Kleine Technik mit großer Wirkung
Der klassische Herzschrittmacher hat ungefähr die Größe einer Streichholzschachtel. Der kleinste Herzschrittmacher der Welt sieht dagegen aus wie eine langgezogene Kapsel, und ist mit ca. 38mm Länge noch um einiges kleiner als eine gewöhnliche AAA-Batterie „In dieser Kapsel steckt jede Menge Technik zum Wohle unserer Patientinnen und Patienten. Wir freuen uns sehr, dass wir zu den ersten Kliniken gehören, die das Gerät implantieren können“, erklärt Stephan Matzath, Chefarzt der Kardiologie. „Das klassische Herzschrittmacher-System wird unter der Haut im Brustbereich eingesetzt und dann über Kabel mit dem Herzen verbunden. Der kleine Herzschrittmacher kann direkt in die rechte Hauptkammer des Herzens implantiert werden. So gibt es keine sichtbare Narbe im Brustbereich. Außerdem kommt er ohne Kabel aus, so können z.B. Infektionen vermieden werden.“
Zum Einsatz kommt das neue System bei Patientinnen und Patienten, deren Herz zu langsam schlägt (Bradykardie). In der Folge werden Körper und Gehirn nicht mehr ausreichend mit Blut und Sauerstoff versorgt. Erste Symptome sind häufig Atemnot, Schwindel oder Übelkeit. Unbehandelt kann die Erkrankung zu einer Herzschwäche und im schlimmsten Fall zu einem Herzstillstand und zum Tod führen. Ein Herzschrittmacher hilft, den Herzschlag wieder in den richtigen Takt zu bringen. Bei einem Eingriff im Herzkatheterlabor wird das kleine System über die Leiste eingesetzt. „Über das rechte Leistengefäß schieben wir die Kapsel vorsichtig ins Herz vor und positionieren es. Mit einer Mapping-Funktion können wir dabei über die Kapsel die elektronischen Signale im Herzen messen, um die optimale Position des Herzschrittmachers im Herzen zu bestimmen. Der Eingriff dauert rund 15 bis 30 Minuten. Der Patient ist dabei wach, hat aber durch eine lokale Betäubung keine Schmerzen. Nach der Implantation muss der Patient einen Tag in unserer Klinik bleiben“, erklärt der erfahrene Kardiologe Stephan Matzath.
Auch für Patientinnen und Patienten mit anderen Herzrhythmusstörungen bietet die Helios Klinik Herzberg/Osterode Behandlungen an. „Egal, ob das Herz zu langsam, zu schnell oder unregelmäßig schlägt. Mit Herzschrittmachern oder anderen Geräten können wir helfen, das Herz wieder im richtigen Takt schlagen zu lassen. Dabei suchen wir für jeden Patienten die optimale Anwendung, um die Herzfunktion bestmöglich wiederherzustellen“, sagt Stephan Matzath.
Lungenembolie: Schnelle Hilfe im Notfall
In der Helios Klinik Herzberg/Osterode ist es seit neuestem auch möglich, Patienten mit einer Lungenembolie im Herzkatheterlabor mit einem ultraschallgestützten Verfahren zu behandeln. Beim sogenannten EKOS-Verfahren werden dem Patienten minimal-invasiv über die Leistenvene zwei kleine Katheter eingeführt, die durch die rechte Herzkammer in beide Lungenarterien weitergeschoben werden. Die Katheter werden genau dort platziert, wo sich das Blutgerinnsel in der Lunge befindet; über diese wird dann ein Medikament gegeben, um die Gerinnsel aufzulösen. Zudem geben die Katheter über einen Ultraschallkern kleine Vibrationen ab, um die Aufnahme des Medikamentes zu verbessern und das Blutgerinnsel im Gewebe abzubauen. „Das EKOS-Verfahren dauert ca. 6 Stunden und findet im Herzkatheterlabor und im Anschluss kontrolliert auf der Chest-Pain-Unit statt. Für den Patienten ist es ein schmerzfreies und sehr sicheres und schonendes Verfahren. Da wir bei diesem lokalen Lyse-Verfahren direkt am Blutgerinnsel behandeln, benötigen wir nur rund ein Zehntel der normalerweise benötigten Medikamentendosis. Gleichzeitig löst sich das Gerinnsel schneller auf als bei den bisherigen Verfahren“, sagt Stephan Matzath.
Einer der ersten Patienten, bei dem das EKOS-Verfahren eingesetzt wurde, ist Hartmut Will aus Wulften. Der 70-Jährige kam u.a. mit Schwindel und Luftnot in die Notaufnahme. „Nach ersten Untersuchungen stand fest, dass Herr Will unter einer Lungenembolie leidet und sich dabei in einem Stadium befindet, das mit dem EKOS-Verfahren behandelt werden kann. Bereits wenige Stunden nach Therapiebeginn im Herzkatheterlabor zeigte sich, dass der Thrombus sich schon um die Hälfte verringert hatte“, so der erfahrene Kardiologie Stephan Matzath. Harmut Will fühlte sich in Herzberg gut betreut: „Ich danke allen Ärzten und Pflegekräften für die schnelle Behandlung. Bereits nach kurzer Zeit fühlte ich mich sehr viel besser als bei meiner Einlieferung. Es ist gut zu wissen, dass im Notfall vor Ort so gut geholfen werden kann.“
Unter einer Lungenembolie versteht man die Verstopfung der Lungenarterien mit einem Blutgerinnsel. In der Folge kommt es zu einer Unterversorgung des Blutes mit Sauerstoff und zu einer schweren Druckbelastung des Herzens. Bei diesem lebensbedrohlichen Notfall zählt jede Minute. Nach Herzinfarkt und Schlaganfall ist die Lungenembolie die dritthäufigste kardio-vaskulär bedingte Todesursache „Die klinischen Symptome einer akuten Lungenembolie können sehr vielfältig sein. Plötzlich einsetzende Luftnot, Brustschmerz, Herzrasen, kurz anhaltende Bewusstlosigkeit, Schmerzen beim Einatmen oder auch Bluthusten können Anzeichen sein. Wichtig ist in diesem Fällen eine schnelle Diagnostik und Therapie einzuleiten “, erklärt Chefarzt Stephan Matzath. „Patientinnen und Patienten mit einer akuten Lungenembolie werden dabei je nach Verlauf, Risikokonstellation und Diagnostik-Ergebnissen in unterschiedliche Stadien eingeteilt, für die wiederum verschiedene Behandlungsverfahren in Betracht kommen. Ziel der Therapie ist immer, das Blutgerinnsel aufzulösen.“