Plötzlich ist es auf dem linken Ohr still. Annemarie Lindig kann sich noch gut an den Tag vor rund 10 Jahren erinnern. „Nach einem weiteren Schwindelanfall war ich plötzlich auf dem linken Ohr taub“, so Frau Lindig. Die 33jährige leidet seit 2012 unter einem Morbus Meniére, einer chronischen Innenohrerkrankung, die neben Schwindelattacken und Tinnitus auch zur Ertaubung führen kann. Obwohl auf dem anderen Ohr normal hörend, wurde durch die Ertaubung die Kommunikation mit den Mitmenschen zur ständigen Herausforderung. Über die Jahre hatte sie sich mit der Ertaubung arrangiert. „Ich solle damit leben, sagten zunächst die Ärzte“. Doch im März vergangenen Jahres der Lichtblick „Meine neue HNO-Ärztin sagte mir, dass ich für ein Cochlea Implantat in Frage komme“, so Annemarie Lindig. Ende 2023 dann die rettende Operation im Helios Klinikum Erfurt. Der Chefarzt der Hals-, Nasen-, Heilkunde, Prof. Dr. med. Holger Kaftan, versorgte die junge Frau mit einem Cochlea Implantat (CI). Dabei durfte die Klinik ein besonderes Jubiläum feiern: Bei der Operation von Annemarie Lindig wurde im Helios Klinikum Erfurt das 1000. CI eingesetzt. 1998 erfolgte die erste dieser Operationen im Helios Klinikum Erfurt durch den damaligen Chefarzt Prof. Dr. med. Dirk Eßer.
Anfang Januar wurde bei Frau Lindig das CI-System zum ersten Mal durch Dr. Izet Baljić, Leiter des Audiologischen Zentrums im Helios Klinikum Erfurt, aktiviert. Kurz darauf konnte sie die ersten Töne hören sowie die ersten Sprachsequenzen verstehen. „Das ist unglaublich, endlich wieder räumlich zu hören“, sagt sie freudestrahlend. Nun muss sich ihr Gehirn an die neue Aufgabe gewöhnen. Die Hörrehabilitation liegt noch vor ihr, doch sie ist überglücklich. „Ich muss mich nicht mehr erklären oder mehrmals nachfragen. Ich habe ein Stück Lebensqualität zurückbekommen.“, so die 33jährige.
Mit dem CI ist es möglich, die verloren gegangene Sinnesfunktion Hören zufriedenstellend wiederherzustellen. Das CI-System besteht aus zwei Komponenten, dem Soundprozessor mit der Sendespule und dem Implantat, das unter die Haut gesetzt und dessen Elektrodenträger in die Hörschnecke eingeführt wird. Diese elektronische Prothese kann hochgradig Schwerhörigen, gehörlos Geborenen oder später Ertaubten die Bewältigung des Alltags deutlich vereinfachen. Über das Mikrofonsystem des Soundprozessors werden Schallsignale aufgenommen und nach einer Aufarbeitung in einen elektrischen Stimulationscode umgesetzt.
Dieser wird über die Sendespule durch die intakte Haut an das Implantat gesendet, das entsprechend dem kodierten Eingangssignal über die Kontakte des Elektrodenträgers den Hörnerv elektrisch stimuliert. Der Nerv leitet die Informationen in Form von Aktionspotentialen an das Gehirn weiter, dessen Hörzentrum diese als akustische Ereignisse - also Geräusche, Klänge und Sprache - interpretiert.