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Rückenfreundliche Schulranzen – ENDO-Wirbelsäulenexperte Dr. Alexander Richter informiert

Die Ferien sind fast vorbei und der Schulalltag geht wieder los. Um Bücher, Hefter und Pausenbrot ordentlich transportieren zu können, gehört ein Schulranzen oder Rucksack zum alltäglichen Begleiter auf dem Weg zur Schule. Häufig aber schleppen Kinder schlechtsitzende oder zu schwere Schulranzen. Und auch zu wenig Bewegung kann zu Fehlhaltungen der Wirbelsäule und damit zu Schmerzen führen.
03. August 2020

„Oft wird das Gewicht des Ranzens für Rückenprobleme verantwortlich gemacht“, sagt Dr. Alexander Richter, Leitender Arzt in der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie und Neurochirurgie an der ENDO-Klinik in Hamburg. „Doch das ist nicht der einzige Grund. Die Entstehung von Haltungsschäden durch den Schulranzen ist bisher nicht bewiesen. Viele Kinder bewegen sich einfach viel zu wenig. Als Folge ist die Bauch- und Rückenmuskulatur zu schwach und zu untrainiert.“ Hinzu komme stundenlanges Sitzen in für den Rücken ungünstigen Positionen – erst in der Schule, später zu Hause vor den Hausaufgaben, dem PC, dem Smartphone oder dem Fernseher.

 „Bei Kindern ist das Knochengerüst noch nicht voll entwickelt“, so Dr. Alexander Richter. „Zu langes Sitzen und einseitige Belastung können deshalb leicht zu Fehlhaltungen führen.“ Nach der Schule sollten Schüler Sport treiben oder im Freien spielen und so ihre Muskulatur benutzen und damit kräftigen. „Ideal ist ein regelmäßiges Training im Verein“, so der Rückenexperte. „Es reicht auch, einfach auf dem Spielplatz oder im Park zu toben. Hauptsache die Kinder bewegen sich.“

Für das Gepäck der Kleinen gilt: Ein voller Schulranzen sollte nicht mehr als zehn bis 15 Prozent des Körpergewichts betragen. „Vor allem muss er gut sitzen und für das Kind angenehm zu tragen sein“, so Dr. Richter. Daher ist es wichtig, dass das Kind beim Kauf unbedingt dabei ist. Bei der Anprobe sollte auch eine Jacke oder ein dicker Pulli mitgenommen werden, damit der Ranzen auch mit dickeren Kleidungsstücken getestet werden kann. Der Rücken werde am wenigsten belastet, wenn der Ranzen eng anliegt, mit den Schultern abschließt und die Riemen nicht von den Schultern rutschen. Er sollte nie einseitig getragen werden, die Riemen sollten verstellbar und gepolstert sein, damit der Ranzen an das wachsende Kind angepasst werden kann. Zu lange Gurte verlagerten das Tragegewicht und zögen ins Hohlkreuz.

Wichtig ist auch, dass die Schüler ihren Schulranzen jeden Tag neu packen: Nur Bücher und Hefte, die am nächsten Tag gebraucht werden, kommen abends in den Ranzen. Noch besser wäre es, wenn schwere Bücher gleich in der Schule deponiert werden können.

Und noch ein Tipp von Dr. Alexander Richter: „Die schweren Bücher sollen körpernah am Rücken liegen, während die leichten Hefte in die vorderen Fächer nach außen kommen. Zwischenfächer sind notwendig, um zu vermeiden, dass Bücher bei schnellem Laufen innerhalb des Schulranzens hin und her fliegen.“