Ob im Flugzeug, Auto oder zu Fuß – je höher wir steigen, desto dünner wird die Luft: Sauerstoffgehalt und Luftdruck nehmen in der Höhe ab. Gerade wenn das Flugzeug startet oder landet, verändert sich der Umgebungsdruck so schnell, dass der Druckausgleich oftmals nicht funktioniert und wir ein unangenehmes Gefühl in den Ohren spüren. Das können wir sogar in besonders schnellen Aufzügen erleben. Ähnliches – nur unter umgekehrten Vorzeichen – passiert bei Tauchgängen: Hier nimmt mit der Tiefe der Umgebungsdruck rasant zu.
Für den Druckausgleich in unseren Ohren ist die Eustachische Röhre zuständig, auch als Ohrtrompete, Tube oder Tuba auditiva bekannt. Die Röhre verbindet das – auf der anderen Seite durch das Trommelfell luftdicht abgeschlossene – Mittelohr mit dem Nasen-Rachen-Raum. Gaumenmuskeln öffnen die Röhre rachenseitig, wenn wir kauen, schlucken oder gähnen. Dadurch kann vorübergehend Luft ein- oder ausströmen und so der Druck im Mittelohr dem Umgebungsdruck angepasst werden.
Wer einen Ohrendruck spürt, kann den Ausgleich gezielt herbeiführen, indem er schluckt oder gähnt. Bei Flugreisen ist es daher ratsam, beispielsweise ein Bonbon zu lutschen oder Kaugummi zu kauen, um die Eustachische Röhre regelmäßig zu öffnen. Wem dies nicht hilft, der kann zur sogenannten Valsalva-Methode greifen: Die Nase mit Daumen und Zeigefinger zu halten, die Lippen schließen und dann gegen den geschlossenen Mund und die geschlossene Nase ausatmen.
Ist die Eustachische Röhre zu eng, kann der Druckausgleich misslingen. „Dann ist bei Unterdruck, beispielsweise im Landeanflug, das Trommelfell gespannt, was schmerzen kann“, sagt Dr. Marc Holzgraefe. „Bei den meisten Menschen ist dieses Problem angeboren.“ Aber auch eine Erkältung oder Heuschnupfen kann die Röhre verengen. Dann sind abschwellende Nasentropfen ratsam, die Betroffene am besten eine halbe Stunde vor dem Flug und bei Langstreckenflügen eine halbe Stunde vor der Landung nehmen. Ein Flug mit Erkältung kann im Ohr zwar schmerzhaft sein, ist in der Regel aber nicht gefährlich. „Selten erlangen Menschen im Flugzeug ein Barotrauma“, so der HNO-Arzt. So nennen Experten Verletzungen, die durch Druckunterschiede entstehen. Häufiger sind Taucher davon betroffen. „Auf Tauchen sollte bei Erkältung unbedingt verzichtet werden“, sagt Dr. Marc Holzgraefe. Im schlimmsten Fall kann das Trommelfell reißen. Schmerzen und dumpfes Hören sind weitere mögliche Folgen. Aber auch wer nach einem Flug unter anhaltenden Schmerzen oder Hörschwierigkeiten leidet, sollte einen Arzt aufsuchen. „Patienten, die chronische Probleme mit der Belüftung des Mittelohres haben, kann zum Beispiel ein Eingriff mit einem Endoskop helfen. Dabei wird durch eine Dehnung der Tube die Belüftung wiederhergestellt.“