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Helios Klinik Herzberg/Osterode plant Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfe

Die Helios Klinik Herzberg/Osterode plant, zum 30. September 2024 die Gynäkologie und Geburtshilfe zu schließen. Aufgrund von andauerndem Personalmangel kann die Abteilung nicht weiter betrieben werden. Die Klinik konzentriert sich fortan auf die Akutversorgung in den anderen Fachdisziplinen. Das niedersächsische Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung ist über die Pläne informiert.

20. Juni 2024

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht. Unser oberstes Ziel ist es stets, für die Menschen in unserer Region die bestmögliche Versorgung in bestmöglicher Qualität sicherzustellen. Dazu gehört eine entsprechende personelle Aufstellung, insbesondere im ärztlichen Bereich. Gerade in der Gynäkologie und Geburtshilfe stehen wir hier jedoch in einem sehr herausfordernden Wettbewerb um Fachkräfte, in dem große Kliniken und Häuser in Ballungszentren Standortvorteile haben. Leider war es uns in den letzten Jahren nicht möglich, ein stabiles Team mit einer konstanten fachärztlichen Stärke aufzubauen. Auch das Hebammenteam hat bereits seit längerer Zeit nicht genügend eigenes Fachpersonal. Zugleich verzeichnen wir einen Trend zu immer weniger Geburten in unserer Klinik. Die werdenden Mütter bevorzugen zunehmend größere Krankenhäuser mit angeschlossenen Kinderkliniken. Auch diese nachvollziehbare Entwicklung macht uns und unserem Anspruch an Qualität und Sicherheit zu schaffen. Daher planen wir den Fachbereich schweren Herzens zum 30. September 2024 zu schließen“, fasst Klinikgeschäftsführer Johannes Richter die Situation zusammen. Mit der geplanten Schließung entfällt in der Helios Klinik Herzberg/Osterode das stationäre gynäkologische und geburtshilfliche Angebot sowie die Notfallversorgung in diesem Bereich. Die ambulante Versorgung über die an der Klinik ansässige Frauenarztpraxis MVZ am Harz bleibt bestehen.

 

Im Umkreis der Helios Klinik Herzberg/Osterode befinden sich in Northeim, Göttingen, Goslar und Nordhausen Kliniken mit Gynäkologie und Geburtshilfe, teilweise mit höherer Versorgungsstufe als die Herzberger Frauenklinik. Die Geburtskliniken sowie niedergelassene Gynäkologen und Gynäkologinnen im Umkreis, der Herzberger Bürgermeister Christoph Wagner und Landrat Marcel Riethig sind über die geplante Schließung informiert. „Wir werden die Öffentlichkeit und insbesondere alle Schwangeren und Patientinnen der Klinik über die weiteren Schritte stetig auf dem Laufenden halten“, sagt Johannes Richter.

 

Personalsituation und Qualitätsanforderungen in der Geburtshilfe

 

„Die Personalsituation in der Geburtshilfe und Gynäkologie hat sich in den vergangenen Jahren stetig weiter angespannt. Bisher konnten wir die Abteilung noch aufrechterhalten, weil wir ein sehr engagiertes Kernteam haben und immer mehr Dienste mit externem Personal besetzen. Das ist aber keine Dauerlösung, vor allem, wenn Krankheit oder Urlaub das Personal weiter verknappen“, erläutert Johannes Richter. Gerade im Rahmen der stationären Betreuung werdender Mütter, die dem Haus ihr Vertrauen schenken, sei ein aufeinander eingespieltes Team in gemeinsamer Verantwortung ein entscheidendes Qualitätsmerkmal.

 

„Grundsätzlich sollte eine Fachärztin oder ein Facharzt der Geburtshilfe im Bereitschaftsdienst jederzeit innerhalb von 20 Minuten in der Klinik sein. Das bedeutet, dass sich die Fachärzte außerhalb der Regelarbeitszeit im engen Umkreis der Klinik aufhalten bzw. wohnen müssen. Trotz umfangreicher Maßnahmen, um unsere vakanten Stellen zu besetzen, konnten wir dieses Fachpersonal in der engen Anbindung an die Klinik leider nicht in ausreichender Zahl gewinnen“, ergänzt Klinikgeschäftsführer Richter.

 

„Wir tragen insbesondere in der Geburtshilfe eine hohe Verantwortung – und das gleich für zwei Leben“, sagt auch Stephan Matzath, der Ärztliche Direktor. „Gleichzeitig gilt, dass für eine gute medizinische Qualität auch bestimmte Fallzahlen benötigt werden, denn was man häufig und regelmäßig tut, das kann man besser. Wir haben hier also zwei Faktoren, die wichtig für das Wohl unserer Patientinnen sind.“

 

„Mein Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Fachbereichs, die sich viele Jahre engagiert um die Patientinnen in der Gynäkologie und Geburtshilfe gekümmert haben“, sagt Johannes Richter. Die Klinikleitung hat die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung über die geplante Schließung informiert und wird mit dem Betriebsrat in Gespräche eintreten. „Dabei unterbreiten wir auch Angebote zur Weiterbeschäftigung in unserer Klinik und anderen Helios Kliniken.“ Pflegekräfte sind von der geplanten Schließung nicht betroffen. Auch das Sekretariatspersonal kann in der Klinik weiterbeschäftigt werden.

 

Das stationäre medizinische Leistungsspektrum der Helios Klinik Herzberg/Osterode umfasst damit künftig die Fachdisziplinen Kardiologie, Gastroenterologie, Geriatrie, Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Gefäßchirurgie sowie Anästhesie und Intensivmedizin.

 

Die Notaufnahme mit ihrem interdisziplinären Expertenteam steht jederzeit, 24 Stunden täglich und an sieben Tagen in der Woche Patientinnen und Patienten mit akuten und lebensbedrohlichen Erkrankungen in der Region zur Seite.

 

Im MVZ werden an den Standorten in Herzberg und Osterode ambulante Leistungen in der Frauenheilkunde, Chirurgie, Innere Medizin, Gastroenterologie und Allgemeinmedizin angeboten.