe Volland stand das Leben auf dem Spiel. Nach langem Angst und Bangen blicken der 58-Jährige und seine Familie endlich wieder hoffnungsvoll in die Zukunft. Ein langer Krankenhausaufenthalt inklusive einer zweiwöchigen ECMO-Therapie ebneten den Weg zurück ins Leben. Zu Tränen gerührt berichtet Uwe Volland von seinem Krankheitsverlauf.